Arthur Reichmann

Verlegeort
Heinrich-Roller-Str. 8
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
10. April 2019
Geboren
27. Oktober 1885 in Oppeln (Schlesien) / Opole
Beruf
Kaufmann, Angestellter
Deportation
am 27. Oktober 1941 nach Ghetto Lodz / Lizmannstadt
Ermordet
28. Januar 1942 in Lodz / Lizmannstadt

Arthur Reichmann kam am 27. Oktober 1885 in Fannygrube, Kreis Oppeln, als Sohn des selbstständigen Kaufmanns Moritz Reichmann und dessen Ehefrau Emma, geborene Weiss, zur Welt. <br />
Er besuchte das Gymnasium zu Oppeln, musste dieses aber vorzeitig und ohne Abitur verlassen, als sein Vater mit nur 42 Jahren verstarb. Der junge Arthur begann eine kaufmännische Lehre. 1912 ging er nach New York, kehrte er bereits 1914, weil er sich freiwillig als Soldat für den Krieg melden wollte, aus Amerika zurück und schloss sich einem schleswig-holsteinischen Regiment an. Er kämpfte an der Ostfront und wurde 1915 in der Schlacht bei Polani, Russland, schwer verwundet. Als Kriegsbeschädigter erhielt Arthur von nun an eine Rente. Dennoch wurde er wieder im Krieg eingesetzt, in der Türkei und in Palästina. Erst 1919 kehrte er nach Deutschland zurück. <br />
Hier arbeitete er zunächst bei der Firma Steinberg & Co in Berlin NW 7, Neustädtische Kirchstraße, als einfacher Angestellter. <br />
1923 heiratete Arthur Reichmann Anny Skowronnek, die nicht jüdischen Glaubens war. Ein Jahr später kam das einzige Kind des Paares auf die Welt, Susanne Reichmann, spätere Schönbeck.<br />
1927 wechselte Arthur Reichmann zur Firma Feuermann & Vogel, Berlin-Büschingplatz, und wurde alsbald Leiter der Filiale in Glatz/Schlesien. Nach Verkauf dieser Fima an einen neuen Firmeninhaber kehrte er mit seiner Familie nach Berlin zurück und arbeitete fortan mit seinem Cousin, Heinrich Loewy, in der Firma Heinrich Loewy & Sohn, Berlin-Frohnau „Parzellierung des Geländes des Herrn Major von Veltheim“ zusammen. <br />
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, wanderte Heinrich Loewy nach England aus; Arthur Reichmann hingegen suchte und fand eine neue Arbeitsstelle bei der Firma Joseph Feiler, Berlin 02, Neue Friedrichstraße 37. 1938 wurde diese Firma „arisiert“ und Arthur entlassen. Von nun an folgten Dienstverpflichtungen als ungelernter Arbeiter in einer chemischen Fabrik, einer Lederwerkstatt und einer chemischen Reinigung. In letzterer brach Arthur zusammen und musste längere Zeit im jüdischen Krankenhaus liegen. <br />
In der Hoffnung, Mutter und Kind könnten doch noch in der bereits gekündigten Wohnung in der Heinrich-Roller-Straße 8 bleiben, wenn der „Haushaltungsvorstand“ nicht mehr jüdisch ist, ließen sich die Reichmanns 1939 scheiden.<br />
Ende Oktober 1941 wurde Arthur Reichmann in das Ghetto Lodz / Litzmannstadt deportiert. Dabei ist der genaue Abgang dieses Transports, der in der Staatspolizeileitstelle Berlin als „Welle III“ verzeichnet, in der Eingangsmeldung der Gestapo Litzmannstadt als „fünfzehnter Transport“ genannt wird, wohl nicht mehr eindeutig nachvollziehbar. Wahrscheinlich ist, dass zwischen der „Abfertigung“ des Transports im Sammellager Levetzowstraße am 27. Oktober 1941 und der tatsächlichen Abfahrt des Sonderzuges vom Bahnhof Grunwald zwei Tage vergingen (siehe Gottwald Alfred und Schulle Diana „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941-1945“). <br />
Unzweifelhaft ist dagegen, dass Arthur Reichmann nur drei Monate nach seiner Ankunft im Ghetto Lodz / Lizmannstadt zu Tode kan. Er starb am 28. Januar 1942, 56-jährig, an einem „Hungerödem“, wie es in seiner Sterbeurkunde heißt.<br />

Arthur Reichmann kam am 27. Oktober 1885 in Fannygrube, Kreis Oppeln, als Sohn des selbstständigen Kaufmanns Moritz Reichmann und dessen Ehefrau Emma, geborene Weiss, zur Welt.
Er besuchte das Gymnasium zu Oppeln, musste dieses aber vorzeitig und ohne Abitur verlassen, als sein Vater mit nur 42 Jahren verstarb. Der junge Arthur begann eine kaufmännische Lehre. 1912 ging er nach New York, kehrte er bereits 1914, weil er sich freiwillig als Soldat für den Krieg melden wollte, aus Amerika zurück und schloss sich einem schleswig-holsteinischen Regiment an. Er kämpfte an der Ostfront und wurde 1915 in der Schlacht bei Polani, Russland, schwer verwundet. Als Kriegsbeschädigter erhielt Arthur von nun an eine Rente. Dennoch wurde er wieder im Krieg eingesetzt, in der Türkei und in Palästina. Erst 1919 kehrte er nach Deutschland zurück.
Hier arbeitete er zunächst bei der Firma Steinberg & Co in Berlin NW 7, Neustädtische Kirchstraße, als einfacher Angestellter.
1923 heiratete Arthur Reichmann Anny Skowronnek, die nicht jüdischen Glaubens war. Ein Jahr später kam das einzige Kind des Paares auf die Welt, Susanne Reichmann, spätere Schönbeck.
1927 wechselte Arthur Reichmann zur Firma Feuermann & Vogel, Berlin-Büschingplatz, und wurde alsbald Leiter der Filiale in Glatz/Schlesien. Nach Verkauf dieser Fima an einen neuen Firmeninhaber kehrte er mit seiner Familie nach Berlin zurück und arbeitete fortan mit seinem Cousin, Heinrich Loewy, in der Firma Heinrich Loewy & Sohn, Berlin-Frohnau „Parzellierung des Geländes des Herrn Major von Veltheim“ zusammen.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, wanderte Heinrich Loewy nach England aus; Arthur Reichmann hingegen suchte und fand eine neue Arbeitsstelle bei der Firma Joseph Feiler, Berlin 02, Neue Friedrichstraße 37. 1938 wurde diese Firma „arisiert“ und Arthur entlassen. Von nun an folgten Dienstverpflichtungen als ungelernter Arbeiter in einer chemischen Fabrik, einer Lederwerkstatt und einer chemischen Reinigung. In letzterer brach Arthur zusammen und musste längere Zeit im jüdischen Krankenhaus liegen.
In der Hoffnung, Mutter und Kind könnten doch noch in der bereits gekündigten Wohnung in der Heinrich-Roller-Straße 8 bleiben, wenn der „Haushaltungsvorstand“ nicht mehr jüdisch ist, ließen sich die Reichmanns 1939 scheiden.
Ende Oktober 1941 wurde Arthur Reichmann in das Ghetto Lodz / Litzmannstadt deportiert. Dabei ist der genaue Abgang dieses Transports, der in der Staatspolizeileitstelle Berlin als „Welle III“ verzeichnet, in der Eingangsmeldung der Gestapo Litzmannstadt als „fünfzehnter Transport“ genannt wird, wohl nicht mehr eindeutig nachvollziehbar. Wahrscheinlich ist, dass zwischen der „Abfertigung“ des Transports im Sammellager Levetzowstraße am 27. Oktober 1941 und der tatsächlichen Abfahrt des Sonderzuges vom Bahnhof Grunwald zwei Tage vergingen (siehe Gottwald Alfred und Schulle Diana „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941-1945“).
Unzweifelhaft ist dagegen, dass Arthur Reichmann nur drei Monate nach seiner Ankunft im Ghetto Lodz / Lizmannstadt zu Tode kan. Er starb am 28. Januar 1942, 56-jährig, an einem „Hungerödem“, wie es in seiner Sterbeurkunde heißt.