Wilhelm Friedrich Albert Scheller

Verlegeort
Eichborndamm 22
Historischer Name
Eichborndamm 22
Bezirk/Ortsteil
Reinickendorf
Verlegedatum
19. November 2021
Geboren
26. Januar 1893 in Berlin
Beruf
Ingenieur-Konstrukteur
Verhaftet
30. November 1944 bis 18. April 1945 in Haftanstalt Plötzensee
Hingerichtet
18. April 1945 in der Haftanstalt Plötzensee

Wilhelm Scheller wurde am 26. Januar 1893 in Berlin geboren. Von Beruf war er Konstrukteur-Ingenieur.<br />
Er lebte bis 1932 in Charlottenburg, Kamminer Straße 21a, und arbeitete als Ingenieur bei Siemens. Scheller engagierte sich früh in der KPD und wurde als Funktionär der geheimen Abteilung Militärpolitik für die Betriebsberichterstattung eingesetzt. Sein Deckname war Alexander Walling, geboren am 6. August 1896 in Täbris. <br />
<br />
Im Jahr 1932 übersiedelte er in die UdSSR mit einem Arbeitsvertrag der Firma Mjasoxladstroi. In der Sowjetunion heiratete er am 1. August 1934 in der deutschen Botschaft Margarete Natusch, geborene Gruhl, die bereits seit 1930 in der Sowjetunion lebte und für die Firma Metall-Import Moskau arbeitete. Das spätere Ehepaar hatte sich 1927 in Berlin in einem Mandolinenclub kennen gelernt. Beide waren Mitglied in der KPD. Am 26. Oktober 1933 wurde der Sohn Willi in Moskau geboren, wo am 11. September 1940 auch die Tochter Wera zur Welt kam. <br />
<br />
Nachdem die deutsche Regierung 1936 Wilhelm und Margarete Scheller erfolglos zur Rückkehr ins Deutsche Reich aufgefordert hatte, bürgerte sie das Paar aus. Im Krieg wurde Wilhelm Scheller wie viele Emigranten zur Arbeitsarmee eingezogen, während seine Familie 1941 Moskau verlassen und seine Frau und Kinder unter sehr harten Umständen im Ural leben mussten. Schließlich erklärte Wilhelm Scheller sich im Herbst 1944 zu einem gefährlichen Einsatz im NS-Staat bereit. Die Rote Armee setzte ihn mit einem Fallschirm über Slowenien ab. Von dort schlug er sich nach Berlin durch, wo er seit dem 12. Oktober 1944 in Berlin-Reinickendorf im Eichborndamm 22 bei seiner Schwiegermutter Martha Gruhl als Untergetauchter lebte. Diese und seine Schwägerinnen versorgten ihn mit Lebensmitteln. Über den Zweck seines Einsatzes äußerte er sich gegenüber seiner Schwägerin: „Der 20. Juli 1944 hat nicht geklappt, und so müssen wir es tun!“<br />
<br />
In seiner Wohngegend hatte es bereits einen Fallschirmspringer gegeben, der seinen Einsatz gegen das NS-Regime mit dem Leben bezahlt hatte, mit ihm 14 weitere Verwandte und Freunde. Es war Ernst Beuthke, der gemeinsam mit seinen Unterstützern im August 1943 ermordet wurde. <br />
Auch Schellers Anwesenheit wurde entdeckt, man hatte ihn denunziert. Wilhelm Scheller und die gesamte Familie Gruhl – seine Schwiegermutter, deren drei Töchter und zwei Schwiegersöhne – wurden am 30. November 1944 festgenommen. In einem der letzten Verfahren vor Kriegsende verurteilte ihn das Kammergericht Berlin am 28. März 1945 wegen „Hoch- und Landesverrat“ zum Tode. Seine mitangeklagten Familienmitglieder bekamen Zuchthausstrafen zwischen zwei und fünf Jahren. <br />
<br />
Am 18. April 1945 – sieben Tage vor Befreiung der Haftanstalt – wurde Wilhelm Scheller in Plötzensee enthauptet. Er gehörte zu den letzten in Plötzensee hingerichteten Menschen. Die verurteilten Familienangehörigen überlebten den Krieg. Seine Frau und die Tochter Wera kamen am 16. Mai 1953 wieder nach Berlin zurück. <br />
<br />
Kein Familienmitglied wurde als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt, folglich erhielt niemand eine Entschädigung. Das Gericht sah ihre Verurteilungen und die Hinrichtung als übliche Strafe für Spionage an. Es widersprach dem damaligen Zeitgeist und der Mentalität der Richter und Verwaltungsmitarbeiter, den NS-Staat als Unrechtsstaat und Widerstand gegen ihn daher als berechtigt zu betrachten. Zudem hatten die Beteiligten oft schon im NS-Staat ihre Funktion ausgeübt.

Wilhelm Scheller wurde am 26. Januar 1893 in Berlin geboren. Von Beruf war er Konstrukteur-Ingenieur.
Er lebte bis 1932 in Charlottenburg, Kamminer Straße 21a, und arbeitete als Ingenieur bei Siemens. Scheller engagierte sich früh in der KPD und wurde als Funktionär der geheimen Abteilung Militärpolitik für die Betriebsberichterstattung eingesetzt. Sein Deckname war Alexander Walling, geboren am 6. August 1896 in Täbris.

Im Jahr 1932 übersiedelte er in die UdSSR mit einem Arbeitsvertrag der Firma Mjasoxladstroi. In der Sowjetunion heiratete er am 1. August 1934 in der deutschen Botschaft Margarete Natusch, geborene Gruhl, die bereits seit 1930 in der Sowjetunion lebte und für die Firma Metall-Import Moskau arbeitete. Das spätere Ehepaar hatte sich 1927 in Berlin in einem Mandolinenclub kennen gelernt. Beide waren Mitglied in der KPD. Am 26. Oktober 1933 wurde der Sohn Willi in Moskau geboren, wo am 11. September 1940 auch die Tochter Wera zur Welt kam.

Nachdem die deutsche Regierung 1936 Wilhelm und Margarete Scheller erfolglos zur Rückkehr ins Deutsche Reich aufgefordert hatte, bürgerte sie das Paar aus. Im Krieg wurde Wilhelm Scheller wie viele Emigranten zur Arbeitsarmee eingezogen, während seine Familie 1941 Moskau verlassen und seine Frau und Kinder unter sehr harten Umständen im Ural leben mussten. Schließlich erklärte Wilhelm Scheller sich im Herbst 1944 zu einem gefährlichen Einsatz im NS-Staat bereit. Die Rote Armee setzte ihn mit einem Fallschirm über Slowenien ab. Von dort schlug er sich nach Berlin durch, wo er seit dem 12. Oktober 1944 in Berlin-Reinickendorf im Eichborndamm 22 bei seiner Schwiegermutter Martha Gruhl als Untergetauchter lebte. Diese und seine Schwägerinnen versorgten ihn mit Lebensmitteln. Über den Zweck seines Einsatzes äußerte er sich gegenüber seiner Schwägerin: „Der 20. Juli 1944 hat nicht geklappt, und so müssen wir es tun!“

In seiner Wohngegend hatte es bereits einen Fallschirmspringer gegeben, der seinen Einsatz gegen das NS-Regime mit dem Leben bezahlt hatte, mit ihm 14 weitere Verwandte und Freunde. Es war Ernst Beuthke, der gemeinsam mit seinen Unterstützern im August 1943 ermordet wurde.
Auch Schellers Anwesenheit wurde entdeckt, man hatte ihn denunziert. Wilhelm Scheller und die gesamte Familie Gruhl – seine Schwiegermutter, deren drei Töchter und zwei Schwiegersöhne – wurden am 30. November 1944 festgenommen. In einem der letzten Verfahren vor Kriegsende verurteilte ihn das Kammergericht Berlin am 28. März 1945 wegen „Hoch- und Landesverrat“ zum Tode. Seine mitangeklagten Familienmitglieder bekamen Zuchthausstrafen zwischen zwei und fünf Jahren.

Am 18. April 1945 – sieben Tage vor Befreiung der Haftanstalt – wurde Wilhelm Scheller in Plötzensee enthauptet. Er gehörte zu den letzten in Plötzensee hingerichteten Menschen. Die verurteilten Familienangehörigen überlebten den Krieg. Seine Frau und die Tochter Wera kamen am 16. Mai 1953 wieder nach Berlin zurück.

Kein Familienmitglied wurde als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt, folglich erhielt niemand eine Entschädigung. Das Gericht sah ihre Verurteilungen und die Hinrichtung als übliche Strafe für Spionage an. Es widersprach dem damaligen Zeitgeist und der Mentalität der Richter und Verwaltungsmitarbeiter, den NS-Staat als Unrechtsstaat und Widerstand gegen ihn daher als berechtigt zu betrachten. Zudem hatten die Beteiligten oft schon im NS-Staat ihre Funktion ausgeübt.