Margarethe Lehmann

Verlegeort
Flensburger Straße 7
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
17. Februar 2022
Geboren
23. Mai 1891 in Berlin
Beruf
Bibliothekarin
Deportation
am 17. Mai 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Margarethe Lehmann, Berlinerin, Jahrgang 1891, war bis zur Deportation als Lohnbuchhalterin beschäftigt. Ihre letzte frei gewählte Wohnung war in der Flensburger Straße 7. Nach 1939 wurde sie von den Nazis zur Untermiete in Berlin-Wilmersdorf, Hinterhaus Nassauische Straße 20, gezwungen. Der 14. Mai 1943 änderte nochmal ihr Leben, denn die Gestapo zog ihr ganzes „Vermögen“ ein. Drei Tage später wurde sie im Viehwaggon nach Auschwitz deportiert ihr Hausrat später für 153 RM verramscht. Am 17. Mai 1943 verließ der 38. Osttransport mit 395 Berliner Juden und Jüdinnen den Bahnhof Grunewald, Gleis 17. Margarethe bekam die Listenummer 333. Zwei Tage später traf der Transport im KZ Auschwitz ein. Am 19. Mai 1943 wurde sie, weil als ältere Frau aus Sicht der Nazis zu alt für Zwangsarbeit, sofort ausgesondert und anschließend vergast.

Gunter Demnig verlegte den Stolperstein auf dem Bürgersteig zwischen den Hausnummern 6 und 8 - direkt gegenüber der heutigen Flensburger Straße 7. Das damalige Haus Nr. 7 gibt es nicht mehr; die Ruine wurde nach 1945 abgerissen.
40 Personen waren gekommen: Freunde, Familie, meine beiden Kinder & Enkelin waren wieder dabei. Aber auch die Stolperstein-Initiative Berlin-Mitte und die Aktion „Gesichtzeigen!“ - sowie eine komplette Klasse der John F. Kennedy School Berlin mit ihrem Lehrer.
Einige Teilnehmer machten sich noch zum Gleis 17 am Bahnhof Grunewald auf. Dort machten wir am Mahnmal einen kurzen Halt.

Ich habe 5 Jahre recherchiert, viel Zeit und Kraft investiert. Warum?
Die Antwort: Kindheitserinnerungen, Dankbarkeit, Vorsicht. In Erinnerung an ermordete Angehörige, aus Dankbarkeit gegenüber den Lehmanns, die - soweit sie den Holocaust überlebten- unsere Familie in der Nachkriegszeit mit überlebenswichtigen Nahrungsmitteln unterstützten. Und zur Vorsicht gegenüber wieder erstarktem Fremden- und Judenhass. Der bürokratisch organisierte Massenmord an mehr als 6 Millionen Juden und Jüdinnen, darunter an 1,5 Mio. Kindern, war nämlich kein „Vogelschiss“ in der ansonsten glorreichen deutschen Geschichte, sondern ein großes Menschheitsverbrechen, auch an meiner Familie! Es gilt, wachsam zu bleiben: „Denn der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ - Bertolt Brecht hat leider recht.

Nachtrag zum Familienzweig der Lehmanns: Margarethe hatte zwei Brüder. Hans gelang 1938 zusammen mit seiner Ehefrau Maria, meiner Tante, kurz vor der Reichspro- gromnacht die Ausreise nach Kalifornien. Arthur überlebte die Hölle in mehreren KZ mit Zwangsarbeit. Arthurs Ehefrau Gertrude wurde im KZ Bergen-Belsen ihre beiden Kinder Franz (21 Jahre) und Marianne (20 Jahre) im KZ Auschwitz ermordet. Für diese vier Lehmanns hat Gunter Demnig ebenfalls Stolpersteine verlegt, am 08. November 2021 in Berlin-Charlottenburg, Reichsstraße 106.

Zu Bobbie Berg geb. Lehmann, Tochter von Hans und Maria und Margarethes Nichte, halte ich bis heute Kontakt.

Margarethe Lehmann, Berlinerin, Jahrgang 1891, war bis zu ihrer Deportation als Lohnbuchhalterin beschäftigt. Ihre letzte frei gewählte Wohnung lag in der Flensburger Straße 7. Nach 1939 wurde sie von den Nazis zur Untermiete in Berlin-Wilmersdorf, Hinterhaus Nassauische Straße 20, zwangsweise umquartiert. Der 14. Mai 1943 änderte nochmal ihr Leben, denn die Gestapo zog ihr ganzes „Vermögen“ ein. Drei Tage später wurde sie im Viehwaggon nach Auschwitz deportiert, ihr Hausrat später für 153 RM an die Berliner Bevölkerung „verramscht“. Am 17. Mai 1943 verließ der 38. Osttransport mit 395 Berliner Jüdinnen und Juden den Bahnhof Grunewald, Gleis 17. Margarethe bekam die Listennummer 333. Zwei Tage später traf der Transport im KZ und Vernichtungslager Auschwitz ein. Am 19. Mai 1943 wurde sie, weil als ältere Frau aus Sicht der Nazis zu alt für Zwangsarbeit, sofort ausgesondert und anschließend vergast.

Gunter Demnig verlegte den Stolperstein auf dem Bürgersteig zwischen den Hausnummern 6 und 8 - direkt gegenüber der heutigen Flensburger Straße 7. Das damalige Haus Nr. 7 gibt es nicht mehr; die Ruine wurde nach 1945 abgerissen.
40 Personen waren gekommen: Freunde, Familie, meine beiden Kinder & Enkelin waren wieder dabei. Aber auch die Stolperstein-Initiative Berlin-Mitte und die Aktion „Gesichtzeigen!“ - sowie eine komplette Klasse der John F. Kennedy School Berlin mit ihrem Lehrer.
Einige Teilnehmer machten sich noch zum Gleis 17 am Bahnhof Grunewald auf. Dort machten wir am Mahnmal einen kurzen Halt.

Ich habe 5 Jahre recherchiert, viel Zeit und Kraft investiert. Warum?
Die Antwort: Kindheitserinnerungen, Dankbarkeit, Vorsicht. In Erinnerung an ermordete Angehörige, aus Dankbarkeit gegenüber den Lehmanns, die – soweit sie den Holocaust überlebten – unsere Familie in der Nachkriegszeit mit überlebenswichtigen Nahrungsmitteln unterstützten. Und zur Vorsicht gegenüber wieder erstarktem Fremden- und Judenhass. Der bürokratisch organisierte Massenmord an mehr als 6 Millionen Jüdinnen und Juden, darunter an 1,5 Mio. Kindern, war kein „Vogelschiss“ in einer ansonsten „glorreichen“ deutschen Geschichte, sondern ein großes Menschheitsverbrechen, auch an meiner Familie! Es gilt, wachsam zu bleiben: „Denn der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ - Bertolt Brecht hatte leider recht.

Nachtrag zum Familienzweig der Lehmanns: Margarethe hatte zwei Brüder. Hans gelang 1938 zusammen mit seiner Ehefrau Maria, meiner Tante, kurz vor der Reichspogromnacht die Ausreise nach Kalifornien. Arthur überlebte die Hölle mehrerer KZ. Arthurs Ehefrau Gertrude wurde im KZ Bergen-Belsen, ihre beiden Kinder Franz (21 Jahre) und Marianne (20 Jahre) im KZ Auschwitz ermordet. Für diese vier Lehmanns hat Gunter Demnig am 08. November 2021 in Berlin-Charlottenburg, Reichsstraße 106 ebenfalls Stolpersteine verlegt.

Zu Bobbie Berg geb. Lehmann, Tochter von Hans und Maria und Margarethes Nichte, halte ich bis heute Kontakt.