Paula Palistrant

Location 
Sybelstr. 39
District
Charlottenburg
Stone was laid
08 November 2011
Born
28 April 1881 in Berlin
Deportation
on 13 June 1942 to Sobibór
Murdered
in Sobibór

Als sie von den Nazis aus ihrer Wohnung abgeholt und nach Sobibor verschleppt wurde, wohnte die damals 61 Jahre alte Paula Palistrant schon fast 40 Jahre in der Sybelstraße 39. Die am 28. April 1881 in Berlin geborene Frau war als „ledig, staatenlos“ und ohne Beruf registriert. Seit 1938 war sie arbeitslos, bis dahin hatte sie für einen Monatslohn von 200 RM bei der Firma Julius Hartstein gearbeitet. Über ihre Herkunft und Familie ist nichts mehr herauszufinden.<br />
<br />
Im linken Gartenhaus im ersten Stock bewohnte sie „3 Zimmer, Mädchenzimmer, 1 Badezimmer, Warmwasser & Heizung“, wie sie in einer ihr abverlangten Vermögenserklärung korrekt in feiner Handschrift eintrug, zum Mietpreis von 80 RM. Zwei Zimmer hatte sie untervermietet an Fritz Berneis für 45 RM und Peter Boschkoff, einen Bulgaren, für 35 RM, sodass sie letztlich umsonst wohnte.<br />
<br />
Bevor Paula Palistrant am 1. Juni 1942 in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge an der Levetzowstraße gebracht wurde, musste sie wie alle Juden eine Vermögenserklärung abgeben. Darin gab sie unter anderem an: „1 Anrichte, 2 Sessel, 1 davon kaputt, 3 Matratzen, 1 Leiter …“ und alles zusammen wurde mit 359,80 RM bewertet. Ihr „Gesamtvermögen“ wurde mit „ca. 40 RM“ beziffert.<br />
<br />
Am 9. Juli 1942, als ihre Vermieterin vermutlich schon umgebracht war, erhielten Berneis und Boschkoff von der Charlottenburger Wohnungsbehörde kurzfristige Kündigungen. Beide baten schriftlich darum, bleiben zu dürfen, weil sie keine andere Bleibe finden könnten. Das Amt antwortete hartherzig: „Der Kündigungstermin zum 1.8.1942 bleibt“ und kündigte die „Einweisung eines neuen Hauptmieters“ an. Außerdem: „Die Abholung des gesamten Mobiliars der Abgeschobenen (hiermit war Paula Palistrant gemeint) steht in Kürze bevor.“<br />
<br />
Am 13. Juni 1942 wurde Paula Palistrant auf dem Gleis 17 des Bahnhof Grunewald in einen Zug mit 748 Berliner und etwa 250 Potsdamer Juden gesteckt und in das Vernichtungslager Sobibor in Ostpolen abtransportiert, wo sie ermordet worden ist.

Als sie von den Nazis aus ihrer Wohnung abgeholt und nach Sobibor verschleppt wurde, wohnte die damals 61 Jahre alte Paula Palistrant schon fast 40 Jahre in der Sybelstraße 39. Die am 28. April 1881 in Berlin geborene Frau war als „ledig, staatenlos“ und ohne Beruf registriert. Seit 1938 war sie arbeitslos, bis dahin hatte sie für einen Monatslohn von 200 RM bei der Firma Julius Hartstein gearbeitet. Über ihre Herkunft und Familie ist nichts mehr herauszufinden.

Im linken Gartenhaus im ersten Stock bewohnte sie „3 Zimmer, Mädchenzimmer, 1 Badezimmer, Warmwasser & Heizung“, wie sie in einer ihr abverlangten Vermögenserklärung korrekt in feiner Handschrift eintrug, zum Mietpreis von 80 RM. Zwei Zimmer hatte sie untervermietet an Fritz Berneis für 45 RM und Peter Boschkoff, einen Bulgaren, für 35 RM, sodass sie letztlich umsonst wohnte.

Bevor Paula Palistrant am 1. Juni 1942 in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge an der Levetzowstraße gebracht wurde, musste sie wie alle Juden eine Vermögenserklärung abgeben. Darin gab sie unter anderem an: „1 Anrichte, 2 Sessel, 1 davon kaputt, 3 Matratzen, 1 Leiter …“ und alles zusammen wurde mit 359,80 RM bewertet. Ihr „Gesamtvermögen“ wurde mit „ca. 40 RM“ beziffert.

Am 9. Juli 1942, als ihre Vermieterin vermutlich schon umgebracht war, erhielten Berneis und Boschkoff von der Charlottenburger Wohnungsbehörde kurzfristige Kündigungen. Beide baten schriftlich darum, bleiben zu dürfen, weil sie keine andere Bleibe finden könnten. Das Amt antwortete hartherzig: „Der Kündigungstermin zum 1.8.1942 bleibt“ und kündigte die „Einweisung eines neuen Hauptmieters“ an. Außerdem: „Die Abholung des gesamten Mobiliars der Abgeschobenen (hiermit war Paula Palistrant gemeint) steht in Kürze bevor.“

Am 13. Juni 1942 wurde Paula Palistrant auf dem Gleis 17 des Bahnhof Grunewald in einen Zug mit 748 Berliner und etwa 250 Potsdamer Juden gesteckt und in das Vernichtungslager Sobibor in Ostpolen abtransportiert, wo sie ermordet worden ist.