Jenny Zickel

Verlegeort
Feuerweg 1
Historischer Name
Straße Nr. 127
Bezirk/Ortsteil
Wittenau
Verlegedatum
12. Dezember 2007
Geboren
31. März 1879 in Posen / Poznań
Beruf
Wirtschafterin
Deportation
am 19. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
01. April 1943 in Auschwitz

Jenny Zickel wurde am 31. März 1879 als ältestes der Geschwister Karl, Hedwig und Johanna in Reisen (heute: Rydzyna/Polen), Kreis Lissa, in der damals preußischen Provinz Posen geboren. Ihre Eltern waren Julius Zickel und seine Frau Adelheid, geb. Meseritz.<br />
<br />
Nach ihrer Übersiedlung nach Berlin verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Wirtschafterin, blieb ledig und kinderlos und wohnte zunächst in der Exerzierstraße 11a. Am 30. Januar 1933 erwarb sie ein Grundstück im Feuerweg 1 in Wittenau, ein Jahr darauf legte sie ihre beiden jüngeren Schwestern Hedwig und Johanna testamentarisch jeweils zur Hälfte als Erben fest. Jenny Zickel selbst lebte fortan im Feuerweg. 1937 zog ihre jüngste Schwester Johanna zu ihr. Am 1. Januar 1942 wurde das Grundstück Jenny Zickel zwangsweise durch das Deutsche Reich entzogen. Es blieb den beiden Schwestern gestattet, vorerst dort zu wohnen. 1943 jedoch war die Schonfrist abgelaufen und beide, Jenny und Johanna Zickel, erhielten einen Brief nebst Merkblatt, das den Schwestern erläuterte, welche Regeln beim Zurücklassen eines Hauses oder einer Wohnung gelten, wenn die Gestapo die Bewohner abholt.<br />
<br />
Am 13. Februar 1943 wurden Jenny und Johanna Zickel in das Sammellager in die Große Hamburger Straße 26 gebracht. Noch am selben Tag wurde ihr Haus beschlagnahmt und die gesamte Wohnungseinrichtung öffentlich versteigert. Nach der Kontrolle ihrer jüdischen Herkunft und der Aufnahme in eine Kartei wurden die beiden Schwestern sechs Tage später, am 19. Februar 1943 mit einem Lkw zum Anhalter Bahnhof gebracht und von dort mit dem „29. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Diese Transporte bezeichnetet man auch als „kleine Alterstransporte“. Seit ihrer Deportation gelten Jenny Zickel und ihre Schwester Johanna als verschollen und wurden nachträglich vom Amtsgericht Wedding für tot erklärt. Als Sterbedatum wurde der 1. April 1943 festgelegt. Mit ihnen wurden 995 andere Menschen deportiert, von denen 140 Männer und 85 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen, die übrigen 772 Menschen in den Gaskammern getötet wurden.<br />
<br />
Die Schwester Hedwig Zickel und der Bruder Karl Zickel entgingen der Deportation. Hedwig emigrierte über Portugal in die USA und lebte in New York, wo sie als Krankenschwester arbeitete. Sie stellte am 1. Oktober 1957 Antrag auf Rückerstattung der Wohnungseinrichtung ihrer Schwestern Johanna und Jenny. Nach Hedwigs Tod im Jahr 1959 führte ihre in Australien lebende Nichte Else Jacobsen, die 1918 geborene Tochter Karl Zickels, den Prozess weiter. Letztlich verzichtete sie am 20. November 1959 während eines Revisionsprozesses auf die Wiedergutmachung.<br />
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Ihr Vater Karl Zickel hatte als Schlosser in Berlin gearbeitet, von 1931 bis 1952 als Maschinenmeister im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde. Trotz vieler Schikanen, die Karl ertragen musste, arbeitete er auch nach der Übernahme des Krankenhauses und der Umwandlung in ein Sammellager durch die Gestapo am 1. März 1944 weiter. Vor der Deportation schützte ihn seine „kriegsbedingte Unabkömmlichkeit“. Sein Antrag auf „Schaden an Freiheit“, welchen er mit dem Ghettoaufenthalt im Jüdischen Krankenhaus vom 1. März 1944 bis zum Kriegsende begründete, lehnte das Gericht 1952 ab. Er sei aus „beruflichen Gründen“ in das Jüdische Krankenhaus gezogen und hätte es zudem tagsüber verlassen dürfen, hieß es in der Begründung. Am 21. Dezember 1964 starb Karl Zickel. Weitere Verhandlungen fanden nicht mehr statt.

Jenny Zickel wurde am 31. März 1879 als ältestes der Geschwister Karl, Hedwig und Johanna in Reisen (heute: Rydzyna/Polen), Kreis Lissa, in der damals preußischen Provinz Posen geboren. Ihre Eltern waren Julius Zickel und seine Frau Adelheid, geb. Meseritz.

Nach ihrer Übersiedlung nach Berlin verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Wirtschafterin, blieb ledig und kinderlos und wohnte zunächst in der Exerzierstraße 11a. Am 30. Januar 1933 erwarb sie ein Grundstück im Feuerweg 1 in Wittenau, ein Jahr darauf legte sie ihre beiden jüngeren Schwestern Hedwig und Johanna testamentarisch jeweils zur Hälfte als Erben fest. Jenny Zickel selbst lebte fortan im Feuerweg. 1937 zog ihre jüngste Schwester Johanna zu ihr. Am 1. Januar 1942 wurde das Grundstück Jenny Zickel zwangsweise durch das Deutsche Reich entzogen. Es blieb den beiden Schwestern gestattet, vorerst dort zu wohnen. 1943 jedoch war die Schonfrist abgelaufen und beide, Jenny und Johanna Zickel, erhielten einen Brief nebst Merkblatt, das den Schwestern erläuterte, welche Regeln beim Zurücklassen eines Hauses oder einer Wohnung gelten, wenn die Gestapo die Bewohner abholt.

Am 13. Februar 1943 wurden Jenny und Johanna Zickel in das Sammellager in die Große Hamburger Straße 26 gebracht. Noch am selben Tag wurde ihr Haus beschlagnahmt und die gesamte Wohnungseinrichtung öffentlich versteigert. Nach der Kontrolle ihrer jüdischen Herkunft und der Aufnahme in eine Kartei wurden die beiden Schwestern sechs Tage später, am 19. Februar 1943 mit einem Lkw zum Anhalter Bahnhof gebracht und von dort mit dem „29. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Diese Transporte bezeichnetet man auch als „kleine Alterstransporte“. Seit ihrer Deportation gelten Jenny Zickel und ihre Schwester Johanna als verschollen und wurden nachträglich vom Amtsgericht Wedding für tot erklärt. Als Sterbedatum wurde der 1. April 1943 festgelegt. Mit ihnen wurden 995 andere Menschen deportiert, von denen 140 Männer und 85 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen, die übrigen 772 Menschen in den Gaskammern getötet wurden.

Die Schwester Hedwig Zickel und der Bruder Karl Zickel entgingen der Deportation. Hedwig emigrierte über Portugal in die USA und lebte in New York, wo sie als Krankenschwester arbeitete. Sie stellte am 1. Oktober 1957 Antrag auf Rückerstattung der Wohnungseinrichtung ihrer Schwestern Johanna und Jenny. Nach Hedwigs Tod im Jahr 1959 führte ihre in Australien lebende Nichte Else Jacobsen, die 1918 geborene Tochter Karl Zickels, den Prozess weiter. Letztlich verzichtete sie am 20. November 1959 während eines Revisionsprozesses auf die Wiedergutmachung.

Ihr Vater Karl Zickel hatte als Schlosser in Berlin gearbeitet, von 1931 bis 1952 als Maschinenmeister im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde. Trotz vieler Schikanen, die Karl ertragen musste, arbeitete er auch nach der Übernahme des Krankenhauses und der Umwandlung in ein Sammellager durch die Gestapo am 1. März 1944 weiter. Vor der Deportation schützte ihn seine „kriegsbedingte Unabkömmlichkeit“. Sein Antrag auf „Schaden an Freiheit“, welchen er mit dem Ghettoaufenthalt im Jüdischen Krankenhaus vom 1. März 1944 bis zum Kriegsende begründete, lehnte das Gericht 1952 ab. Er sei aus „beruflichen Gründen“ in das Jüdische Krankenhaus gezogen und hätte es zudem tagsüber verlassen dürfen, hieß es in der Begründung. Am 21. Dezember 1964 starb Karl Zickel. Weitere Verhandlungen fanden nicht mehr statt.