Arthur Saenger

Verlegeort
Johann-Georg-Str. 23
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
23. Oktober 2019
Geboren
16. April 1873 in Leobschütz / Giubczyce
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Ermordet
16. Dezember 1943 in Theresienstadt

Arthur Saenger (teilweise abweichende Schreibweise: Arthur Sänger) wurde am 16. April 1873 in Leobschütz (heute Giubczyce in Polen) geboren. Angehörige oder Nachfahren von Arthur Saenger ließen sich nicht sicher nachweisen. In der „Familiendatenbank Juden im Dritten Reich“ gibt es einen Eintrag für eine Clara Senger (geboren 1. Oktober 1875 in Leobschütz, gestorben am 14. April 1877 in Stettin), eventuell eine Schwester. Die Eltern von Clara waren Julius Senger, Kaufmann und Johanna Katz. Allerdings gibt es keinen Hinweis auf weitere Geschwister, also auf Arthur Saenger. <br />
Laut Jüdischem Adressbuch von Gross-Berlin von 1931 lebte Arthur Saenger in der Pestalozzistraße 51 in Charlottenburg. Das Melderegister, basierend auf der Volkszählung vom 17. Mai 1939, verzeichnet Arthur Saenger in der Johann-Georg-Straße 23. Er war hier Untermieter von Ivan Jacobsohn. Deportiert wurde Arthur Saenger am 17. März 1943 von der Fritschestraße 77 in Charlottenburg. Da die Fritschestraße als seine Wohnung auf der Deportationsliste angegeben wird, ist zu vermuten, dass er dort zu dem Zeitpunkt auch gewohnt hat, evtl. ebenfalls zur Untermiete. Vielleicht wurde er aber auch lediglich vor dem Haus Fritschestraße 77 festgenommen und von dort verschleppt. Es bleibt jedenfalls nach unseren Recherchen offen, wie lange genau Arthur Saenger in der Johann-Georg-Str. 23 gelebt hat.<br />
Das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939 änderte den gesetzlichen Mieterschutz zu Lasten jüdischer Mieter und Vermieter. Hausgemeinschaften mit „deutschblütigen“ Nachbarn sollten aufgelöst werden: Gemeindebehörden konnten im Einvernehmen mit „arischen“ Vermietern den Wohnraum für nichtjüdische Familien frei machen und Juden in beengte Räumlichkeiten von Judenhäusern einweisen. Wohnungsämter, Hausbesitzer und Maklerfirmen machten sich in enger Zusammenarbeit mit regionalen Gestapo- und Parteidienststellen daran, Häuser und Wohnungen zu „entjuden“. Der erzwungene Wohnungswechsel stellte für die Juden einen massiven Eingriff in ihre Privatsphäre und auf ihr Selbstwertgefühl dar. Zum Verlust der vertrauten Wohngemeinschaft kam der Umzug in meist primitive und beengte Räumlichkeiten. Mit der Einweisung in Judenhäuser fielen Verdienstmöglichkeiten durch Untervermietung oder Mittagstischgäste aus. Möglicherweise war Arthur Saenger ebenfalls von derartigen erzwungenen Wohnungswechseln betroffen. In den Deportationslisten (Liste 176 Blatt 19) wird Arthur Saenger als laufende Nummer 446 mit der Kennzeichen-Nr. 014967 geführt. Arthur Saenger wurde mit dem 4. und letzten „großen Alterstransport“ (I/90) von Berlin nach Theresienstadt deportiert. In diesem Transport befanden sich 1120 Berliner Juden. Der „4. Große Alterstransport“ vom 17. März 1943 umfasste beispielsweise nicht nur langjährige Angestellte der Kultusgemeinde, sondern auch Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen und Träger von Kriegsauszeichnungen des Ersten Weltkrieges (darunter 14 Männer, die das Eiserne Kreuz I. Klasse, die höchste Auszeichnung des Deutschen Reiches für Tapferkeit, erhalten hatten). Während die Liste der Berliner Gestapo an den Oberfinanzpräsidenten (OFP) Berlin-Brandenburg zusammen mit den Nicht-Berlinern 1159 Deportierte verzeichnet (unter Berücksichtigung von 40 Streichungen und einer Doppelnennung), sind auf der Eingangsliste in Theresienstadt insgesamt 1342 Deportierte registriert, wobei neben den auch auf der Berliner OFP-Liste genannten Personen weitere mit dem „4. großen Alterstransport“ Deportierte mit Herkunft aus verschiedenen Regionen Deutschlands enthalten sind. Der „Verladebahnhof“ in Berlin ist in diesen Listen nicht erwähnt. Durch Augenzeugenberichte ist bekannt, dass die Transporte zunächst vom Bahnhof Grunewald und später vom Güterbahnhof Moabit abgingen. „Alterstransporte” fuhren auch vom Anhalter Bahnhof ab.<br />
Ob sich Arthur Saenger vor der Deportation in einem der Durchgangslager für Alterstransporte (z.B. Altersheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße 26, Jüdisches Altersheim in der Gerlachstraße 18/21) der „Durchschleusung“ unterziehen musste, lässt sich nicht ermitteln. Unter der Kontrolle der Gestapo erfolgte hier die organisatorische Vorbereitung der Transporte sowie der Einzug der Vermögen der Opfer. Die Sammellager waren zumeist die letzten Orte, an denen sich die Opfer der Deportationen vor ihrem Abtransport aufhielten. Von hier aus wurden sie von der Gestapo, oft vor den Augen der Bevölkerung und mit Hilfe privater Speditionen, zu den Bahnhöfen gebracht, von dort verschleppt und schließlich ermordet.<br />
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei machten die Nationalsozialisten aus Theresienstadt (heute Terezín) ein Konzentrationslager im von ihnen so genannten Protektorat Böhmen und Mähren. 1940 wurde zunächst in der Kleinen Festung ein Gestapo-Gefängnis eingerichtet, im November 1941 entstand in der Garnisonsstadt ein Sammel- und Durchgangslager – zunächst vor allem für die jüdische Bevölkerung des besetzten Landes. Nach der Wannseekonferenz wurden seit 1942 in das Lager auch alte oder als prominent geltende Juden aus Deutschland und anderen besetzten europäischen Ländern deportiert. In der NS-Propaganda im Deutschen Reich wurde Theresienstadt zum „Altersghetto“ verklärt und während einer kurzen Phase als angebliche „jüdische Mustersiedlung“ verschiedenen ausländischen Besuchern vorgeführt. Hier wurden rund 40.000 Menschen jüdischen Glaubens getötet. <br />
Arthur Saenger kam am 16. Dezember 1943 in Theresienstadt zu Tode. Laut tschechischer Website wurden von dem Transport I/90 nach Theresienstadt von 1286 Deportierten 1065 ermordet und nur 221 Menschen haben überlebt. Bis Herbst 1942 wurden die Toten in Theresienstadt in Einzelgräbern, später in Massengräbern bestattet. Ende 1942 ließ die Lagerleitung ein Krematorium errichten. Über den Ablauf der Verbrennung in den einzelnen Öfen wurden Tagesprotokolle geführt. Jede Urne mit der Asche eines Häftlings wurde mit den wichtigsten Angaben über den Eingeäscherten versehen. Dann wurden die Urnen, sie bestanden zumeist aus Pappe, im Kolumbarium eingelagert. Als die Nationalsozialisten damit begannen, die Spuren ihrer Verbrechen in Theresienstadt zu beseitigen, ordnete im November 1944 die Lagerleitung an, die Asche von 22.000 Häftlingen in die Eger zu werfen. Es muss angenommen werden, dass Arthur Saengers Asche den gleichen Weg gegangen ist.<br />
Mehr als diese wenigen Hinweise zu Arthur Saenger waren trotz intensiver Recherche nicht ausfindig zu machen. Soweit es überhaupt möglich ist, ein Leben anhand von Archivdetails zu rekonstruieren, bieten die wenigen Daten vielleicht trotzdem Anknüpfungspunkte und im Verlauf von Recherchen zu anderen Opfern der Nationalsozialisten kann auch die Biografie von Arthur Sänger noch weitergeschrieben werden.<br />

Arthur Saenger (teilweise abweichende Schreibweise: Arthur Sänger) wurde am 16. April 1873 in Leobschütz (heute Giubczyce in Polen) geboren. Angehörige oder Nachfahren von Arthur Saenger ließen sich nicht sicher nachweisen. In der „Familiendatenbank Juden im Dritten Reich“ gibt es einen Eintrag für eine Clara Senger (geboren 1. Oktober 1875 in Leobschütz, gestorben am 14. April 1877 in Stettin), eventuell eine Schwester. Die Eltern von Clara waren Julius Senger, Kaufmann und Johanna Katz. Allerdings gibt es keinen Hinweis auf weitere Geschwister, also auf Arthur Saenger.
Laut Jüdischem Adressbuch von Gross-Berlin von 1931 lebte Arthur Saenger in der Pestalozzistraße 51 in Charlottenburg. Das Melderegister, basierend auf der Volkszählung vom 17. Mai 1939, verzeichnet Arthur Saenger in der Johann-Georg-Straße 23. Er war hier Untermieter von Ivan Jacobsohn. Deportiert wurde Arthur Saenger am 17. März 1943 von der Fritschestraße 77 in Charlottenburg. Da die Fritschestraße als seine Wohnung auf der Deportationsliste angegeben wird, ist zu vermuten, dass er dort zu dem Zeitpunkt auch gewohnt hat, evtl. ebenfalls zur Untermiete. Vielleicht wurde er aber auch lediglich vor dem Haus Fritschestraße 77 festgenommen und von dort verschleppt. Es bleibt jedenfalls nach unseren Recherchen offen, wie lange genau Arthur Saenger in der Johann-Georg-Str. 23 gelebt hat.
Das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939 änderte den gesetzlichen Mieterschutz zu Lasten jüdischer Mieter und Vermieter. Hausgemeinschaften mit „deutschblütigen“ Nachbarn sollten aufgelöst werden: Gemeindebehörden konnten im Einvernehmen mit „arischen“ Vermietern den Wohnraum für nichtjüdische Familien frei machen und Juden in beengte Räumlichkeiten von Judenhäusern einweisen. Wohnungsämter, Hausbesitzer und Maklerfirmen machten sich in enger Zusammenarbeit mit regionalen Gestapo- und Parteidienststellen daran, Häuser und Wohnungen zu „entjuden“. Der erzwungene Wohnungswechsel stellte für die Juden einen massiven Eingriff in ihre Privatsphäre und auf ihr Selbstwertgefühl dar. Zum Verlust der vertrauten Wohngemeinschaft kam der Umzug in meist primitive und beengte Räumlichkeiten. Mit der Einweisung in Judenhäuser fielen Verdienstmöglichkeiten durch Untervermietung oder Mittagstischgäste aus. Möglicherweise war Arthur Saenger ebenfalls von derartigen erzwungenen Wohnungswechseln betroffen. In den Deportationslisten (Liste 176 Blatt 19) wird Arthur Saenger als laufende Nummer 446 mit der Kennzeichen-Nr. 014967 geführt. Arthur Saenger wurde mit dem 4. und letzten „großen Alterstransport“ (I/90) von Berlin nach Theresienstadt deportiert. In diesem Transport befanden sich 1120 Berliner Juden. Der „4. Große Alterstransport“ vom 17. März 1943 umfasste beispielsweise nicht nur langjährige Angestellte der Kultusgemeinde, sondern auch Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen und Träger von Kriegsauszeichnungen des Ersten Weltkrieges (darunter 14 Männer, die das Eiserne Kreuz I. Klasse, die höchste Auszeichnung des Deutschen Reiches für Tapferkeit, erhalten hatten). Während die Liste der Berliner Gestapo an den Oberfinanzpräsidenten (OFP) Berlin-Brandenburg zusammen mit den Nicht-Berlinern 1159 Deportierte verzeichnet (unter Berücksichtigung von 40 Streichungen und einer Doppelnennung), sind auf der Eingangsliste in Theresienstadt insgesamt 1342 Deportierte registriert, wobei neben den auch auf der Berliner OFP-Liste genannten Personen weitere mit dem „4. großen Alterstransport“ Deportierte mit Herkunft aus verschiedenen Regionen Deutschlands enthalten sind. Der „Verladebahnhof“ in Berlin ist in diesen Listen nicht erwähnt. Durch Augenzeugenberichte ist bekannt, dass die Transporte zunächst vom Bahnhof Grunewald und später vom Güterbahnhof Moabit abgingen. „Alterstransporte” fuhren auch vom Anhalter Bahnhof ab.
Ob sich Arthur Saenger vor der Deportation in einem der Durchgangslager für Alterstransporte (z.B. Altersheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße 26, Jüdisches Altersheim in der Gerlachstraße 18/21) der „Durchschleusung“ unterziehen musste, lässt sich nicht ermitteln. Unter der Kontrolle der Gestapo erfolgte hier die organisatorische Vorbereitung der Transporte sowie der Einzug der Vermögen der Opfer. Die Sammellager waren zumeist die letzten Orte, an denen sich die Opfer der Deportationen vor ihrem Abtransport aufhielten. Von hier aus wurden sie von der Gestapo, oft vor den Augen der Bevölkerung und mit Hilfe privater Speditionen, zu den Bahnhöfen gebracht, von dort verschleppt und schließlich ermordet.
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei machten die Nationalsozialisten aus Theresienstadt (heute Terezín) ein Konzentrationslager im von ihnen so genannten Protektorat Böhmen und Mähren. 1940 wurde zunächst in der Kleinen Festung ein Gestapo-Gefängnis eingerichtet, im November 1941 entstand in der Garnisonsstadt ein Sammel- und Durchgangslager – zunächst vor allem für die jüdische Bevölkerung des besetzten Landes. Nach der Wannseekonferenz wurden seit 1942 in das Lager auch alte oder als prominent geltende Juden aus Deutschland und anderen besetzten europäischen Ländern deportiert. In der NS-Propaganda im Deutschen Reich wurde Theresienstadt zum „Altersghetto“ verklärt und während einer kurzen Phase als angebliche „jüdische Mustersiedlung“ verschiedenen ausländischen Besuchern vorgeführt. Hier wurden rund 40.000 Menschen jüdischen Glaubens getötet.
Arthur Saenger kam am 16. Dezember 1943 in Theresienstadt zu Tode. Laut tschechischer Website wurden von dem Transport I/90 nach Theresienstadt von 1286 Deportierten 1065 ermordet und nur 221 Menschen haben überlebt. Bis Herbst 1942 wurden die Toten in Theresienstadt in Einzelgräbern, später in Massengräbern bestattet. Ende 1942 ließ die Lagerleitung ein Krematorium errichten. Über den Ablauf der Verbrennung in den einzelnen Öfen wurden Tagesprotokolle geführt. Jede Urne mit der Asche eines Häftlings wurde mit den wichtigsten Angaben über den Eingeäscherten versehen. Dann wurden die Urnen, sie bestanden zumeist aus Pappe, im Kolumbarium eingelagert. Als die Nationalsozialisten damit begannen, die Spuren ihrer Verbrechen in Theresienstadt zu beseitigen, ordnete im November 1944 die Lagerleitung an, die Asche von 22.000 Häftlingen in die Eger zu werfen. Es muss angenommen werden, dass Arthur Saengers Asche den gleichen Weg gegangen ist.
Mehr als diese wenigen Hinweise zu Arthur Saenger waren trotz intensiver Recherche nicht ausfindig zu machen. Soweit es überhaupt möglich ist, ein Leben anhand von Archivdetails zu rekonstruieren, bieten die wenigen Daten vielleicht trotzdem Anknüpfungspunkte und im Verlauf von Recherchen zu anderen Opfern der Nationalsozialisten kann auch die Biografie von Arthur Sänger noch weitergeschrieben werden.