Bernhard Smedresman

Location 
Schillerpromenade 23
District
Neukölln
Stone was laid
22 June 2023
Born
14 December 1899 in Berlin
Occupation
Schlosser
Escape
1935 Palästina
Survived

Bernhard wurde 1899 als zweites Kind des Tabakschneiders Aisik und seiner Frau Chana Smedresman geboren. Die Familie war jüdischen Glaubens und aus Wilna/Vilinius nach Berlin gekommen.

In den 1920er-Jahren lernte Bernhard, der mittlerweile als Schlosser arbeitete, die Katholikin Luise-Cäcilia Martin kennen. Sie stammte aus Heidelberg und war als Kindergärtnerin nach Berlin gekommen. Für ihn konvertierte Cäcilia zum Judentum.

1925 kam ihr erstes Kind zur Welt, geheiratet haben sie allerdings erst ein Jahr später. Insgesamt bekamen sie vier Kinder: Hans-Hermann, Bernhard, Alfred und Ruth.

Während die junge Familie in den folgenden Jahren mehrmals innerhalb Neuköllns umzog, machte Bernhard seinen Meistertitel. 1929 wurde ihnen vom Berliner Magistrat eine Vier-Zimmer-Wohnung in der Schillerpromenade 23 zugeteilt. Hier richtete sich Bernhard im Keller eine kleine Werkstatt ein.

1935 überschlugen sich die Ereignisse für das Ehepaar und seine vier Kinder: Die drei Jungs Hans, Bernhard und Alfred wurden der Schule verwiesen und mussten in eine weit entfernte jüdische Schule fahren. Nur kurze Zeit später forderte der Blockwart die Familie dazu auf, innerhalb von zwei Tagen die Wohnung zu räumen. Kurzfristig fanden sie Unterkunft in einer viel kleineren Wohnung in der Uhlandtstraße in Wilmersdorf. Aufgrund des Zeitdrucks musste ein großer Teil des Mobiliars zu einem Spottpreis an einen Händler in der Bergsstraße, heute Karl-Marx-Straße, verkauft werden.

Kurz danach wurde Bernhard „wegen seiner politischen Gesinnung“ verhaftet und inhaftiert. Cäcilia und die Kinder mussten sich nach sehr kurzer Zeit wieder nach einer neuen Bleibe umschauen. In der Kantstraße 144 in Charlottenburg kamen sie in einer Zwei-Zimmerwohnung unter.

Im Herbst 1935 wurde Bernhard plötzlich entlassen, allerdings mit der Auflage, das Reich innerhalb von zwölf Stunden zu verlassen. Cäcilia und Bernhard machten sich mit den vier kleinen Kindern und einigen wenigen Handkoffern auf den Weg zum Bahnhof. Von hier aus fuhren sie nach Triest. In der italienischen Hafenstadt warteten sie drei Wochen auf Schiffspassagen nach Palästina. Die Überfahrt zwei Wochen.

Das neue Leben im fremden Land gestaltete sich schwierig. Die Familie lebte in Armut; da Bernhard  an Diabetes erkrankte, litt seine Gesundheit immer mehr. Die Kinder verließen so früh wie möglich die Schule, um mitarbeiten zu gehen. Alfred, der jetzt Moshe hieß und Hans, jetzt Jochanan genannt, starben Ende 1947 und Anfang 1948. 1953 starb Bernhard dann an den Folgen seiner Diabetes. Cäcilia blieb im Land, bis sie in den 60er Jahren nach Berlin zurückkehrte, wo sie 1990 in einem Kreuzberger Altersheim starb.