Georg Bergmann

Verlegeort
Hektorstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
17. Februar 2023
Geboren
14. November 1871 in Oels (Schlesien) / Oleśnica
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 25. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
30. Januar 1942 in Riga

Georg Bergmann wurde am 14. November 1871 in Oels in Niederschlesien (heute Oleśnica, Województwo Dolnośląskie) geboren und hatte eine ältere Schwester Elfriede (1868-1942) und eine jüngere Schwester Anna (1873-1942). Über die Eltern ist nichts bekannt.

Er war von Beruf Kaufmann und arbeitete als Einkäufer für das renommierte Kaufhaus Nathan Israel in Berlin. Nach der Pogromnacht am 9./10. November 1938 berichtete er der Großmutter und dem Vater der Autorin, dass die Nationalsozialisten einen Flügel durch das Treppenhaus des Kaufhauses Israel gestürzt hätten. Das Kaufhaus wurde 1938 enteignet und 1939 liquidiert

N. Israel 
Waren- und Kaufhäuser (Handel)
Eingetragen im Handelsregister/ Gründung 1815
Besitzübernahme 1938
Liquidation ab 1939
Spandauer Str. 16, Berlin

Georg Bergmann heiratete Elisabeth Schachmann geb. Weiß-Sternberg (13. August 1879 – 28. August 1917). Elisabeth war in erster Ehe mit dem Likörfabrikanten Julius Schachmann (1871 - 1905) verheiratet und brachte ihre Tochter Alice Pauline Schachmann (1905-1957) mit in die Ehe. Alice Schachmann heiratete den bekannten Strafverteidiger Dr. Alfred Apfel, der u.a. Carl von Ossietzky verteidigte und konnte nach der Trennung 1934 von ihm rechtzeitig über Frankreich in die Vereinigten Staaten von Amerika fliehen. Dort heiratete sie den bis heute sehr bedeutenden Hollywood Filmkomponisten Franz Waxman (bis 1934 Wachsmann) und hatte mit ihm einen gemeinsamen Sohn. 

Am 24. April 1913 wurde Georgs und Elisabeths gemeinsame Tochter Leonore (genannt Lorchen) Sofie Bergmann geboren. Auch ihr gelang die Flucht nach Amerika. Dort heiratete sie den aus Witten an der Ruhr stammenden Victor Stern (1904-1990) und lebte mit ihm bis zu ihrem Tod am 14. September 2002 in Forest Hills, NYC. Sie hatten keine Kinder.

Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Elisabeth im Jahre 1917 führte Georg Bergmanns ledige Schwester Anna ihm und den beiden kleinen Töchtern Alice und Leonore den Haushalt. Alice war beim Tod ihrer Mutter zwölf, Leonore erst vier Jahre alt. Georg Bergmann und seine Schwester Anna wurden nach der Flucht der Töchter von den Nationalsozialisten aus ihrer Wohnung in der Dortmunder Straße 4 vertrieben und zogen zu ihrer Schwester Elfriede (geb. 1868 in Oels, ermordet 1942 in Theresienstadt) und deren Ehemann Dr. Moritz Steiner (geb. 1857 in Sohrau, ermordet 1942 in Theresienstadt) in die Hektorstraße 2 in Berlin-Wilmersdorf. Das Ehepaar Steiner lebte dort seit 1933/34, nachdem der Arzt Dr. Moritz Steiner seine Praxis in der benachbarten Karlsruher Straße aufgegeben hatte und sie ihrer Wohnung in der Karlsruher Str. 15 beraubt worden waren. Hier mussten sich also vier Erwachsenen eine kleine Wohnung teilen. Immerhin waren sie - im Unterschied zu den meisten zwangsweise in sogenannten "Judenwohnungen" zusammengepferchten Menschen - miteinander verwandt.

Georg Bergmann und seine Schwester Anna mussten sich in der von den Nationalsozialisten als „Sammellager" missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße 7/8 einfinden. Von dort wurden sie am 25.Januar 1942 mit dem sog. „10. Osttransport" zusammen mit über 1000 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern vom Bahnhof Grunewald Gleis 17 nach Riga deportiert. Das Rigaer Ghetto war damals schon geschlossen und die meisten mit diesem Transport Deportierten wurden - soweit nicht während der Fahrt erfroren - unmittelbar nach Ankunft auf dem Vorortbahnhof Riga-Skirotava am 30. Januar 1942 in den umliegenden Wäldern erschossen. Nur 13 Menschen überlebten dieses Massaker. Georg Bergmann und Anna Bergmann gehörten nicht dazu.