Flora Hirschfeld geb. Klein

Verlegeort
Ettaler Str. 10
Historischer Name
Passauer Straße 18
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
13. März 2012
Geboren
06. September 1874 in Flatow (Westpreußen) / Złotów
Deportation
am 02. September 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 29. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
Oktober 1942 in Treblinka

Flora Hirschfeld geb. Klein wurde am 6. September 1874 in Flatow (Westpreußen) geboren. Sie lebte zunächst in Braunsberg (Ostpreußen) und zog nach Berlin um. Zunächst wohnte sie in Schöneberg in der Passauer Straße 18, die später in Wilmersdorf lag und teilweise in Ettaler Straße umbenannt wurde. Das Haus erhielt die Nummer 10.

Am 2.September 1942 wurde Flora Hirschfeld in das Ghetto Theresienstadt nach Böhmen nördlich von Prag deportiert und von dort am 29. September 1942 nach Treblinka nordöstlich von Warschau in Polen, wo sie umgebracht worden ist.

Die Gesamtzahl der in Treblinka ermordeten jüdischen Menschen wird auf zwischen 700 000 und einer Million aus ganz Europa geschätzt

Flora Klein kam am 6. September 1874 in Flatow/Westpreußen auf die Welt. Ihre Eltern waren der Kaufmann Samuel Klein und seine Frau Johanna, geb. Ehrenwerth. Flora hatte eine namentlich bekannte Schwester, Emma Klein. Die Eltern besaßen in Flatow einen Landhandel mit angeschlossener Gastwirtschaft „Schankwirtschaft und Kaufhaus S. Klein sr.“ Nach dem Tod der Eltern führte Emmas Ehemann Max Frankenstein das Geschäft weiter, nun mit dem Zusatz „Inh. Max Frankenstein“.

Am 15. Juni 1902 brachte Flora in Braunsberg den Sohn Fritz auf die Welt. Der Vater war der Zahnarzt Julius Hirschfeld. Die Ehe zwischen Flora und Julius wurde erst 8 Jahre später, am 25. Dezember 1910, in Flatow geschlossen. Julius hatte bereits einen Sohn aus der ersten Ehe mit Martha Laserstein, den späteren Arzt Kurt Hirschfeld.

Die Familie lebte in Braunsberg/Ostpreußen (Braniewo), wo Julius Hirschberg seine Praxis betrieb. Erst 1940 verließ die inzwischen verwitwete Flora Hirschberg Braunsberg und zog nach Berlin, wo die beiden Söhne lebten.

Sie wohnte in Berlin in der Passauer Straße 18, heute Ettaler Straße 10 zusammen mit Martha Frankenstein. Die beiden Frauen verband eine herzliche Freundschaft aus der gemeinsamen Zeit in Flatow.

Kurt hatte seine Arztpraxis in Königsberg aufgeben müssen und war 1936 nach Berlin übergesiedelt, wo er bald Berufsverbot bekam und als „Judenbehandler“ am Jüdischen Krankenhaus arbeitete. Der Sozialdemokrat Fritz, Redakteur der Danziger Volksstimme, wurde 1933 verhaftet und schließlich 1934 ins Deutsche Reich abgeschoben. In Berlin arbeitete er als Zahntechniker.

Im Oktober 1941 wurde Fritz erneut verhaftet, dieses Mal sollte er der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten zum Opfer fallen. Er wurde ins Ghetto Łódź verschleppt und am 8. Mai 1942 in Kulmhof (Chelmno) ermordet. Flora Hirschfeld und Kurt versuchten noch, Kontakt zu Fritz im Ghetto aufzunehmen. Flora schickte am 6. Januar 1942 eine Postkarte an seine Adresse: Talweg 10/13 „Mein lieber Fritz, heute möchte ich Dir nur ein gesundes neues Jahr wünschen. Hoffentlich höre ich recht bald von Dir, nächstens schreibe ich einen Brief, nochmals alles Gute, viele herzl. Grüße Deine immer an Dich denkende Mutter. Gruß von Martha + Walter“ (Frankenstein).
Die Karte wurde niemals zugestellt.

Auch Floras Deportation stand in diesem Jahr unmittelbar bevor. Mit der Hilfe Edith Berlows, Kurts nicht jüdischer Geliebten, gelang es beim ersten Versuch, einen Gestapobeamten zu bestechen und so der Deportation zu entkommen. Am 2. September 1942 wurde sie jedoch verhaftet und mit einem 100 Personen umfassenden Transport in das böhmische Ghetto Theresienstadt verschleppt. Von dort schickte sie noch Briefe nach Berlin, in denen sie um Geldsendungen bat.

Am 29. September 1942 verschleppte man sie aus dem überfüllten Ghetto weiter in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie sofort nach Ankunft ermordet wurde.
Flora Hirschfeld wurde 68 Jahre alt.

Kurt Hirschfeld überlebte, mit gefälschten Papieren ausgestattet und mit Hilfe vieler mutiger Menschen in unterschiedlichen Verstecken untergebracht, den Holocaust. Nach seiner Scheidung von Charlotte Rector 1937 heiratete er am 1. Juni 1945 Edith Berlow und emigrierte in die USA.

Für Flora Hirschfelds Sohn Fritz Hirschfeld(t) wurde 2011 ein Stolperstein vor dem Haus Giesebrechtstraße 11 verlegt. https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.179657.php