Selma Lachotzki geb. Oster

Verlegeort
Paulsborner Str. 3
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
06. Oktober 2021
Geboren
20. Februar 1888 in Xanten (Kreis Wesel)
Flucht
1938 England, USA
Überlebt

Selma Oster wurde am 20. Februar 1888 in Xanten am Rhein in der Nähe der holländischen Grenze geboren. Sie hatte zwei Brüder und fünf Schwestern, fünf ihrer Geschwister wurden in Konzentrationslagern während des Holocausts ermordet.<br />
<br />
Selma verließ ihre Heimatstadt als junge Frau und zog nach Berlin, wo sie als Verkäuferin im Kaufhaus KaDeWe ihr Berufsleben begann. Ihre jüngere Schwester Dorothea, die auch im KaDeWe arbeitete, begleitete sie.<br />
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Einige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte Selma sich am Geschäft von Julius Mayer, der Damenbekleidungsfirma Lewinski und Mayer, die Modelle kreierte, herstellte, und verkaufte. Jedes Jahr reiste Selma mit ihren eigenen Modekünstlerinnen nach Paris, wo sie die neuesten Kollektionen der aktuellen Damenmode vorstellte. Diese wurden die Basis der neu entworfenen Designs, die von Lewinski und Mayer vertrieben wurden, deren Fabrik und Verkaufsräume sich am Hausvogteiplatz befanden.<br />
<br />
1921 heiratete sie Bruno Lachotzki, der in der Folge als Chefverkäufer bei Lewinski und Mayer eingestellt wurde. Nach ihrer Hochzeit zog ihre Schwester Dorothea zu dem Ehepaar und wurde später eine Art Nanny für Selmas und Brunos Kinder, die 1927 geborene Tochter Rosemarie und den 1928 geborenen Sohn Fritz.<br />
<br />
Selma war eine sehr intelligente und geschäftsorientierte Frau, die half, eine höchst erfolgreiche Firma zu leiten. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, zeigte sie, wie kühn und mutig sie war. Als Bruno nach der Pogromnacht in Sachsenhausen inhaftiert wurde, gelang es ihr, die Visa für die Familie erst für England, dann für die USA zu bekommen. Sie fand heraus, wen man mit großen Geldsummen bestechen konnte, um ihren Mann aus dem Konzentrationslager zu befreien. Es gelang ihr sogar, eine ganze Schiffsladung voll von eigenem Wohnungsinventar (inklusive Porzellan, Silber und Mobiliar) aus der Wohnung zu retten und nach England zu senden, trotz der Bestimmungen, dass eigentlich nichts Wertvolles aus Deutschland ausgeführt werden durfte.<br />
Die Familie ließ sich zunächst in Minneapolis nieder, änderte den Namen von Lachotzki zu Lyon und zog 1956 nach Burlingame in Kalifornien.<br />
<br />
Angesichts ihres Alters, der fehlenden Sprachkenntnisse und der Geschlechterrollen zu jener Zeit musste Selma sich mit dem Hausfrauendasein zufriedengeben. Sie konnte nicht arbeiten, geschweige denn ein eigenes Geschäft führen.<br />
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Selma war nicht sehr glücklich während ihrer Zeit in den USA. Sie starb am 29. Februar 1964.

Selma Oster wurde am 20. Februar 1888 in Xanten am Rhein in der Nähe der holländischen Grenze geboren. Sie hatte zwei Brüder und fünf Schwestern, fünf ihrer Geschwister wurden in Konzentrationslagern während des Holocausts ermordet.

Selma verließ ihre Heimatstadt als junge Frau und zog nach Berlin, wo sie als Verkäuferin im Kaufhaus KaDeWe ihr Berufsleben begann. Ihre jüngere Schwester Dorothea, die auch im KaDeWe arbeitete, begleitete sie.

Einige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte Selma sich am Geschäft von Julius Mayer, der Damenbekleidungsfirma Lewinski und Mayer, die Modelle kreierte, herstellte, und verkaufte. Jedes Jahr reiste Selma mit ihren eigenen Modekünstlerinnen nach Paris, wo sie die neuesten Kollektionen der aktuellen Damenmode vorstellte. Diese wurden die Basis der neu entworfenen Designs, die von Lewinski und Mayer vertrieben wurden, deren Fabrik und Verkaufsräume sich am Hausvogteiplatz befanden.

1921 heiratete sie Bruno Lachotzki, der in der Folge als Chefverkäufer bei Lewinski und Mayer eingestellt wurde. Nach ihrer Hochzeit zog ihre Schwester Dorothea zu dem Ehepaar und wurde später eine Art Nanny für Selmas und Brunos Kinder, die 1927 geborene Tochter Rosemarie und den 1928 geborenen Sohn Fritz.

Selma war eine sehr intelligente und geschäftsorientierte Frau, die half, eine höchst erfolgreiche Firma zu leiten. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, zeigte sie, wie kühn und mutig sie war. Als Bruno nach der Pogromnacht in Sachsenhausen inhaftiert wurde, gelang es ihr, die Visa für die Familie erst für England, dann für die USA zu bekommen. Sie fand heraus, wen man mit großen Geldsummen bestechen konnte, um ihren Mann aus dem Konzentrationslager zu befreien. Es gelang ihr sogar, eine ganze Schiffsladung voll von eigenem Wohnungsinventar (inklusive Porzellan, Silber und Mobiliar) aus der Wohnung zu retten und nach England zu senden, trotz der Bestimmungen, dass eigentlich nichts Wertvolles aus Deutschland ausgeführt werden durfte.
Die Familie ließ sich zunächst in Minneapolis nieder, änderte den Namen von Lachotzki zu Lyon und zog 1956 nach Burlingame in Kalifornien.

Angesichts ihres Alters, der fehlenden Sprachkenntnisse und der Geschlechterrollen zu jener Zeit musste Selma sich mit dem Hausfrauendasein zufriedengeben. Sie konnte nicht arbeiten, geschweige denn ein eigenes Geschäft führen.

Selma war nicht sehr glücklich während ihrer Zeit in den USA. Sie starb am 29. Februar 1964.