Arthur Hartmann

Location 
Geibelstraße 2a
District
Kreuzberg
Stone was laid
08 September 2022
Born
16 September 1887 in Chemnitz
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 17 November 1941 to Kowno (Kauen), Fort IX
Murdered
25 November 1941 in Kowno (Kauen), Fort IX

Arthur Hartmann kam am 16. September 1887 in Chemnitz als Sohn des jüdischen Kaufmanns Arnold Hartmann und dessen Ehefrau Flora, geb. Fuchs, zur Welt. Er hatte noch fünf Geschwister: Albert (*1877), Nani Selma (*1879), Fanny Grete (*1883), Elsa (*1885) und Hans (*1888). Die Familie wohnte im Zentrum von Chemnitz. Arnold Hartmann verdiente den Lebensunterhalt seiner Familie laut Chemnitzer Adressbuch zuerst mit dem Handel von Getreide und Mehl, seit 1896 mit Handschuh- und Strumpfwaren und ab 1900 mit Blumen, wobei er die Waren in Kommission verkaufte.

Auch Arthur Hartmann ergriff den Beruf des Kaufmanns. Im Jahr 1910 ist er das erste Mal im Chemnitzer Adressbuch aufgeführt: Er wohnt in der Wiesenstraße 4. Wahrscheinlich nahm Arthur Hartmann als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Ende des Krieges siedelte er nach Berlin über.

Dort heiratete er am 26. Mai 1921 die Verkäuferin Fanny Joachimsthal, geb. am 22. August 1892 in Boitzenburg (Brandenburg). Sie gehörte ebenfalls der jüdischen Religionsgemeinschaft an.

Am 11. Dezember 1925 kam der gemeinsame Sohn Albert zur Welt, der nach Arthur Hartmanns ältestem Bruder benannt wurde, welcher 1920 in Dresden an seinen im Ersten Weltkrieg erlittenen Verwundungen verstorben war. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt in der Kreuzberger Tempelherrenstraße 3, um 1935 zogen sie in die Geibelstraße 2, Aufgang 2 (heute Nr. 2a).

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Hartmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Arthurs jüngerer Bruder Hans hatte Rechtswissenschaften studiert und war in Chemnitz als Rechtsanwalt und Notar tätig. 1935 wurde Hans Hartmann das Notariat entzogen, zum 30. November 1938 verloren alle „nichtarischen“ Rechtsanwälte ihre Zulassung. Hans Hartmann wurde befristet als Konsulent eingesetzt, der ausschließlich für jüdische Mandanten tätig werden durfte. Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde er verhaftet und nach Buchwald verschleppt. Nach 40 Tagen wurde er entlassen.

Hans Hartmann wurde mit seiner Familie in einem sogenannten „Judenhaus“ in Chemnitz einquartiert. Seine Bemühungen, ein Land zu finden, in das die Familie auswandern könnte, scheiterten. Immerhin konnten seine beiden Söhne Walter (*1922) und Horst Henry (*1926) mit einem Kindertransport 1939 nach England emigrieren.

Hans Hartmann wurde 1940 erneut verhaftet, zunächst in Sachsenhausen und dann in Dachau inhaftiert, wo er am 5. Februar 1941 ums Leben kam.

Arthur Hartmann wurde mit seiner Frau Fanny und dem 15-jährigen Albert Mitte November 1941 in die Synagoge Levetzowstraße in Moabit verschleppt, die kurz vorher zum Sammellager umfunktioniert worden war. Vom Bahnhof Grunewald wurden sie am 17. November 1941 mit dem 6. Osttransport nach Kowno (Kaunas), Fort IX deportiert. Nach vier Tagen kamen sie in der heute zweitgrößten Stadt Litauens an. Das Fort IX, ein Teil der alten Befestigungsanlage von Kaunas, war eine Exekutionsstätte der SS, in der zehntausende Juden aus dem Ghetto Kaunas und deportierte Juden aus dem Deutschen Reich ermordet wurden. Arthur, Fanny und Albert Hartmann wurden dort am 25. November 1941 erschossen.

Arthurs Schwestern Nani Selma, Fanny Grete und Elsa Hartmann blieben unverheiratet. Sie wurden am 10. Mai 1942 von Chemnitz in den kleinen Ort Bełżyce, 23 km südwestlich von Lublin gelegen, deportiert, der nach der deutschen Besetzung Polens Teil des Generalgouvernements geworden war. In Bełżyce war ein Ghetto für Juden errichtet worden, in dem sich die Spur der Schwestern verliert.

Die Ehefrau von Arthurs Bruder Hans, Regina Hartmann, geb. Flieg, lebte zuletzt in Berlin. Von dort wurde sie am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Für die Geschwister und die Schwägerin von Arthur Hartmann wurden Stolpersteine in Chemnitz verlegt.