Max Hanff

Location 
Alte Jakobstraße 140
Historical name
Hollmannstraße 26
District
Kreuzberg
Stone was laid
06 April 2022
Born
10 April 1888 in Zielenzig (Brandenburg) / Sulęcin
Occupation
Kaufmann
Dead
18 March 1940 in Berlin

Max Hanff kam am 10. April 1888 in Zielenzig in der preußischen Provinz Brandenburg als Sohn des jüdischen Kaufmanns Siegfried Hanff und dessen Ehefrau Frieda, geb. Wermuth, zur Welt. Zielenzig (polnisch Sulęcin) liegt etwa 40 km östlich von Frankfurt (Oder). Max hatte noch fünf Geschwister: Gustav (*1887), Gertrud (*1890), Martin (*1892), Erich Moritz (*1896) und Berthold (*1899). Der jüngste Bruder war in der kleinen Stadt Drossen, unweit von Zielenzig gelegen, zur Welt gekommen, möglicherweise war die Familie dorthin verzogen. Um 1902 übersiedelte die Familie Hanff nach Berlin. Sie wohnten im Laufe der Jahre an verschiedenen Adressen in der Gegend um die Lothringer Straße (heute Torstraße), seit 1915 in der Lothringer Straße 31.

Max Hanff erlernte den Beruf des Kaufmanns. Er heiratete am 27. Oktober 1921 Alma Emma Abbe, geb. am 26. Januar 1893 in Kempen (Posen). Nach der Hochzeit wohnte das junge Ehepaar bei Almas Eltern in der Markgrafenstraße 83 in Kreuzberg. Max' Schwiegervater Josef Abbe führte in der Lindenstraße 29 ein Uhren- und Goldwarengeschäft, in dem auch Alma arbeitete.

Am 5. August 1922 kam der gemeinsame Sohn Siegfried Arie zur Welt. 1923 heiratete Max' Bruder Gustav Hanff Almas Schwester Dolly. Auch sie zogen in die Wohnung in der Markgrafenstraße 83.

Max' Schwiegermutter verstarb im Oktober 1926, sein Schwiegervater im September 1930. Nach seinem Tod führte Alma Hanff mit ihrer Schwester Dolly das Geschäft unter dem Namen des Vaters weiter. Der Laden, dem eine Reparaturwerkstatt für Uhren, Gold- und Silberwaren angeschlossen war, ermöglichte der Familie – zusätzlich zum Einkommen der Ehemänner – ein gutbürgerliches Leben. Laut seinem Sohn Siegfried war Max Hanff Vertreter für Bijouterien. Am Nachmittag, wenn er seine Vertretertätigkeit nicht mehr ausübte, war er ebenfalls im Geschäft in der Lindenstraße tätig.

Um 1932 zogen die Hanffs in eine 5 1/2-Zimmer-Wohnung in der Hollmannstraße 26. Diese Straße existiert nicht mehr, sie verlief zwischen der Linden- und der Alexandrinenstraße. Das Haus Nr. 26 stand einst dort, wo sich heute das Gelände des Jüdischen Museums Berlin befindet.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Hanff. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Auch die Uhren- und Goldwarenhandlung der Schwestern Alma und Dolly Hanff litt zunehmend unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden in der Lindenstraße 29 die Schaufensterscheiben eingeschlagen und das Geschäft verwüstet. Danach wurde es geschlossen.

Max' Sohn Siegfried Hanff war seit 1933 Schüler des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in der Kochstraße, das er aber als Jude nach nur einem Jahr verlassen musste. Von 1934 bis 1938 besuchte er die Jüdische Knabenschule in der Kaiserstraße, östlich des Alexanderplatzes gelegen. Im April 1938 begann Siegfried in der Kronleuchter-Fabrik von Wilhelm Lefebre in der Oranienstraße 65 eine Gürtler-Lehre – Gürtler bearbeiten und verformen Metalle zur Herstellung von Gebrauchs- und Schmuckgegenständen. Mit der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938 wurde Juden jedoch die selbständige Führung eines Handwerksbetriebs untersagt. Siegfried Hanff verlor seine Lehrstelle und ging für etwa einen Monat zur landwirtschaftlichen Arbeit auf ein Lehrgut bei Berlin, um sich auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Anfang 1939 emigrierte er nach Palästina, wo er in einem Kibbuz in der Landwirtschaft tätig war.

Max Hanff verstarb am 18. März 1940 im Alter von 52 Jahren in der Wohnung in der Hollmannstraße 26. Als Todesursache sind auf der Sterbeurkunde „Herzmuskelentzündung, Herzfehler, Herzlähmung“ angegeben.

Max' Frau Alma, sein Bruder Gustav und seine Schwägerin Dolly Hanff wurden am 26. Februar 1943 mit dem 30. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Max' Schwester Gertrud wurde mit ihrem Ehemann Leo Ebstein und der Tochter Magda am 14. November 1941 von Berlin in das Ghetto Minsk deportiert und zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Der Bruder Martin Hanff hatte 1921 die Nicht-Jüdin Margarete, geb. Normann, geheiratet und blieb dadurch von der Deportation verschont.

Die jüngsten Brüder Erich Moritz und Berthold Hanff waren in die Niederlande geflohen, 1941 lebten sie in Amsterdam. Sie wurden am 20. April 1943 vom Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo sie nach ihrer Ankunft am 23. April ermordet wurden.