Alma Hanff née Abbe

Location 
Alte Jakobstraße 140
Historical name
Hollmannstraße 26
District
Kreuzberg
Stone was laid
06 April 2022
Born
26 January 1893 in Kempen (Posen) / Kępno
Deportation
on 26 February 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Alma Emma Abbe kam am 26. Januar 1893 in Kempen in der preußischen Provinz Posen als Tochter des jüdischen Uhrmachers Josef Abbe und dessen Ehefrau Helene, geb. Honig, zur Welt. Die Stadt Kempen (polnisch Kępno) liegt etwa 80 km nordöstlich von Breslau. Alma hatte noch eine Schwester, Dina Dolly, die 1894 geboren wurde.

Alma Abbe besuchte eine höhere Töchterschule und anschließend eine Handelsschule. Um 1911 übersiedelte die Familie nach Berlin. Dort wohnten sie zunächst in der Blumenstraße 35, das Geschäft des Vaters lag in unmittelbarer Nachbarschaft in der Krautstraße 3-3a. Beide Adressen befanden sich südöstlich des heutigen Strausberger Platzes. Ab 1915 ist die Familie im Berliner Adressbuch in der Markgrafenstraße 83 in Kreuzberg verzeichnet. Etwa zur selben Zeit eröffnete Josef Abbe in der Lindenstraße 29 ein Uhren- und Goldwarengeschäft, in dem auch Alma arbeitete.

Alma Abbe heiratete am 27. Oktober 1921 den Kaufmann Max Hanff, geb. am 10. April 1888 in Zielenzig (Brandenburg). Nach der Hochzeit wohnte das junge Ehepaar bei Almas Eltern in der Markgrafenstraße 83. Am 5. August 1922 kam der gemeinsame Sohn Siegfried Arie zur Welt. 1923 heiratete Almas Schwester Dolly Max' Bruder Gustav Hanff. Auch sie zogen in die Wohnung in der Markgrafenstraße 83.

Almas Mutter verstarb im Oktober 1926, ihr Vater im September 1930. Nach seinem Tod führte Alma mit ihrer Schwester Dolly das Geschäft unter dem Namen des Vaters weiter. Der Laden, dem eine Reparaturwerkstatt für Uhren, Gold- und Silberwaren angeschlossen war, ermöglichte der Familie – zusätzlich zum Einkommen der Ehemänner – ein gutbürgerliches Leben.

Almas Sohn Siegfried schildert nach dem Krieg in den Entschädigungsakten: „Im Grunde genommen war die Tätigkeit zwischen den beiden Schwestern fast gleichmäßig verteilt, jedoch bestand eine leichte Verschiebung in der Weise, dass meine Mutter sich etwas mehr um den Haushalt und meine Tante sich etwas mehr um das Geschäft kümmerte.“ Max Hanff war Vertreter für Bijouterien. Am Nachmittag, wenn er seine Vertretertätigkeit nicht mehr ausübte, war er ebenfalls im Geschäft tätig.

Um 1932 zogen die Hanffs in eine 5 1/2-Zimmer-Wohnung in der Hollmannstraße 26. Diese Straße existiert nicht mehr, sie verlief zwischen der Linden- und der Alexandrinenstraße. Das Haus Nr. 26 stand einst dort, wo sich heute das Gelände des Jüdischen Museums Berlin befindet.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Hanff. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Auch die Uhren- und Goldwarenhandlung der Schwestern Alma und Dolly Hanff litt zunehmend unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden in der Lindenstraße 29 die Schaufensterscheiben eingeschlagen und das Geschäft verwüstet. Danach wurde es geschlossen.

Almas Sohn Siegfried Hanff war seit 1933 Schüler des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in der Kochstraße, das er aber als Jude nach nur einem Jahr verlassen musste. Von 1934 bis 1938 besuchte er die Jüdische Knabenschule in der Kaiserstraße, östlich des Alexanderplatzes gelegen. Im April 1938 begann Siegfried in der Kronleuchter-Fabrik von Wilhelm Lefebre in der Oranienstraße 65 eine Gürtler-Lehre – Gürtler bearbeiten und verformen Metalle zur Herstellung von Gebrauchs- und Schmuckgegenständen. Mit der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938 wurde Juden jedoch die selbständige Führung eines Handwerksbetriebs untersagt. Siegfried Hanff verlor seine Lehrstelle und ging für etwa einen Monat zur landwirtschaftlichen Arbeit auf ein Lehrgut bei Berlin, um sich auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Anfang 1939 emigrierte er nach Palästina, wo er in einem Kibbuz in der Landwirtschaft tätig war.

Almas Mann Max Hanff verstarb am 18. März 1940 im Alter von 52 Jahren in der Wohnung in der Hollmannstraße 26. Als Todesursache sind auf der Sterbeurkunde „Herzmuskelentzündung, Herzfehler, Herzlähmung“ angegeben.

Alma Hanff musste Zwangsarbeit in der Gärtnerei Reinhold Daubitz in Rudow leisten. Dolly war bei AEG in Oberschöneweide, Gustav Hanff bei Blaupunkt in der Köpenicker Straße zwangsverpflichtet.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Alma Hanff, ihre Schwester Dolly und ihr Schwager Gustav wurden am 26. Februar 1943 mit dem 30. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.