Walter Philipp Salz

Verlegeort
Kaisedamm 19
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
17. Februar 2023
Geboren
06. Juni 1897 in Berlin
Beruf
Kaufmännischer Angestellter
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski
Ermordet

Walter Philipp Salz wurde am 6. Juni 1897 in Berlin als Sohn von Benno Salz und dessen Ehefrau Ella geboren. Walters Vater war Justizrat, Rechtsanwalt und Notar. Er wohnte zu dem Zeitpunkt in der Magdeburger Straße 34. Über Walters Kindheit und Jugend wissen wir wenig, lediglich, dass die Eltern oft umgezogen sind und dass er wohl eine kaufmännische Ausbildung absolvierte. Als er 1923 heiratete, wohnte er bei seinen Eltern in der Bamberger Str. 48.

Seine Ehefrau wurde die ein Jahr jüngere Erna Briske. Sie war am 18. Dezember 1898 als eines der Kinder von Otto Briske und Gertrud geb. Lesser zur Welt gekommen. Erna hatte mindestens drei weitere Geschwister: Kurt (*1897), Gerda (*1904) und Annemarie (*1912). Ihr Vater hatte bis Anfang der 1920er Jahre ein Vermögen in der Baumwoll-Spinnerei-Industrie erwirtschaftet. Er bezog um 1921 mit seiner Familie eine eigene Villa in Berlin-Wannsee, Bismarckstraße 26-27. Dort wohnte Erna, als sie 1923 Walter Salz heiratete.

Walter war bis Ende der 30er-Jahre kaufmännischer Angestellter in einem von Otto Briskes Betrieben. Möglicherweise arbeitete er dort schon vor seiner Heirat und hatte so Erna kennengelernt. Oder umgekehrt, der junge Schwiegersohn wurde nach der Heirat eingestellt. Das Paar nahm sich eine Wohnung in der Suarezstraße 5. Dort kam am 31. März 1924 ihre Tochter Lore zur Welt. Als am 14. Februar 1926 der Sohn Peter geboren wurde, waren sie erst kurz zuvor an den Kaiserdamm Nr. 22 gezogen. Zwölf Jahre später bekamen sie am 12. Januar 1938 noch ein drittes Kind, Günther, auch diesmal in einer anderen Wohnung: 1932 war Familie Salz zunächst vier Häuser weiter in die Nr. 18 und ein Jahr darauf in die Nr. 19 gezogen.

Nach der Machtübernahme der Nazis konnte Walter Salz zunächst in der Wollgarnfabrik weiter arbeiten, bis 1939 die Firma „arisiert“ und er entlassen wurde. Aber schon vorher war klar geworden, dass Diskriminierung und Verfolgung das Leben jüdischer Menschen zunehmend unerträglich machten. 1938 schickten Walter und Erna Salz ihren 12-jährigen Sohn Peter mit einem Kindertransport nach Belgien. Möglicherweise hatten sie vor, mit der ganzen Familie nachzukommen. Der Kriegsausbruch 1939 jedoch machte das Auswandern nahezu unmöglich.

1940 überfiel die Wehrmacht Belgien, und Peters Betreuer flohen mit ihm und anderen Kindern nach Südfrankreich. Später gelangte Peter in die Schweiz, von wo er nach dem Krieg nach Israel auswanderte.

Seine Eltern und Geschwister sah er nicht wieder. Sie waren im März 1942 von der Gestapo verhaftet und am 28. März in das Ghetto Piaski (Kreis Lublin) deportiert worden. Piaski galt als „Transit-Ghetto“. Bereits 1940 hatten die Deutschen das zunächst offene Ghetto eingerichtet, es aber später abgeriegelt. Als die Berliner Juden ankamen, war das Lager bereits überfüllt. Piaskis ursprüngliche Bevölkerung war bereits zu 2/3 jüdisch und zusätzlich hatten die Nationalsozialisten noch Jüdinnen und Juden aus Stettin und Schneidemühl dorthin deportiert.

Neben der Überbelegung waren die Lebensbedingungen durch Mangelernährung, miserable Hygiene und Krankheiten gekennzeichnet. Wer nicht diesen Umständen erlag, wurde oft schon nach kurzer Zeit weiter in die Vernichtungslager Belzec oder Sobibor deportiert und dort ermordet. Die Spur der Familie Salz verliert sich in Piaski. Möglicherweise wurde sie auseinandergerissen, da arbeitsfähige jüngere Männer aus ihrem „Transport“ zum Aufbau des Konzentrationslagers Majdanek herangezogen wurden – Walter war erst 44 Jahre alt. Wir wissen nicht, ob Walter, Erna, Lore und der vierjährige Günther Salz bereits im Ghetto umgekommen sind oder in einem der Vernichtungslager ermordet wurden. Sicher ist nur, dass sie die Shoah nicht überlebten.