Gustav Pintus

Verlegeort
Emser Straße 138
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
23. Juni 2023
Geboren
26. November 1891 in Chmelno (Westpreußen) / Chmielno
Beruf
Kaufmann
Überlebt

Gustav Pintus wurde am 26. November 1891 im kleinen Dorf Chmielno in der Gemeinde Kartuski im heutigen Polen geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, auch weshalb er nach Berlin übersiedelte ist unklar. Gustav war Kaufmann. Ab 1938 wurde er zur Zwangsarbeit im Tief- und Straßenbau eingezogen und musste ab 1940 im Elektrizitätswerk als Kohlenarbeiter arbeiten. In einem Brief von 1947 an seinen Vetter Arthur Abrahamsohn beschreibt Gustav, dass Ende Februar 1943 nun auch die letzten Juden plötzlich von den Arbeitsstellen abgeholt wurden. Er selbst und zwei andere Männer wurden von ihrem Vorarbeiter gewarnt, dass diese am darauffolgenden Tage von der Arbeit deportiert werden sollten. Er habe ihnen zur Flucht geraten und sie gehen gelassen.

Gustav ging, nur mit dem was er bei sich trug und ohne noch einmal in seine Wohnung zurückzukehren, zu Minna Grundmann, welche er durch Heta kannte. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis Heta zu Gustav Pintus stand ist nicht bekannt. Minna Grundmann, die zwei Jahre jünger als Gustav war, lebte in Berlin Charlottenburg. Sie war Christin und vor Kriegsbeginn mit einem jüdischen Zahnarzt aus Gustavs Bekanntenkreis verlobt, welcher jedoch eines natürlichen Todes starb. Sie nahm Gustav Pintus 1943 in ihrer Wohnung auf und half ihm sich bis Kriegsende bei ihr zu verstecken. Sie teilte ihre Lebensmittelmarken mit ihm und bei Fliegeralarm nahm Minna Gustav mit in den Bunker. Um unerkannt zu bleiben und vor den Nachbarn nicht als unverheiratet zusammenlebendes Paar aufzufallen, verkleidete sich Gustav als alte Frau mit Kopftuch. Auf Nachfragen antwortete Minna dann, dass diese alte Dame Besuch aus ihrer alten Heimat Dortmund sei.

Minna und Gustav heirateten am 13. September 1947 in Dortmund-Hörde. Zusammen eröffneten sie ein Tricotagengeschäft in Berlin-Charlottenburg. Auch die Lust am Reisen verband die beiden, sodass sie selbst im Alter noch einige Urlaube verbrachten, wovon sie eine ihrer Reisen sogar bis nach Los Angeles zog. 1968 zogen die beiden nach Bad Oeynhausen. Die letzten Jahre verbrachte Gustav, immer noch gemeinsam mit Minna Pintus, in einer Seniorenresidenz in Kassel, in der er am 30. März 1975 starb. Zwei Jahre später starb auch sie.