Pepi Drucker geb. Reicher

Verlegeort
Ackerstraße 36
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
18. Februar 2023
Geboren
14. Februar 1881 in Horodenka (Galizien) / Городенка (Ukraine)
Beruf
Stoffhändlerin
Deportation
am 29. November 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Pepi Drucker wurde am 14. Februar 1881 im galizischen Horodenka (ukrainisch: Городенка), das heute in der westlichen Ukraine liegt, in einer jüdischen Familie geboren. Ihr Mädchenname war Pepi Reicher. Wann sie nach Berlin kam, ist unbekannt. Es muss aber schon vor 1907 gewesen sein, denn in jenem Jahr wurde ihre wohl einzige Tochter, Gertrud Drucker (1907–1990), in Berlin geboren. Zu einem ebenfalls nicht näher bekannten Zeitpunkt hat Pepi Reicher den jüdischen Tischler Chaim Drucker geheiratet. Über ihn ist noch weniger bekannt als über seine Frau. Nicht einmal seine Lebensdaten sind überliefert. Im Berliner Adressbuch wurde Chaim Drucker unter der Anschrift Ackerstraße 36 letztmalig 1913 erwähnt. In den nachfolgenden Jahren betrieb Pepi Drucker hier ein Geschäft für Textilien. Das Berliner Adressbuch führte sie als Trödlerin. Bis zur Reichspogromnacht im November 1938 wohnten Pepi und ihre Tochter Gertrud Drucker auch im Haus. Dann scheinen die Lebensbedingungen für sie hier so unerträglich geworden zu sein, dass sie in die unweit gelegene Lottumstraße 13 zogen. Der Umzug dürfte nur bedingt aus freien Stücken erfolgt sein.
Pepi Drucker wurde am 29. November 1942 im Alter von 61 Jahren mit dem sogenannten 23. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich schon kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurde. Der 23. Osttransport, der insgesamt 1001 Männer, Frauen und Kinder umfasste, leitete eine neue Phase der Deportation von Berliner Juden und Jüdinnen ein, da von da an bis kurz vor Kriegsende im Mai 1945 sämtliche Osttransporte ausschließlich nach Auschwitz erfolgten.
Pepi Druckers Tochter Gertrud Drucker entzog sich mehrfach der Verhaftung durch die Gestapo und der Deportation, indem sie untertauchte. Sie lebte ab 1942 insgesamt fast drei Jahre illegal und ohne Lebensmittelmarken vorrangig in Berlin, wo mehrere Menschen in den Bezirken Pankow, Moabit und Friedrichshain sie zeitweise in ihren Wohnungen versteckten.