Wally Böhmer geb. Jablonsky

Verlegeort
Duisburger Str. 8
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
23. November 2021
Geboren
08. Januar 1894 in Berlinchen (Brandenburg)
Deportation
am 17. November 1941 nach Kaunas / Kauen, Fort IX
Ermordet
25. November 1941 im Kaunas / Kauen, Fort IX

Wally Böhmer, geb. Jablonsky, wurde am 8. Januar 1894 in Berlinchen, Brandenburg, geboren. Sie und ihr zwei Jahre älterer Bruder Bruno waren die Kinder von Cilly und Hugo Jablonsky. Vermutlich zog die Mutter Cilly nach dem Tod ihres Ehemannes mit den Kindern nach Berlin in eine große Wohnung in der Duisburger Straße 8.

Wally Jablonsky heiratete den wohlhabenden Herrmann Böhmer aus Hamburg. Beide wohnten dort in einer mehrstöckigen, elegant und wertvoll eingerichteten Villa. Wally Böhmer verfügte über teuren Schmuck, Pelze und kostbare Möbel. Die Ehe blieb kinderlos und wurde 1926 geschieden.

Nach der Scheidung zog Wally Böhmer von Hamburg nach Berlin zu ihrer Mutter Cilly Jablonsky in deren 7-Zimmer-Wohnung in der Duisburger Straße 8. Sie richtete auch diese wunderschön und luxuriös, u.a. mit ihrem Besitz aus Hamburg, ein. So sind in den Akten z.B. ein Chippendale - Speisezimmer, ein Herrenzimmer mit Bibliothek, Ölgemälde, Meissener Porzellan, Silberbestecke usw. aufgelistet. Auch der Bruder Bruno lebte bis 1933 bei der Mutter. Ihm gelang wohl die Flucht nach England.

Ab 1933 führten Mutter und Tochter den Haushalt als Pension. Gleichzeitig war Wally Böhmer aber auch die Inhaberin eines Geschäftes, des „Afau", „Alles für's Auto" am Kurfürstendamm, welches führend im Westen Berlins war, wie eine Freundin berichtete.

Allerdings musste sie sich aufgrund einer Denunziation vom Geschäft zurückziehen und wurde in der Folge verhaftet.

Möglicherweise handelte es sich hierbei um eine sogenannte „Schutzhaft", die seit 1933 von der Polizei ohne richterliche Kontrolle angeordnet werden konnte. Ein Vorlauf also, der mit der von den Nationalsozialisten betriebenen „Arisierung" des Geschäftes endete. Das Warenlager wurde - wie üblich - unter Wert verkauft.

Am 17. November 1941, ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter, wurde Wally Böhmer nach Kowno/Kaunas/Kauen (Litauen) in das Fort IX deportiert und dort ermordet. Im Entschädigungsverfahren galt sie als verschollen, und ihr Tod wurde fiktiv auf den 8. Mai 1945 festgesetzt, da seit der Deportation keine weiteren Nachrichten existierten. Das mag dem damaligen Forschungsstand geschuldet sein. In der Volkszählung von 1939 und im Gedenkbuch des Bundesarchivs ist hingegen das Datum ihrer Ermordung im Fort IX in Kowno am 25. November 1941 dokumentiert.