Georg Bauer wurde am 13. Oktober 1893 als Sohn von Albert Bauer und seiner Ehefrau Lea geb. Callmann in Lauenburg in der damaligen preußischen Provinz Pommern (heute Lebork, Polen) geboren. Er hatte einen drei Jahre jüngeren Bruder, Siegfried, der mit seiner Frau Erna vor den antisemitischen Verfolgungen nach Frankreich fliehen konnte. In einer eidesstattlichen Erklärung im Rahmen eines Entschädigungsverfahrens hat er den Werdegang seines Bruders Georg detailliert nachgezeichnet. Die eidesstattliche Erklärung eines Berliner Freundes von Georg Bauer bestätigt und ergänzt diese Angaben.
Albert und Lea Bauer zogen mit ihren Söhnen Georg und Siegfried 1898/99 nach Berlin.
Georg besuchte nach der Volksschule ein Gymnasium und wechselte 1910 auf die Berufsschule Oranienstraße, um dort im Hinblick auf seinen späteren Beruf als Innenarchitekt die Gesellenprüfung als Tischler abzulegen. Seine erste Anstellung hatte er im Kunstgewerbehaus Friedmann & Weber.
Im Ersten Weltkrieg wurde Georg Bauer 1915 als Soldat eingezogen, mehrfach schwer verwundet und mit dem „Eisernen Kreuz" ausgezeichnet. Nach seiner Entlassung aus dem Militär war er in einem Möbelhaus in Essen/Ruhr in leitender Stellung tätig, bevor er wieder nach Berlin kam. Mitte der 20er Jahre war er als Abteilungsleiter für Filmmöbel-Verleih bei der Firma Baruch-Theaterausstattung in der Lindenstraße 44 beschäftigt. Ende der 20er Jahre übernahm Georg zusammen mit dem Firmenerben das Unternehmen – nun unter dem Namen G. Bauer & Co. – dessen Geschäftsführer er wurde. 1935 wurde er aufgrund der Nürnberger Rassegesetze als Geschäftsführer entlassen und seiner Firmenanteile beraubt.
Im Frühjahr 1931 heiratete Georg Nelly Moses, die am 17. September 1913 in Berlin das Licht der Welt erblickt hatte. Sie war von Beruf Stenotypistin. Am 22. Juni 1932 wurde der Sohn Hans-Joachim geboren. Die Familie Bauer lebte damals in der Dresselstraße 1 in einer dreieinhalb-Zimmer-Wohnung der Charlottenburger Baugenossenschaft eG. Sie beschäftigten ein Dienstmädchen und besaßen ein Auto, lebten also in wirtschaftlich guten Verhältnissen.
Um die Jahrhundertwende war der Genossenschaftsgedanke in der von Mietskasernen geprägten Stadt Berlin aufgekommen, in dem sich die soziale Utopie von gemeinschaftlichem Wohnen mit pragmatischem wirtschaftlichen Handeln verband. Die Charlottenburger Baugenossenschaft eG - üblicherweise als "Charlotte" bezeichnet - war 1907 fast ausschließlich von Angehörigen des Charlottenburger Magistrats gegründet worden und sicherte ihren Mitgliedern Schutz vor Kündigung und Mietspekulation sowie weitgehende Mitspracherechte. Der Geschäftsanteil jedes Mitglieds betrug 300 Mark und konnte in monatlichen Raten von drei - später sogar nur einer - Mark entrichtet werden. Heute befindet sich die Geschäftsstelle der „Charlotte" in der Dresselstraße 1.
Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurden auch die Gremien der Baugenossenschaften gleichgeschaltet und bereits im April 1933 waren alle Funktionsstellen in der „Charlotte" mit Mitgliedern der NSDAP besetzt. Die üblichen Feste und Gemeinschaftsveranstaltungen wurden nun streng im nationalsozialistischen Sinne ausgerichtet und jüdische Menschen davon ausgeschlossen. Ab 1938 wurden jüdische Genossenschaftsmitglieder systematisch ihrer Genossenschaftsanteile beraubt und aus ihren Wohnungen vertrieben.
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