Erich Gentsch

Verlegeort
Äneasstr. 8
Bezirk/Ortsteil
Mariendorf
Verlegedatum
17. November 2008
Geboren
01. August 1893 in Altenburg (Thüringen)
Beruf
Bauschlosser
Flucht
Flucht 1934 in die Tschechoslowakei und 1937 in die Niederlande
Hingerichtet
24. August 1944 in Stuttgart

Erich Gentsch wurde am 1. August 1893 in Altenburg/Thüringen als Sohn des Metallschleifers und Sozialdemokraten Franz Gentsch geboren. Mit seinen fünf Geschwistern wuchs er ohne die früh verstorbene Mutter auf. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Lehre als Bauschlosser (1907 bis 1910) war er zunächst Wanderarbeiter, bis er in Stuttgart sesshaft wurde. Von 1913 bis 1920 arbeitete er als Schlosser und Dreher bei Daimler-Benz in Untertürckheim, zum Ersten Weltkrieg wurde er wegen eines Arbeitsunfalls, bei dem er drei Finger der rechten Hand verloren hatte, nicht eingezogen.<br />
<br />
Als Sohn eines Sozialdemokraten war Erich Gentsch schon früh politisch engagiert. Seit 1910 Mitglied des Arbeiterbildungsvereins und des Metallarbeiter-Verbandes, trat er 1911 in die SPD ein. 1917 wechselte er zum Spartakus-Bund und wurde 1919, gleich nach deren Gründung, Mitglied der KPD. Seine Tätigkeit als Betriebsrat und Streikführer war 1920 der Grund für seine Entlassung bei Daimler-Benz. Seitdem arbeitete er als Partei- und Gewerkschaftsfunktionär, unter anderem als Redakteur des KPD-Zentralorgans „Die rote Fahne“, im Parteisekretariat der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg, als Leiter der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO), im Roten Frontkämpferbund und im Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins, zu dessen Vorsitzendem er im Januar 1933 gewählt wurde.<br />
<br />
Bei seiner politischen Arbeit hatte Erich Gentsch auch seine Frau Erna Kuhn kennengelernt, mit der er seit 1916 verheiratet war. Mit den beiden Töchtern Ilse und Hildegard zog die Familie 1930 nach Berlin, wo sie in Berlin-Mariendorf zunächst in der Kaiserstr. 142 und ab 1933 in der Äneasstr. 8 wohnten.<br />
<br />
Noch am Abend des 30. Januar 1933 wurde Erich Gentsch festgenommen, kam aber nach kurzer Zeit wieder frei. In der Nacht des Reichstagsbrandes (27. Februar 1933) wurde er erneut verhaftet. Bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 erhielt er ein – von den Nazis aber sofort wieder annulliertes – Mandat als Stadtverordneter für die KPD im Bezirk Neukölln. Er wurde in „Schutzhaft“ genommen und bis September 1933 zunächst im „wilden Konzentrationslager“ in den Kasernen der General-Pape-Straße, dann in den Polizeigefängnissen am Alexanderplatz, in Spandau und im ersten „regulären“ Konzentrationslager in Sonnenburg (bei Frankfurt an der Oder) gefangen gehalten. 1934 emigrierte er ins Saarland, kurz darauf in die Tschechoslowakei und ab 1937 in die Niederlande. Als einer der wichtigsten kommunistischen Widerstandskämpfer organisierte er unter anderem den Transport illegaler Schriften in das Deutsche Reich, die in Büchern mit Titeln wie „Ratgeber für den Haus-, Schreber- und Siedlergarten“ oder „Wie unsere Kakteen gepflegt werden müssen“ eingelegt waren und so getarnt nach Deutschland geschickt wurden. Seit 1936 teilte er sein Leben wieder mit seiner Frau, die bis dahin in Berlin geblieben war.<br />
<br />
Am 23. April 1943 wurde das Ehepaar in Amsterdam verhaftet und nach Deutschland gebracht. Erich Gentsch wurde vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am 23. Juni 1944 zum Tode verurteilt und am 24. August 1944 in Stuttgart hingerichtet. In der Urteilsbegründung heißt es: „Als das deutsche Volk anfing, geschlossen dem Führer treu sein Schicksal zu meistern, emigrierte der Spitzenfunktionär des Berliner kommunistischen Metallarbeiterverbandes Erich Gentsch, wühlte im Saargebiet gegen das Reich, leitete dann von Prag aus den kommunistischen Volksverrat als Grenzstellenleiter, suchte danach Jahre lang als Abschnittleiter von Amsterdam aus Rheinland und Westfalen bolschewistisch zu verseuchen und hetzte zugleich im Ausland gegen unsere nationalsozialistische Lebensart … und schwächte unsere Kampfkraft in einem drohenden schweren Krieg.“<br />
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Erna Gentsch wurde nach einer Untersuchungshaft in Düsseldorf nach Ravensbrück deportiert. Dort starb sie am 5. Februar 1945 aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen.

Erich Gentsch wurde am 1. August 1893 in Altenburg/Thüringen als Sohn des Metallschleifers und Sozialdemokraten Franz Gentsch geboren. Mit seinen fünf Geschwistern wuchs er ohne die früh verstorbene Mutter auf. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Lehre als Bauschlosser (1907 bis 1910) war er zunächst Wanderarbeiter, bis er in Stuttgart sesshaft wurde. Von 1913 bis 1920 arbeitete er als Schlosser und Dreher bei Daimler-Benz in Untertürckheim, zum Ersten Weltkrieg wurde er wegen eines Arbeitsunfalls, bei dem er drei Finger der rechten Hand verloren hatte, nicht eingezogen.

Als Sohn eines Sozialdemokraten war Erich Gentsch schon früh politisch engagiert. Seit 1910 Mitglied des Arbeiterbildungsvereins und des Metallarbeiter-Verbandes, trat er 1911 in die SPD ein. 1917 wechselte er zum Spartakus-Bund und wurde 1919, gleich nach deren Gründung, Mitglied der KPD. Seine Tätigkeit als Betriebsrat und Streikführer war 1920 der Grund für seine Entlassung bei Daimler-Benz. Seitdem arbeitete er als Partei- und Gewerkschaftsfunktionär, unter anderem als Redakteur des KPD-Zentralorgans „Die rote Fahne“, im Parteisekretariat der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg, als Leiter der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO), im Roten Frontkämpferbund und im Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins, zu dessen Vorsitzendem er im Januar 1933 gewählt wurde.

Bei seiner politischen Arbeit hatte Erich Gentsch auch seine Frau Erna Kuhn kennengelernt, mit der er seit 1916 verheiratet war. Mit den beiden Töchtern Ilse und Hildegard zog die Familie 1930 nach Berlin, wo sie in Berlin-Mariendorf zunächst in der Kaiserstr. 142 und ab 1933 in der Äneasstr. 8 wohnten.

Noch am Abend des 30. Januar 1933 wurde Erich Gentsch festgenommen, kam aber nach kurzer Zeit wieder frei. In der Nacht des Reichstagsbrandes (27. Februar 1933) wurde er erneut verhaftet. Bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 erhielt er ein – von den Nazis aber sofort wieder annulliertes – Mandat als Stadtverordneter für die KPD im Bezirk Neukölln. Er wurde in „Schutzhaft“ genommen und bis September 1933 zunächst im „wilden Konzentrationslager“ in den Kasernen der General-Pape-Straße, dann in den Polizeigefängnissen am Alexanderplatz, in Spandau und im ersten „regulären“ Konzentrationslager in Sonnenburg (bei Frankfurt an der Oder) gefangen gehalten. 1934 emigrierte er ins Saarland, kurz darauf in die Tschechoslowakei und ab 1937 in die Niederlande. Als einer der wichtigsten kommunistischen Widerstandskämpfer organisierte er unter anderem den Transport illegaler Schriften in das Deutsche Reich, die in Büchern mit Titeln wie „Ratgeber für den Haus-, Schreber- und Siedlergarten“ oder „Wie unsere Kakteen gepflegt werden müssen“ eingelegt waren und so getarnt nach Deutschland geschickt wurden. Seit 1936 teilte er sein Leben wieder mit seiner Frau, die bis dahin in Berlin geblieben war.

Am 23. April 1943 wurde das Ehepaar in Amsterdam verhaftet und nach Deutschland gebracht. Erich Gentsch wurde vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am 23. Juni 1944 zum Tode verurteilt und am 24. August 1944 in Stuttgart hingerichtet. In der Urteilsbegründung heißt es: „Als das deutsche Volk anfing, geschlossen dem Führer treu sein Schicksal zu meistern, emigrierte der Spitzenfunktionär des Berliner kommunistischen Metallarbeiterverbandes Erich Gentsch, wühlte im Saargebiet gegen das Reich, leitete dann von Prag aus den kommunistischen Volksverrat als Grenzstellenleiter, suchte danach Jahre lang als Abschnittleiter von Amsterdam aus Rheinland und Westfalen bolschewistisch zu verseuchen und hetzte zugleich im Ausland gegen unsere nationalsozialistische Lebensart … und schwächte unsere Kampfkraft in einem drohenden schweren Krieg.“

Erna Gentsch wurde nach einer Untersuchungshaft in Düsseldorf nach Ravensbrück deportiert. Dort starb sie am 5. Februar 1945 aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen.