Fanny Hartmann née Joachimsthal

Location 
Geibelstraße 2a
District
Kreuzberg
Stone was laid
08 September 2022
Born
22 August 1892 in Boitzenburg (Brandenburg)
Occupation
Verkäuferin
Deportation
on 17 November 1941 to Kowno (Kauen), Fort IX
Murdered
25 November 1941 in Kowno (Kauen), Fort IX

Fanny Joachimsthal kam am 22. August 1892 in Boitzenburg in der Uckermark als Tochter des jüdischen Kaufmanns Heimann Joachimsthal und dessen Ehefrau Röschen, geb. Blumenfeld, verwitwete Beer, zur Welt. Sie hatte noch zwei Geschwister, die ebenfalls in Boitzenburg geboren wurden: Alfred (*1891) und Erna (*1896). Möglicherweise hatte Fanny noch ältere Halbgeschwister, da ihre Eltern bei ihrer Hochzeit im Jahr 1890 beide verwitwet waren.

Fanny Joachimsthal absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in Prenzlau. Sie übersiedelte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Berlin, wo sie als Verkäuferin im Warenhaus Tietz in der Leipziger Straße arbeitete.

Am 26. Mai 1921 heiratete sie in Berlin den Kaufmann Arthur Hartmann, geb. am 16. September 1887 in Chemnitz. Er gehörte ebenfalls der jüdischen Religionsgemeinschaft an.

Auch nach ihrer Heirat arbeitete Fanny als Verkäuferin, bis am 11. Dezember 1925 der gemeinsame Sohn Albert zur Welt kam. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt in der Kreuzberger Tempelherrenstraße 3, um 1935 zogen sie in die Geibelstraße 2, Aufgang 2 (heute Nr. 2a).

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Hartmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Fanny, Arthur und Albert Hartmann wurden Mitte November 1941 in die Synagoge Levetzowstraße in Moabit verschleppt, die kurz vorher zum Sammellager umfunktioniert worden war. Vom Bahnhof Grunewald wurden sie am 17. November 1941 mit dem 6. Osttransport nach Kowno (Kaunas), Fort IX deportiert. Nach vier Tagen kamen sie in der heute zweitgrößten Stadt Litauens an. Das Fort IX, ein Teil der alten Befestigungsanlage von Kaunas, war eine Exekutionsstätte der SS, in der zehntausende Juden aus dem Ghetto Kaunas und deportierte Juden aus dem Deutschen Reich ermordet wurden. Arthur, Fanny und Albert Hartmann wurden dort am 25. November 1941 erschossen.

Fannys Geschwister Alfred und Erna Joachimsthal haben überlebt, da sie rechtzeitig aus Deutschland ausgewandert sind. Sie lebten in Südamerika.