Ludwig Blumenthal

Location 
Albrechtstr. 38
District
Steglitz
Stone was laid
19 September 2013
Born
07 December 1873 in Teschen / Cieszyn
Occupation
Uhrmacher
Deportation
on 03 March 1943
Biography

Ludwig Blumenthal wurde am 7. Dezember 1873 geboren in Teschen, dem zu Österreich gehörenden Teil Schlesiens. Zugewandert in die preußisch-deutsche Hauptstadt Berlin, hatte er seit 1914 ein Uhrmacher-Geschäft im 1. Stock der Steglitzer Schloßstraße 110.

Im Erdgeschoss dieses Hauses führte die am 6. April 1872 in Ratibor, Schlesien (heute Racibórz), geborene Ehefrau Elfriede Blumenthal geb. Weiss ein Putz- und Hutgeschäft. Elfriede Blumenthal war Miteigentümerin im Haus Albrechtstraße 38, in dem das Ehepaar auch wohnte. (siehe Elfriede Blumenthal). Trotz des Angriffes auf die Rechte der jüdischen Hausbesitzer wurde Elfriede Blumenthal in den Jahren 1940 und 1941 im Berliner Adressbuch noch als Eigentümerin geführt. Im Verzeichnis der Straßen und Häuser ist allerdings erkennbar, dass neben ihr nun die in der Nähe wohnenden Frau E. Lohmann aus der Elisenstraße 2 und der Fleischermeister Hans Pfuhlmann aus der Sedanstraße 2 Miteigentümer waren. Die Hausverwaltung war ab 1940 Meta Rothenburg, Sedanstraße 44, übertragen. 

Ab 1935 zogen weitere enge Familienangehörige in das Haus Albrechtstr. 38 ein: So wohnten die beiden verwitweten Schwestern seiner Ehefrau Elfriede - Marianne Kaiser und Friederike Wangenheim - ebenso im Haus wie die Mariannes Tocher Hertha mit Ehemann Max Lewy und Friederikes Neffe Georg Schindler mit seiner Frau Klothilde. Bis zu ihrer Emigration nach Chile lebten auch die die Familie der Tochter von Adolf Weiss, dem Bruder seiner Ehefrau Elfriede in der Albrechtstr. 38.

Nach Beginn der Juden-Deportationen aus Berlin wurden die „Evakuierungen“ von jüdischen Bewohnern des Hauses Albrechtstraße 38 in drei Phasen Mitte September 1942, Anfang Dezember 1942 und Anfang März 1943 durchgeführt.

Ludwig und Elfriede Blumenthal wurden mit dem 32. Ost-Transport am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert uind ermordet. 
Ihre Untermieterin Rosalie Herbst war bereits am 14. September gemeinsam mit der Schwägerin Marianne Kaiser deportiert worden.
 

Biography

Ludwig Blumenthal wurde am 7. Dezember 1873 geboren in Teschen, dem zu Österreich gehörenden Teil Schlesiens. 
Er heiratete Elfriede Weiss, die am 6. April 1872 in Ratibor, Schlesien (heute Racibórz), geboren war. 
Am 19. November 1901 wurde in Wittkowitz, Mähren, die Tochter Herta geboren. Zugewandert in die preußisch-deutsche Hauptstadt Berlin, hatte er 1914 ein Uhrmacher-Geschäft in Berlin-Steglitz, in der Florastr. 19.  Ab 1915 führte seine Ehefrau Elfriede , in der Schloßstr. 110 im Erdgeschoß ein Hutgeschäft. Ludwig Blumenthal hatte sein Uhrengeschäft im ersten Stock.  In diesem Haus wohnten und arbeiteten Elfriede und Ludwig bis 1934. 

Am 22.10.1921 heiratete Elfriedes Tochter Herta ihren Kusin Arthur Schindler, geb. am 15.2.1896 in Breslau. Arthur Schindler war der Sohn von Elfriedes Schwester Goldine Schindler, geb. Weiss. Herta und Arthur Schindler wohnten einige Zeit bei Hertas Eltern Blumenthal in der Schlossstr. 110.  Arthur Schindler hatte seit 1926 ein Geschäft für Damenmoden in der Schlossstraße 101. 

Ludwig und Elfriede Blumenthal waren zuletzt 1933 in der Schloßstr. 110 mit ihrem „Putzgeschäft“ im Adressbuch zu finden. 1934 zog das Ehepaar Blumenthal nach Mahlow (Blankenfelde) in die Kleiststr. 11. Auch Tochter Herta und der Schwiegersohn Arthur Schindler wohnten dort. 

1936  wurde Elfriede Blumenthal, geb. Weiss als Miteigentümerin Albrechtstr. 38 ins Grundbuch eingetragen. Der Bruder Adolf Weiss hatte 1925 das Haus Albrechtstraße 38 erworben. Zu dieser Liegenschaft  mit Wohn- und Geschäftsgebäude für 30 Mietparteiengehörte ein großes Grundstück  zwischen Albrecht- , Sedan. und Beymestraße  mit Hof und Garten.  Als Adolf Weiss 1926 starb, hatte er seine Tochter Lilli  (geb. am 10. Oktober 1901)  als Eigentümerin für die Albrechtstr. 38 eingesetzt. Lilli und ihr Ehemann Martin Philipp dachten offenbar über eine Emigration nach, die sie dann 1939 nach Chile vollzogen.

Ludwig und Elfriede Blumenthal kehrten 1939 aus Mahlow nach Berlin zurück und zogen in die Albrechtstr. 38 ein. Dort lebten seit 1930 -  ausser Lilli, Martin und Charlotte Philipp - Elfriedes verwitwete Schwester Friederike Wangenheim und seit 1934 auch die verwitwete Schwester Marianne Kaiser. 
1939 wohnten dort ebenfalls Mariannes Tochter  Herta mit ihrem Mann Max Moritz Lewy sowie der Neffe Georg Schindler mit seiner Ehefrau Klothilde.  

Ludwigs und Elfriedes Tochter Herta, ihrem Sohn Wolfgang und Ehemann Arthur Schindler - der Bruder von Georg Schindler - war 1938 die Flucht nach Buenos Aires gelungen.

Am 9. August 1940 starb Elfriedes Schwester Friederike Wangenheim.
Am 14. September 1942 wurde Marianne Kaiser, geb. Weiss, nach Theresienstadt deportiert. "Offiziell" starb starb sie dort am 13. Juli 1943.
Am 9. Dezember 1942  wurden Mariannes Tochter Hertha und ihr Ehemann Max Moritz Lewy nach Auschwitz deportiert und ermordet.  
Am 03. März 1943 wurden Ludwig und Elfriede Blumenthal, geb. Weiss mit dem 33. Ost-Transport nach Auschwitz deportiert und ermordet. In diesem Transport befand sich auch der Neffe Georg Schindler;
seine Ehefrau Klothilde war bereits einen Tag zuvor, am 2. März 1943, nach Auschwitz  deportiert worden.