Emma Bachrach geb. Nelson

Verlegeort
Torstr. 223
Historischer Name
Elsässer Str. 38
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
August 2010
Geboren
16. August 1860 in Märkisch-Friedland (Westpreußen) / Mirosławiec
Deportation
am 04. November 1942 nach Theresienstadt
Tot
11. Januar 1943 im Ghetto Theresienstadt

Emma Bachrach wurde als Emma Nelson am 16. August 1860 im westpreußischen Märkisch-Friedland (heute: Mirosławiec / Polen) geboren. Sie heiratete den Berliner Zahntechniker Rudolf Bachrach, der aus seiner ersten Ehe drei Töchter hatte. Das Ehepaar wohnte in der Eichendorffstraße 22 in Berlin-Mitte.<br />
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Als Rudolf Bachrach 1911 starb, erbte Emma Bachrach das Dental-Depot für zahnärztliche und zahntechnische Bedarfsmittel, das ihr Mann 1895 gegründet hatte. Ihre damals erst 20-jährige jüngste Stieftochter Flora übernahm die Geschäftsführung. 1919 wurde der Familienbetrieb in eine offene Handelsgesellschaft mit Emma und Flora Bachrach als Gesellschafterinnen umgewandelt. Zeitweilig war auch Floras späterer Ehemann, der Zahntechniker Georg Sally Gross, Gesellschafter der Firma. Gemeinsam mit ihrer Stieftochter und deren Mann lebte Emma Bachrach in der Elsässer Straße 38 (heute: Torstraße 223) in der zweiten und dritten Etage in einer 5½-Zimmer-Wohnung. Dort befanden sich auch die Geschäftsräume des Dental-Depots, bis der Familienbetrieb 1940 zwangsweise geschlossen wurde.<br />
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Der mittleren von Emma Bachrachs Stieftöchtern, Meta Bachrach, war es im März 1938 gelungen, nach England zu fliehen. Ihre ältere Schwester Hedwig Bachrach wurde im November 1941 aus Berlin ins Ghetto Minsk deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.<br />
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Die Stieftocher Flora und ihr Mann Georg Sally Gross tauchten unter, um ihrer bevorstehenden Deportation zu entgehen. Hans Hausdorf, ein Bekannter der Familie aus Charlottenburg, schrieb 1946 an Meta Bachrach in London: „Also, als damals im Februar Herr und Frau Gross von der Gestapo abgeholt werden sollten, die Ankündigung also vorlag, sind beide abschiednehmend von ihrer Mutter geflüchtet in die Umgegend von Berlin. Die alte, immerhin schon 80-jährige Dame, also Ihre Frau Mutter, blieb allein tapfer zurück und wurde am anderen Tag abgeholt, um dann nicht mehr wieder zu kommen.“<br />
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Emma Bachrach wurde am 4. November 1942 nach Theresienstadt deportiert. Gegen vier Uhr morgens verließen die einhundert überwiegend älteren Menschen, die mit dem „75. Alterstransport“ deportiert wurden, das Sammellager in der Großen Hamburger Straße Richtung Anhalter Bahnhof. Dort mussten sie in zwei alte Waggons dritter Klasse einsteigen, die an einen fahrplanmäßigen Personenzug angehängt wurden. In Dresden wurden sie an einen anderen Zug Richtung Prag gekoppelt, der am selben Abend das Ghetto Theresienstadt erreichte. Emma Bachrach starb dort nach weniger als zehn Wochen, am 11. Januar 1943, im Alter von 82 Jahren.<br />
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Ihre Stieftochter Flora und deren Mann Georg Sally Gross wurden Anfang März 1944 von der Gestapo entdeckt. Sie nahmen sich auf dem Weg zur Sammelstelle das Leben.<br />
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Emma Bachrach wurde als Emma Nelson am 16. August 1860 im westpreußischen Märkisch-Friedland (heute: Mirosławiec / Polen) geboren. Sie heiratete den Berliner Zahntechniker Rudolf Bachrach, der aus seiner ersten Ehe drei Töchter hatte. Das Ehepaar wohnte in der Eichendorffstraße 22 in Berlin-Mitte.

Als Rudolf Bachrach 1911 starb, erbte Emma Bachrach das Dental-Depot für zahnärztliche und zahntechnische Bedarfsmittel, das ihr Mann 1895 gegründet hatte. Ihre damals erst 20-jährige jüngste Stieftochter Flora übernahm die Geschäftsführung. 1919 wurde der Familienbetrieb in eine offene Handelsgesellschaft mit Emma und Flora Bachrach als Gesellschafterinnen umgewandelt. Zeitweilig war auch Floras späterer Ehemann, der Zahntechniker Georg Sally Gross, Gesellschafter der Firma. Gemeinsam mit ihrer Stieftochter und deren Mann lebte Emma Bachrach in der Elsässer Straße 38 (heute: Torstraße 223) in der zweiten und dritten Etage in einer 5½-Zimmer-Wohnung. Dort befanden sich auch die Geschäftsräume des Dental-Depots, bis der Familienbetrieb 1940 zwangsweise geschlossen wurde.

Der mittleren von Emma Bachrachs Stieftöchtern, Meta Bachrach, war es im März 1938 gelungen, nach England zu fliehen. Ihre ältere Schwester Hedwig Bachrach wurde im November 1941 aus Berlin ins Ghetto Minsk deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Die Stieftocher Flora und ihr Mann Georg Sally Gross tauchten unter, um ihrer bevorstehenden Deportation zu entgehen. Hans Hausdorf, ein Bekannter der Familie aus Charlottenburg, schrieb 1946 an Meta Bachrach in London: „Also, als damals im Februar Herr und Frau Gross von der Gestapo abgeholt werden sollten, die Ankündigung also vorlag, sind beide abschiednehmend von ihrer Mutter geflüchtet in die Umgegend von Berlin. Die alte, immerhin schon 80-jährige Dame, also Ihre Frau Mutter, blieb allein tapfer zurück und wurde am anderen Tag abgeholt, um dann nicht mehr wieder zu kommen.“

Emma Bachrach wurde am 4. November 1942 nach Theresienstadt deportiert. Gegen vier Uhr morgens verließen die einhundert überwiegend älteren Menschen, die mit dem „75. Alterstransport“ deportiert wurden, das Sammellager in der Großen Hamburger Straße Richtung Anhalter Bahnhof. Dort mussten sie in zwei alte Waggons dritter Klasse einsteigen, die an einen fahrplanmäßigen Personenzug angehängt wurden. In Dresden wurden sie an einen anderen Zug Richtung Prag gekoppelt, der am selben Abend das Ghetto Theresienstadt erreichte. Emma Bachrach starb dort nach weniger als zehn Wochen, am 11. Januar 1943, im Alter von 82 Jahren.

Ihre Stieftochter Flora und deren Mann Georg Sally Gross wurden Anfang März 1944 von der Gestapo entdeckt. Sie nahmen sich auf dem Weg zur Sammelstelle das Leben.