Bertha Schmidt geb. Ratz

Verlegeort
Darmstädter Straße 1
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
16. Juni 2016
Geboren
11. Juli 1885 in Kowno / Kaunas
Deportation
am 09. Februar 1944 nach Theresienstadt
Überlebt
in Theresienstadt

Bertha Schmidt, geb. Ratz – auch ohne das h, Berta, geschrieben – kam am 11. Juli 1885 in Kowno/Kaunas in Litauen auf die Welt. Sie war Tochter einer jüdischen Familie, die Teil einer zu jener Zeit großen jüdischen Gemeinde in dieser Stadt war.<br />
Im Ersten Weltkrieg lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, Gaston Schmidt, geboren am 8. April 1872, der als Offizier des Deutschen Reichsheeres in der Stadtkommandantur von Kowno tätig gewesen war. Sie zog mit ihm nach Ende des Ersten Weltkrieges nach Berlin, wo sie heirateten und eine Wohnung in der Darmstädter Straße 1 in Berlin-Wilmersdorf bezogen. Am 20. Dezember 1920 kam, als einziges Kind in dieser Ehe, ihre Tochter Irene zur Welt.<br />
Ihr Mann, selber nicht jüdischen Glaubens, war Kommissar bei der Berliner Kriminalpolizei. Er starb am 13. November 1936. Bertha Schmidt hatte mit der Pension ihres Mannes ein gutes Auskommen und musste nicht arbeiten. Nachdem das Haus in der Darmstädter Straße 1 Ende 1943 durch eine Brandbombe zerstört worden war, zog Bertha Schmidt zu ihrer Tochter Irene und deren Ehemann Georg Jurok, den ihre Tochter kurz zuvor geheiratet hatte. Dank gefälschter Papiere galt Irene Jurok als arisch. Die Wohnung, in der die drei lebten, gehörte einer Familie Ehlert, die sich angeblich für längere Zeit im Ausland aufhielt. Aus welchen Gründen Bertha Schmidt dann wieder aus der Wohnung auszog, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. <br />
Kurz vor ihrer Deportation nach Theresienstadt am 9. Februar 1944 (siehe Blatt 156 der entsprechenden Transportliste, lfd. Nr.: 94) hatte sie sich in eine „Sammelwohnung“ in der Roscherstraße in Berlin-Charlottenburg begeben. Bertha Schmidt überlebte das Lager Theresienstadt und kehrte nach Befreiung und Kriegsende nach Berlin zurück, wo auch ihre Tochter Irene und ihr damaliger Ehemann Georg Jurok überlebt hatten. Am 24. Juni 1945 kam ihr erstes Enkelkind, Georg-Michael Jurok, zur Welt. In den Nachkriegsjahren lernte ihre Tochter Irene einen Überlebenden der Shoah, einen Juden aus Galizien, kennen und lieben. Sie ließ sich scheiden und heiratete Godel Hoffmann, der 1920 in Skalat, einem kleinen Ort in der Nähe von Tarnopol, als eines von acht Kindern zur Welt gekommen war und nun mit seinem älteren Bruder, als einzige Überlebende ihrer Familie, als displaced person in Berlin untergebracht waren. Sowohl Bertha Schmidt wie auch die Familie ihrer Tochter Irene wohnten in der Albrecht-Achilles-Straße in Berlin-Wilmersdorf. Am 7. Oktober 1958 wurde Bertha Schmidts zweites Enkelkind Dorothea und am 21. Juni 1961 ihr drittes Enkelkind Daniel geboren.<br />
Bertha Schmidt starb am 23. Mai 1963 im Alter von fast 78 Jahren und wurde auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am Scholzplatz beigesetzt. Ihre Enkelin Irene, die einzige überlebende Zeitzeugin, sprach nur ungerne über diese Zeit. Sie ist am 12. Februar 2017 im hohen Alter von 96 Jahren gestorben.<br />

Bertha Schmidt, geb. Ratz – auch ohne das h, Berta, geschrieben – kam am 11. Juli 1885 in Kowno/Kaunas in Litauen auf die Welt. Sie war Tochter einer jüdischen Familie, die Teil einer zu jener Zeit großen jüdischen Gemeinde in dieser Stadt war.
Im Ersten Weltkrieg lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, Gaston Schmidt, geboren am 8. April 1872, der als Offizier des Deutschen Reichsheeres in der Stadtkommandantur von Kowno tätig gewesen war. Sie zog mit ihm nach Ende des Ersten Weltkrieges nach Berlin, wo sie heirateten und eine Wohnung in der Darmstädter Straße 1 in Berlin-Wilmersdorf bezogen. Am 20. Dezember 1920 kam, als einziges Kind in dieser Ehe, ihre Tochter Irene zur Welt.
Ihr Mann, selber nicht jüdischen Glaubens, war Kommissar bei der Berliner Kriminalpolizei. Er starb am 13. November 1936. Bertha Schmidt hatte mit der Pension ihres Mannes ein gutes Auskommen und musste nicht arbeiten. Nachdem das Haus in der Darmstädter Straße 1 Ende 1943 durch eine Brandbombe zerstört worden war, zog Bertha Schmidt zu ihrer Tochter Irene und deren Ehemann Georg Jurok, den ihre Tochter kurz zuvor geheiratet hatte. Dank gefälschter Papiere galt Irene Jurok als arisch. Die Wohnung, in der die drei lebten, gehörte einer Familie Ehlert, die sich angeblich für längere Zeit im Ausland aufhielt. Aus welchen Gründen Bertha Schmidt dann wieder aus der Wohnung auszog, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Kurz vor ihrer Deportation nach Theresienstadt am 9. Februar 1944 (siehe Blatt 156 der entsprechenden Transportliste, lfd. Nr.: 94) hatte sie sich in eine „Sammelwohnung“ in der Roscherstraße in Berlin-Charlottenburg begeben. Bertha Schmidt überlebte das Lager Theresienstadt und kehrte nach Befreiung und Kriegsende nach Berlin zurück, wo auch ihre Tochter Irene und ihr damaliger Ehemann Georg Jurok überlebt hatten. Am 24. Juni 1945 kam ihr erstes Enkelkind, Georg-Michael Jurok, zur Welt. In den Nachkriegsjahren lernte ihre Tochter Irene einen Überlebenden der Shoah, einen Juden aus Galizien, kennen und lieben. Sie ließ sich scheiden und heiratete Godel Hoffmann, der 1920 in Skalat, einem kleinen Ort in der Nähe von Tarnopol, als eines von acht Kindern zur Welt gekommen war und nun mit seinem älteren Bruder, als einzige Überlebende ihrer Familie, als displaced person in Berlin untergebracht waren. Sowohl Bertha Schmidt wie auch die Familie ihrer Tochter Irene wohnten in der Albrecht-Achilles-Straße in Berlin-Wilmersdorf. Am 7. Oktober 1958 wurde Bertha Schmidts zweites Enkelkind Dorothea und am 21. Juni 1961 ihr drittes Enkelkind Daniel geboren.
Bertha Schmidt starb am 23. Mai 1963 im Alter von fast 78 Jahren und wurde auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am Scholzplatz beigesetzt. Ihre Enkelin Irene, die einzige überlebende Zeitzeugin, sprach nur ungerne über diese Zeit. Sie ist am 12. Februar 2017 im hohen Alter von 96 Jahren gestorben.