Erna Falkenburg née Löwenthal

Location 
Manteuffelstr. 5
District
Kreuzberg
Stone was laid
19 November 2008
Born
01 December 1891 in Stargard (Pommern) / Stargard Szczeciński
Deportation
on 02 March 1943 to Auschwitz
Murdered
04 March 1943 in Auschwitz

Erna Löwenthal wurde am 1. Dezember 1891 in Stargard in Pommern (zwischen 1950 und 2015 Stargard Szczeciński) geboren. Sie war die Tochter des ebenfalls aus Stargard stammenden, 1857 geborenen Kaufmanns Max Löwenthal und der aus Kallies (Kalisz Pomorski) zugezogenen Agnes Löwenthal, geborene Salinger. Ihre Eltern hatten im März 1890 die Ehe geschlossen. Erna wuchs im Kreis von mindestens zwei Brüdern auf: Ihr älterer Bruder, William Isidor Löwenthal, war ein Jahr vor Erna, am 26. November 1890, zur Welt gekommen. Von einem weiteren Bruder ist weder Name noch Geburtsdatum bekannt. Aus der 16-seitigen „Vermögenserklärung“, die Erna 1943 kurz vor ihrer Deportation ausfüllen musste, geht aber hervor, dass dieser Bruder in den 1930er-Jahren nach Palästina ausgewandert sein muss. Außerdem lebten in ihrer Kindheit in Stargard noch ihre Großeltern väterlicherseits – Henriette Löwenthal, geborene Rosendorff und Moses Löwenthal, der wie sein Sohn als Kaufmann in der Stadt tätig gewesen war. In Kallies, etwa 60 Kilometer östlich von Stargard gelegen, lebten Ernas Großeltern mütterlicherseits, der Kaufmann Isidor Salinger und seine Frau Emma, geborene Lehmann.

Über das Elternhaus, die Jugend und Kindheit von Erna haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten. In ihrer Geburtsstadt Stargard hatten sich Ende des 19. Jahrhunderts für die Region wichtige Industriestätten angesiedelt, zu denen Maschinen-, Lack- und Dachpappenwerke gehörten. Monatlich fanden in der Stadt Vieh- und Pferdemärkte statt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bevölkerung Stargards auf rund 25.000 Menschen angestiegen. Die Kreisstadt beherbergte ein Landgericht, ein Landratsamt sowie eine 1843 eingeweihte Synagoge; sie hatte ein Gymnasium, eine Realschule und eine landwirtschaftliche Winterschule. Ernas Eltern gehörten vermutlich zur Jüdischen Gemeinde Stargards, zu der 1890 – ein Jahr vor der Geburt Ernas – 583 der 23.785 Einwohner der Stadt zählten.

Die Familie Löwenthal verließ in den 1910er-Jahren Stargard, ließ sich in Berlin nieder und wohnte seit 1916 in einer Wohnung in der Friedenauer Lefèvrestraße 25. Nach Ende des Ersten Weltkriegs heiratete die damals gerade 29 Jahre alt gewordene Erna Falkenburg am 12. Dezember 1919 den elf Jahre älteren Kaufmann Ferdinand Falkenburg. Der Sohn des in Quedlingburg im Harz ansässigen Kaufmanns Julius Falkenburg und der verstorbenen Paulina Falkenburg, geborene Frank, lebte in Charlottenburg in der Weimarer Straße 18. Am 12. Juni 1920 kam das einzige Kind von Erna und Ferdinand Falkenburg zur Welt, ihr Sohn, den sie den Namen Heinz gaben. Einige Verwandte von Ferdinand Falkenburg lebten ebenfalls in Berlin. Sein Bruder Emil Falkenburg wohnte in den 1920er-Jahren mit seiner Ehefrau Elisabeth Falkenburg, geborene Jacobowitz, in der Elsässer Straße 11 (der heutigen Torstraße) in Mitte. Im Juli 1928 wurde Ferdinands und Ernas Nichte Eva geboren. Ein weiterer Bruder von Ferdinand wanderte – wie aus der spätere „Vermögensangabe“ hervorgeht – vermutlich in den 1930er-Jahren in die USA aus. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erna Falkenburg und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre nahm die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen zu. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. Ferdinand und Erna Falkenburg zogen mit ihrem Sohn Heinz in diesem Jahr in eine 1½-Zimmer-Erdgeschosswohnung im Seitenflügel der Manteuffelstraße 5 in Kreuzberg. Erlasse und Sondergesetze drängten sie zunehmend in die Position von Rechtlosen. Ob die Falkenburgs in den 1930er-Jahren und vor allem nach den Gewaltexzessen der Pogrome im Mai und November 1938 konkrete Schritte verfolgten, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben in Berlin für die Familie zum Existenzkampf geworden. Die Eheleute Falkenburg mussten Zwangsarbeit leisten: Ferdinand für die „Norddeutschen Kabelwerke AG“ in Neukölln, die Zwangsarbeiterlager in der Grenzallee und Am Oberhafen betrieb; Erna für die Daimon-Werke der „Schmidt & Co. GmbH – Elektrotechnische Fabrik“, die Batterien und Taschenlampen in der Sellerstraße 13 im Wedding herstellten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Ehepartner nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Erna und Ferdinand Falkenburg wurden mit ihrem Sohn Heinz Ende Februar 1943 im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, entweder an ihrem Arbeitsplatz oder in ihrer Wohnung verhaftet und in das Sammellager im ehemaligen Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Von dort aus wurde die damals 51-jährige Erna mit ihrem Ehemann Ferdinand Falkenburg am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ihr Sohn Heinz wurde erst zwei Tage später, am 4. März 1943, ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurden alle drei unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet – jedenfalls gehörte keiner von ihnen zu den wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers.

Nur wenige ihrer Angehörigen überlebten die NS-Verfolgung. Ernas Vater war 84-jährig am 20. Juli 1942 in Berlin gestorben – möglicherweise hatte er sich der drohenden Deportation durch Selbstmord entzogen. Sein Sohn, Ernas Bruder, William Isidor Löwenthal, war kurz zuvor am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Ernas Mutter Agnes Löwenthal wurde wenige Wochen später, am 31. August 1942, aus ihrer letzten Berliner Wohnung Hornstraße 23 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo die 76-Jährige den unmenschlichen Bedingungen am 20. September 1942 zum Opfer fiel. Ernas Schwager Emil Falkenburg war mit seiner Ehefrau Elisabeth und ihrer 14-jährigen Tochter Eva im Frühjahr 1943 verhaftet worden. Am 29. Januar 1943 wurden sie aus dem Sammellager nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Verfolgung überlebt haben ein nach Palästina ausgewanderter Bruder von Erna sowie ein in die USA emigrierter Bruder von Ferdinand Falkenburg.

Erna Löwenthal wurde am 1. Dezember 1891 in Stargard in Pommern (zwischen 1950 und 2015 Stargard Szczeciński) geboren. Sie war die Tochter des ebenfalls aus Stargard stammenden, 1857 geborenen Kaufmanns Max Löwenthal und der aus Kallies (Kalisz Pomorski) zugezogenen Agnes Löwenthal, geborene Salinger. Ihre Eltern hatten im März 1890 die Ehe geschlossen. Erna wuchs im Kreis von mindestens zwei Brüdern auf: Ihr älterer Bruder, William Isidor Löwenthal, war ein Jahr vor Erna, am 26. November 1890, zur Welt gekommen. Von einem weiteren Bruder ist weder Name noch Geburtsdatum bekannt. Aus der 16-seitigen „Vermögenserklärung“, die Erna 1943 kurz vor ihrer Deportation ausfüllen musste, geht aber hervor, dass dieser Bruder in den 1930er-Jahren nach Palästina ausgewandert sein muss. Außerdem lebten in ihrer Kindheit in Stargard noch ihre Großeltern väterlicherseits – Henriette Löwenthal, geborene Rosendorff und Moses Löwenthal, der wie sein Sohn als Kaufmann in der Stadt tätig gewesen war. In Kallies, etwa 60 Kilometer östlich von Stargard gelegen, lebten Ernas Großeltern mütterlicherseits, der Kaufmann Isidor Salinger und seine Frau Emma, geborene Lehmann.

Über das Elternhaus, die Jugend und Kindheit von Erna haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten. In ihrer Geburtsstadt Stargard hatten sich Ende des 19. Jahrhunderts für die Region wichtige Industriestätten angesiedelt, zu denen Maschinen-, Lack- und Dachpappenwerke gehörten. Monatlich fanden in der Stadt Vieh- und Pferdemärkte statt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bevölkerung Stargards auf rund 25.000 Menschen angestiegen. Die Kreisstadt beherbergte ein Landgericht, ein Landratsamt sowie eine 1843 eingeweihte Synagoge; sie hatte ein Gymnasium, eine Realschule und eine landwirtschaftliche Winterschule. Ernas Eltern gehörten vermutlich zur Jüdischen Gemeinde Stargards, zu der 1890 – ein Jahr vor der Geburt Ernas – 583 der 23.785 Einwohner der Stadt zählten.

Die Familie Löwenthal verließ in den 1910er-Jahren Stargard, ließ sich in Berlin nieder und wohnte seit 1916 in einer Wohnung in der Friedenauer Lefèvrestraße 25. Nach Ende des Ersten Weltkriegs heiratete die damals gerade 29 Jahre alt gewordene Erna Falkenburg am 12. Dezember 1919 den elf Jahre älteren Kaufmann Ferdinand Falkenburg. Der Sohn des in Quedlingburg im Harz ansässigen Kaufmanns Julius Falkenburg und der verstorbenen Paulina Falkenburg, geborene Frank, lebte in Charlottenburg in der Weimarer Straße 18. Am 12. Juni 1920 kam das einzige Kind von Erna und Ferdinand Falkenburg zur Welt, ihr Sohn, den sie den Namen Heinz gaben. Einige Verwandte von Ferdinand Falkenburg lebten ebenfalls in Berlin. Sein Bruder Emil Falkenburg wohnte in den 1920er-Jahren mit seiner Ehefrau Elisabeth Falkenburg, geborene Jacobowitz, in der Elsässer Straße 11 (der heutigen Torstraße) in Mitte. Im Juli 1928 wurde Ferdinands und Ernas Nichte Eva geboren. Ein weiterer Bruder von Ferdinand wanderte – wie aus der spätere „Vermögensangabe“ hervorgeht – vermutlich in den 1930er-Jahren in die USA aus. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erna Falkenburg und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre nahm die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen zu. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. Ferdinand und Erna Falkenburg zogen mit ihrem Sohn Heinz in diesem Jahr in eine 1½-Zimmer-Erdgeschosswohnung im Seitenflügel der Manteuffelstraße 5 in Kreuzberg. Erlasse und Sondergesetze drängten sie zunehmend in die Position von Rechtlosen. Ob die Falkenburgs in den 1930er-Jahren und vor allem nach den Gewaltexzessen der Pogrome im Juni und November 1938 konkrete Schritte verfolgten, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben in Berlin für die Familie zum Existenzkampf geworden. Die Eheleute Falkenburg mussten Zwangsarbeit leisten: Ferdinand für die „Norddeutschen Kabelwerke AG“ in Neukölln, die Zwangsarbeiterlager in der Grenzallee und Am Oberhafen betrieb; Erna für die Daimon-Werke der „Schmidt & Co. GmbH – Elektrotechnische Fabrik“, die Batterien und Taschenlampen in der Sellerstraße 13 im Wedding herstellten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Ehepartner nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Erna und Ferdinand Falkenburg wurden mit ihrem Sohn Heinz Ende Februar 1943 im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, entweder an ihrem Arbeitsplatz oder in ihrer Wohnung verhaftet und in das Sammellager im ehemaligen Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Von dort aus wurde die damals 51-jährige Erna mit ihrem Ehemann Ferdinand Falkenburg am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ihr Sohn Heinz wurde erst zwei Tage später, am 4. März 1943, ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurden alle drei unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet – jedenfalls gehörte keiner von ihnen zu den wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers.

Nur wenige ihrer Angehörigen überlebten die NS-Verfolgung. Ernas Vater war 84-jährig am 20. Juli 1942 in Berlin gestorben – möglicherweise hatte er sich der drohenden Deportation durch Selbstmord entzogen. Sein Sohn, Ernas Bruder, William Isidor Löwenthal, war kurz zuvor am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Ernas Mutter Agnes Löwenthal wurde wenige Wochen später, am 31. August 1942, aus ihrer letzten Berliner Wohnung Hornstraße 23 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo die 76-Jährige den unmenschlichen Bedingungen am 20. September 1942 zum Opfer fiel. Ernas Schwager Emil Falkenburg war mit seiner Ehefrau Elisabeth und ihrer 14-jährigen Tochter Eva im Frühjahr 1943 verhaftet worden. Am 29. Januar 1943 wurden sie aus dem Sammellager nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Verfolgung überlebt haben ein nach Palästina ausgewanderter Bruder von Erna sowie ein in die USA emigrierter Bruder von Ferdinand Falkenburg.