Dr. Herbert Mendel

Verlegeort
Frankfurter Allee 41
Historischer Name
Frankfurter Allee 303
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
02. Juni 2017
Geboren
21. Mai 1900 in Osche (Westpreußen) / Osie
Beruf
Arzt
Flucht
1938 Kuba, 1940 USA
Überlebt

Herbert Mendel wurde am 21. Mai 1900 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Felix Mendel und dessen Frau Paula in Osche / Westpreußen (heute Polen) geboren. Im Ersten Weltkrieg musste er ab 1917 Kriegsdienst leisten, u.a. war er im Sicherheitsdienst während der Kämpfe mit den Spartakisten tätig. Herbert Mendel legte 1918 das Abitur am Realgymnasium in Stettin ab und studierte danach Medizin in Berlin und Rostock. Er war Mitglied in der Studentenverbindung „Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens“. 1925 legte er Staatsexamen sowie Doktorexamen ab und erhielt 1926 seine Approbation. Er war ab 1927 als Allgemeinmediziner tätig und praktizierte gemeinsam mit dem Sanitätsrat Dr. L. Loewenmeyer in der Frankfurter Allee 303 (heute Nr. 41) in Friedrichshain, unter dessen Namen die Praxis geführt wurde. <br />
Etwa 1930 kam Dr. L. Loewenmeyer ums Leben, weil er von einer Straßenbahn erfasst wurde, die damals noch in der Frankfurter Allee verkehrte. Dr. Herbert Mendel führte nun die Praxis allein unter seinem eigenen Namen weiter, außerdem war er als Wohlfahrtsarzt für die Stadt Berlin tätig.<br />
Im Jahr 1930 heiratete Herbert Mendel die am 16. Oktober 1906 in Schubin / Posen (heute Polen) geborene Ilse Nossek. Sie arbeitete nach der Heirat als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Mannes, führte ihm die Bücher und erledigte seine Korrespondenz, so dass er keine weiteren Angestellten benötigte. Die Praxis lief sehr erfolgreich, in den Akten des Entschädigungsamtes gab Dr. Herbert Mendel nach dem Krieg an, dass sich sein Einkommen in den frühen 1930er Jahren auf 30.000 RM jährlich belief (was heute umgerechnet einer Kaufkraft von etwa 195.000 Euro entspräche). Am 17. August 1931 kam der Sohn Günther Julius Mendel zur Welt.<br />
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Dr. Mendels Dienstverhältnis als Wohlfahrtsarzt vom Bezirksamt Friedrichshain gekündigt, außerdem sollte ihm wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ die Kassenzulassung entzogen werden. Jüdische Ärzte, die geltend machen konnten, dass sie im Ersten Weltkrieg als Frontkämpfer oder im Sanitätsdienst an der Front gewesen waren, konnten die kassenärztliche Zulassung behalten. Dr. Herbert Mendel legte deshalb – zunächst erfolglos – Beschwerde ein. Er schaltete daraufhin einen Anwalt ein und brachte Unterlagen hervor, aufgrund derer er als Frontkämpfer anerkannt wurde. Seiner Beschwerde wurde im April 1934 stattgegeben und er konnte seine Kassenzulassung behalten. Dennoch verlor er viele seiner Patienten und sein Einkommen ging um mindestens 50% zurück. Am 1. Oktober 1938 musste er die Praxis aufgeben.<br />
Ende November desselben Jahres verließ Familie Mendel Deutschland aufgrund des zunehmenden Verfolgungsdrucks. Ziel der Emigration sollte New York sein. Ihr Schiff, die Orinoco, kam im Dezember 1938 in Kuba an, doch die Weiterreise verzögerte sich infolge des Andrangs von Auswanderern. In Kuba hatte Dr. Herbert Mendel als Arzt keine Arbeitserlaubnis, versorgte aber die deutschen Emigranten und seine Frau verkaufte Seife und Toilettenartikel, um die Familie über Wasser zu halten. Im Dezember 1940 gelangte die Familie schließlich per Schiff nach Florida und mit dem Zug nach New York. Dr. Herbert Mendel musste erst eine Englischprüfung absolvieren, um dann erneut das medizinische Staatsexamen abzulegen. 1942 konnte er schließlich seine Praxis in Bayside Hills, New York, eröffnen und seine Frau arbeitete wieder als Sprechstundenhilfe. Auch sein Sohn, der sich nun Jules nannte, wurde Arzt. <br />
Dr. Herbert Mendel praktizierte bis zu seinem Tod am 31. Januar 1970. Ilse Mendel ist am 20. Oktober 1993 in ihrem Haus in Bayside, New York, gestorben.

Herbert Mendel wurde am 21. Mai 1900 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Felix Mendel und dessen Frau Paula in Osche / Westpreußen (heute Polen) geboren. Im Ersten Weltkrieg musste er ab 1917 Kriegsdienst leisten, u.a. war er im Sicherheitsdienst während der Kämpfe mit den Spartakisten tätig. Herbert Mendel legte 1918 das Abitur am Realgymnasium in Stettin ab und studierte danach Medizin in Berlin und Rostock. Er war Mitglied in der Studentenverbindung „Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens“. 1925 legte er Staatsexamen sowie Doktorexamen ab und erhielt 1926 seine Approbation. Er war ab 1927 als Allgemeinmediziner tätig und praktizierte gemeinsam mit dem Sanitätsrat Dr. L. Loewenmeyer in der Frankfurter Allee 303 (heute Nr. 41) in Friedrichshain, unter dessen Namen die Praxis geführt wurde.
Etwa 1930 kam Dr. L. Loewenmeyer ums Leben, weil er von einer Straßenbahn erfasst wurde, die damals noch in der Frankfurter Allee verkehrte. Dr. Herbert Mendel führte nun die Praxis allein unter seinem eigenen Namen weiter, außerdem war er als Wohlfahrtsarzt für die Stadt Berlin tätig.
Im Jahr 1930 heiratete Herbert Mendel die am 16. Oktober 1906 in Schubin / Posen (heute Polen) geborene Ilse Nossek. Sie arbeitete nach der Heirat als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Mannes, führte ihm die Bücher und erledigte seine Korrespondenz, so dass er keine weiteren Angestellten benötigte. Die Praxis lief sehr erfolgreich, in den Akten des Entschädigungsamtes gab Dr. Herbert Mendel nach dem Krieg an, dass sich sein Einkommen in den frühen 1930er Jahren auf 30.000 RM jährlich belief (was heute umgerechnet einer Kaufkraft von etwa 195.000 Euro entspräche). Am 17. August 1931 kam der Sohn Günther Julius Mendel zur Welt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Dr. Mendels Dienstverhältnis als Wohlfahrtsarzt vom Bezirksamt Friedrichshain gekündigt, außerdem sollte ihm wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ die Kassenzulassung entzogen werden. Jüdische Ärzte, die geltend machen konnten, dass sie im Ersten Weltkrieg als Frontkämpfer oder im Sanitätsdienst an der Front gewesen waren, konnten die kassenärztliche Zulassung behalten. Dr. Herbert Mendel legte deshalb – zunächst erfolglos – Beschwerde ein. Er schaltete daraufhin einen Anwalt ein und brachte Unterlagen hervor, aufgrund derer er als Frontkämpfer anerkannt wurde. Seiner Beschwerde wurde im April 1934 stattgegeben und er konnte seine Kassenzulassung behalten. Dennoch verlor er viele seiner Patienten und sein Einkommen ging um mindestens 50% zurück. Am 1. Oktober 1938 musste er die Praxis aufgeben.
Ende November desselben Jahres verließ Familie Mendel Deutschland aufgrund des zunehmenden Verfolgungsdrucks. Ziel der Emigration sollte New York sein. Ihr Schiff, die Orinoco, kam im Dezember 1938 in Kuba an, doch die Weiterreise verzögerte sich infolge des Andrangs von Auswanderern. In Kuba hatte Dr. Herbert Mendel als Arzt keine Arbeitserlaubnis, versorgte aber die deutschen Emigranten und seine Frau verkaufte Seife und Toilettenartikel, um die Familie über Wasser zu halten. Im Dezember 1940 gelangte die Familie schließlich per Schiff nach Florida und mit dem Zug nach New York. Dr. Herbert Mendel musste erst eine Englischprüfung absolvieren, um dann erneut das medizinische Staatsexamen abzulegen. 1942 konnte er schließlich seine Praxis in Bayside Hills, New York, eröffnen und seine Frau arbeitete wieder als Sprechstundenhilfe. Auch sein Sohn, der sich nun Jules nannte, wurde Arzt.
Dr. Herbert Mendel praktizierte bis zu seinem Tod am 31. Januar 1970. Ilse Mendel ist am 20. Oktober 1993 in ihrem Haus in Bayside, New York, gestorben.