Siegfried Lohde wurde am 11. Mai 1870 in Danzig/Gdańsk geboren. Seine Eltern waren Josef und Sabine Lohde. <br />
<br />
Über sein Leben bis 1934 wissen wir nichts. Seit 1934 wohnte er zusammen mit seiner Tochter Elsa Tawrigowski (s.dort), deren Mann Herbert (s. dort), den Kindern Gerhard (s. dort) und Bella (s. dort) sowie der Untermieterin Erna Joachimsthal in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Zentralheizung, Warmwasser und Badezimmer im Seitenflügel Parterre in der Barbarossastraße 53 in Berlin-Schöneberg. Die Familie Tawrigowski nannte sich aus unbekannten Gründen Friedländer.<br />
<br />
„Es war eine breite, nicht allzu belebte Straße. Man musste den Flur des Vorderhauses passieren und den Hof überqueren, wenn man zu den Friedländers und dem alten Herrn wollte. In der Mitte des Hofes war ein rundes, in Stein gefasstes Beet mit Sträuchern, die im Frühjahr rosa blühten. Im hinteren Teil des Hofes standen zwei junge Birken dicht beieinander. Die Parterrefenster im linken Seitenflügel, über die der dünne Schatten der Birken fiel, gehörten zu Friedländers Wohnzimmer. Hinter dem einen Fenster war der Platz des alten Lohde. Sooft wir über den Hof gingen und sooft wir, bevor wir das Treppenhaus betraten, zu diesem Fenster schauten, sahen wir ihn dort sitzen. Er liebte den Blick auf die Birken und die Sträucher. … Wo der alte Lohde saß, war die Gardine zurückgeschoben. Er brauchte Licht zum Lesen und für den Unterricht,“ schreibt Vera Friedländer, eine nahe Verwandte von Siegfried Lohde. <br />
<br />
Da jüdische Kinder ab 1942 keine Schulen mehr besuchen durften, unterrichtete Siegfried Lohde seine Enkel und andere Kinder in seiner Wohnung. „Er lehrte durch Worte und benutzte nur eine Schiefertafel, die er auf die Knie legte, so dass die Kinder draufsehen konnten, wenn er schrieb und sprach.“ (Vera Friedländer)<br />
<br />
Siegfried Lohde war Kaufmannsgehilfe gewesen und hatte bei den Gebr. Fritz, Klosterstraße 64 in Berlin-Mitte gearbeitet. Er war inzwischen verwitwet und Rentner und bekam eine Pension der Reichsangestelltenversicherung.<br />
<br />
Am 14. August 1942 wurde er aus der gemeinsamen Wohnung geholt und mit dem „44. Alterstransport“ nach Theresienstadt gebracht. Dort verstarb der angeblich an einer „Zellengewebsentzündung“ Leidende am 12. Februar 1943 an einer „Blutvergiftung“, wie es in der Todesfallanzeige heißt. <br />
<br />
Die Familie blieb vorerst in der Wohnung. Schon bald wurde diese jedoch geräumt und Tawrigowskis in die Barbarossastraße 8 zwangseingewiesen.
Über sein Leben bis 1934 wissen wir nichts. Seit 1934 wohnte er zusammen mit seiner Tochter Elsa Tawrigowski (s.dort), deren Mann Herbert (s. dort), den Kindern Gerhard (s. dort) und Bella (s. dort) sowie der Untermieterin Erna Joachimsthal in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Zentralheizung, Warmwasser und Badezimmer im Seitenflügel Parterre in der Barbarossastraße 53 in Berlin-Schöneberg. Die Familie Tawrigowski nannte sich aus unbekannten Gründen Friedländer.
„Es war eine breite, nicht allzu belebte Straße. Man musste den Flur des Vorderhauses passieren und den Hof überqueren, wenn man zu den Friedländers und dem alten Herrn wollte. In der Mitte des Hofes war ein rundes, in Stein gefasstes Beet mit Sträuchern, die im Frühjahr rosa blühten. Im hinteren Teil des Hofes standen zwei junge Birken dicht beieinander. Die Parterrefenster im linken Seitenflügel, über die der dünne Schatten der Birken fiel, gehörten zu Friedländers Wohnzimmer. Hinter dem einen Fenster war der Platz des alten Lohde. Sooft wir über den Hof gingen und sooft wir, bevor wir das Treppenhaus betraten, zu diesem Fenster schauten, sahen wir ihn dort sitzen. Er liebte den Blick auf die Birken und die Sträucher. … Wo der alte Lohde saß, war die Gardine zurückgeschoben. Er brauchte Licht zum Lesen und für den Unterricht,“ schreibt Vera Friedländer, eine nahe Verwandte von Siegfried Lohde.
Da jüdische Kinder ab 1942 keine Schulen mehr besuchen durften, unterrichtete Siegfried Lohde seine Enkel und andere Kinder in seiner Wohnung. „Er lehrte durch Worte und benutzte nur eine Schiefertafel, die er auf die Knie legte, so dass die Kinder draufsehen konnten, wenn er schrieb und sprach.“ (Vera Friedländer)
Siegfried Lohde war Kaufmannsgehilfe gewesen und hatte bei den Gebr. Fritz, Klosterstraße 64 in Berlin-Mitte gearbeitet. Er war inzwischen verwitwet und Rentner und bekam eine Pension der Reichsangestelltenversicherung.
Am 14. August 1942 wurde er aus der gemeinsamen Wohnung geholt und mit dem „44. Alterstransport“ nach Theresienstadt gebracht. Dort verstarb der angeblich an einer „Zellengewebsentzündung“ Leidende am 12. Februar 1943 an einer „Blutvergiftung“, wie es in der Todesfallanzeige heißt.
Die Familie blieb vorerst in der Wohnung. Schon bald wurde diese jedoch geräumt und Tawrigowskis in die Barbarossastraße 8 zwangseingewiesen.