Selma Zander geb. Steinheimer

Verlegeort
Alt Moabit 86
Historischer Name
Alt Moabit 86C
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
16. Juni 2023
Geboren
20. Januar 1879 in Niederwerrn bei Schweinfurt
Deportation
am 02. Februar 1943 von Berlin NW21, Alt Moabit 86C nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Mai 1944 nach Auschwitz
Ermordet
Mai 1944 in Auschwitz

Selma Steinheimer Zander wurde am 21. Januar 1879 in Niederwerrn  bei Schweinfurt geboren. Sie war eines von sechs Kindern von Mannasse Steinheimer und Esther Köhler Steinheimer. Selma besuchte die Schule in Niederwerrn. Sie und Louis lernten sich in Berlin kennen.

Louis Zander wurde am 13. Juli 1870 in Pollnitz, Westpreußen, als Sohn von Isaak Zander und Dore Falkenberg geboren. Er war das jüngste von sechs Kindern. In Berlin wurde Louis Tischler und dann Klavierbauer. Er besaß eine Klavierfabrik in der ehemaligen Fruchtstraße und ein Klaviergeschäft in Alt Moabit, 86 C. Darüber hinaus besaß Louis Zander in den 1920er Jahren das Kino Colosseum, das er verkaufte. Etwa zehn Jahre zuvor gründete er das Welt-Kino in Berlin. Der Saal diente ursprünglich als Kapelle der Meierei Bolle.  Louis Zander kaufte das Gebäude und verwandelte es in ein Kino. Zum Zeitpunkt des Kaufs gab es Proteste, da es sich um einen „Juden“ handelte, der die verlassene Kirche kaufte.

Louis und Selma heirateten am 5. Mai 1905 in Berlin. Selma war eine engagierte Hausfrau und Mutter und engagierte sich in Louis‘ Geschäften. Sie hatten drei Söhne: Erwin, Lothar und Fritz. Louis Zander behielt seinen Laden so lange er konnte. Nachdem seine drei Söhne 1939 und 1940 in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren, begann Louis, seine Klaviere an andere Auswanderer zu verschenken und forderte sie auf, die Klaviere zu verkaufen und das Geld an seine Söhne zu schicken. Niemand tat es. Durch Zufall stieß sein Sohn Fritz, ein Klaviertechniker in New York, auf ein Klavier von Louis Zander, Berlin, das zum Verkauf stand. Er kaufte das Klavier, das weiterhin in Familienbesitz ist.

Louis und Selma wollten Deutschland so spät wie möglich verlassen. Nachdem sie von ihren drei Söhnen eine eidesstattliche Erklärung über  Unterstützung erhalten hatten, versuchten sie, Vorbereitungen für die Abreise zu treffen, aber es war zu spät. Bis Januar 1943 schrieben sie oft an ihre Söhne. Ihre Briefe wurden aufbewahrt.

Louis und Selma wurden am 2. Februar 1943 nach Theresienstadt deportiert. Louis Zander verhungerte und starb am 4. April 1944. Anschließend wurde Selma Steinheimer Zander in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie bei ihrer Ankunft am 16. Mai 1944 in der Gaskammer ermordet wurde.

In seinem Abschiedsbrief an seine Söhne schrieb Louis Zander: „Ein guter Ruf und gute Erinnerungen sind das beste Erbe.“