Elsa Jacobsohn

Verlegeort
Bötzowstr. 28
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
15. November 2023
Geboren
01. April 1881 in Schmiegel (Posen) / Śmigiel
Deportation
am 05. Juni 1942 von Berlin nach Theresienstadt
Ermordet
22. Juni 1942 in Theresienstadt

Elsa Jacobsohn wurde am 1. April 1881 in Schmiegel im preußischen Bezirk Posen, das heutige Smigiel in der polnischen Woiwodschaft Wielkopolska, geboren. Sie war die Tochter des Textilkaufmanns David Jacobsohn und seiner Frau Ernestine geb. Lewy. Sie hatte mehrere Geschwister, den älteren Bruder Georg, geboren am 23. Juli 1879, und den jüngeren Bruder Johannes, geboren am 23. Januar 1890, beide ebenfalls in Schmiegel. Über zwei weitere Brüder, Albert und Ludwig, ist praktisch nichts bekannt. Der Vater war als Vorbeter in der jüdischen Gemeinde aktiv.[1]

Während wir von Johannes und Georg wissen, dass sie später im kulturellen Bereich Karriere machten – Georg wurde erfolgreicher Schauspieler, Johannes ein erfolgreicher Sänger und Kantor – wissen wir von Elsa Jacobsohns Privatleben praktisch nichts. Nicht bekannt ist, was sie beruflich gemacht hat, nicht bekannt ist, wann sie nach Berlin gekommen ist und wo sie dort gelebt und gearbeitet hat. Sie taucht erst wieder im Zusammenhang mit der Volkszählung 1939 auf. Damals ist sie als wohnhaft in der Bötzowstraße 28 im Prenzlauer Berg nachgewiesen.[2] In den Adressbüchern ist sie nie selbst aufgetaucht, da sie vermutlich als Unverheiratete keine eigene Wohnung hatte, sondern immer nur zur Untermiete wohnte.[3] In der Bötzowstraße lebte sie bei ihrer Cousine Betty Lewy, die Tochter von Hermann Lewy, ein Bruder der Mutter. Seit Ende 1939 lebte wohl auch ihr Bruder Johannes Jacobson bei der Cousine.

Elsa Jacobsohn wurde am 5. Juni 1942, wenige Tage nachdem ihr Bruder von der Berliner Gestapo festgenommen und mit 249 anderen jüdischen Männern am 28./29. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen erschossen worden war, mit dem 2. sog. Altentransport von Berlin nach Theresienstadt deportiert.[4]Mit diesem Transport wurden nach einem von Eichmann entwickelten Plan zum Umgang mit den Angehörigen knapp 100 Angehörige der ermordeten Männer aus Berlin fortgeschafft. Vor Ort in Theresienstadt wurde ihnen dann das Schicksal der Männer bekannt gegeben. Bis dahin hatten sie nur einige in der Berliner Judenschaft umlaufenden Gerüchte gehört. Bereits am 22. Juni 1942 starb Elsa Jacobsohn im ‚Vorzeigelager‘ Theresienstadt, die Umstände ihres Todes sind nicht bekannt.[5]

Ihr zweiter Bruder, Georg Jacobsohn (Künstlername: John), war zu diesem Zeitpunkt schon tot. Ihm war seit 1933 die Arbeit als Schauspieler im normalen Film- und Theaterbetrieb untersagt. Er hatte sich seitdem stark im jüdischen Kulturbetrieb engagiert. Unmittelbar im Anschluss an die Schließung des Jüdischen Kulturbundes wurde er am 29. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo er - gesundheitlich angeschlagen – bereits am 18. November unter ungeklärten Umständen verstarb.[6]

Quellen

[1] Vgl. hierzu: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (yadvashem.org) (Zugriff: 14. 10. 2023)

[2] Siehe hierzu: Ergänzungskartei zur Volkszählung 1939, in: Datenbank BundesA Berlin Lichterfelde 

[3]  Siehe hierzu: Gedenkbuch Bundesarchiv

[4] ITS Arolsen Digitale Archive Dok. 127187764. Vgl zum Umgang mit den Angehörigen der ermordeten Männer auch: Wolfgang Scheffler, Der Brandanschlag im Berliner Lustgarten im Mai 1942 und seine Folgen. in: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, 1984, S. 91–118

[5] Siehe hierzu: Elsa Jacobsohn | Opferdatenbank | Holocaust (Zugriff am 15. 10. 2023) 

[6] Vgl.: III. Transport (statistik-des-holocaust.de).   Siehe hierzu auch: Georg John – Wikipedia  (Zugriff am 15. 10. 2023)