Hans Marcuse

Verlegeort
Clausewitzstr. 7
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. April 2022
Geboren
19. April 1898 in Berlin
Beruf
Rechtsanwalt
Flucht
1938 Frankreich
Interniert
in Drancy
Deportation
am 20. November 1943 nach Auschwitz
Ermordet
1943 in Auschwitz

Hans wurde am 19. April 1898 in Berlin geboren. Er wuchs auf in der Clausewitzstr. 7. Wie sein Vater wurde auch er ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Hans lernte Ellen Steinberg 1925 in Bad Godesberg bei Bonn kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Am 5. März 1927 heirateten sie und feierten im Berliner Hotel Bristol ihre Vermählung.

Hans und Ellen führten nach außen ein glückliches Leben. Sie verbrachten ihre Ferien in fernen Gefilden, reisten rund ums Mittelmeer und fuhren regelmäßig Ski in Österreich. Ihr erstes Kind Vera wurde am 23. Dezember 1927 in Berlin geboren und Ralph folgte am 20. Oktober 1930. Das Glück währte nicht lange, die Ehe zerbrach und Hans und Ellen ließen sich 1934 scheiden. Die Scheidung war einvernehmlich. Ellen beschrieb Hans als freundlichen und großzügigen Mann und liebevollen Vater. Sie und ihr zweiter Ehemann flohen schließlich mit den Kindern Vera und Ralph vor den Nazis nach England.

1934 lernte Hans Charlotte (Lotte) Feibelsohn kennen.

Lotte, geboren am 1. Mai 1905 in Berlin, war die Tochter von Hugo und Ilse Feibelsohn. Sie verbrachte ihre Jugend in Berlin. Hugo war ein erfolgreicher Seidenhändler, der seinen Geschäftssitz in Roubaix, Frankreich, hatte. 1935 heirateten Hans und Lotte in Roubaix. Vermutlich um eine Arbeitsmöglichkeit und eine Bleibe zu finden, war Hans erst in Deutschland, dann in Frankreich und kurze Zeit, in den späten 30er Jahren, in New York, bevor er wieder nach Berlin zurückkehrte. Schließlich zogen Hans und Lotte nach Frankreich.

Es gelang den beiden 1938 und 1939 gemeinsame Ferien mit Hans´ Kindern Vera und Ralph im französischen Küstenort Mers-les-Bains zu verbringen. Lotte war für Vera und Ralph „Aunt Lotte“, die bis Juli 1942 liebevolle Briefe an Vera schrieb.

1940 war Hans ins französische Heer eingetreten, wo er in der Verwaltung arbeitete. In einem Brief an Vera bezeichnet er sich als Schreibkraft. Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 flohen Hans und Lotte nach Nizza. Sie wurden gefangen genommen, als sie ihr Versteck verließen, um ein Café aufzusuchen und in das Sammellager Drancy verbracht. 

Es war den beiden nicht vergönnt zusammenzubleiben. Lotte wurde am 7. Oktober 1943 von Drancy nach Auschwitz deportiert und Hans am 20. November 1943. Beide wurden dort, getrennt voneinander ermordet. Hans wurde 45, Lotte 38 Jahre alt.