Erna Samuel

Verlegeort
Kantstraße 75
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
11. Juni 2015
Geboren
23. Dezember 1895 in Trebbin
Beruf
Lehrerin
Deportation
am 29. November 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Erna Samuel stammte aus Trebbin und wurde am 23. Dezember 1895 morgens um 9:00 Uhr am Markt 16 geboren. Ihre Eltern waren Paul und Martha Samuel. Sie waren Juden. Vater Paul betrieb ein Konfektionsgeschäft in der damaligen Marktstraße 16 und war 18 Jahre Stadtverordneter in Trebbin.<br />
<br />
Neben vier älteren Halbgeschwistern hatte Erna Samuel einen jüngeren Bruder Günther. An ihn wird seit dem 11. Juni 2013 in Trebbin mit dem ersten Stolperstein der Stadt erinnert. <br />
<br />
Über die vier Halbgeschwister ist bisher nur bekannt, dass ihre Schwester Käthe bereits als Säugling starb, ihr Bruder Ernst, Dr. der Philosophie, nur 30 Jahre wurde und im Familiengrab der Samuels in Trebbin begraben ist. Von ihm stammt auch die erste Abhandlung über jüdisches Leben in der Stadt Trebbin im Mittelalter. Außerdem ist, wie sie in ihrer Vermögenserklärung angab, ihr Bruder Walter nach Palästina ausgewandert und die Schwester Gertrud nach Theresienstadt deportiert worden. <br />
<br />
Über ihre Schulzeit konnten wir nichts herausfinden, als sicher gilt aber, dass sie zuerst die Volksschule in Trebbin besuchte und am Friedrichgymnasium in Luckenwalde das Abitur ablegte.<br />
<br />
Sie studierte ab 1914 in Berlin und legte am 13. März 1917 ihre 2. Staatsprüfung zur Lehrerin in den Naturwissenschaften ab. Damit hatte sie das Recht erworben am Lyzeum und Mittelschulen zu arbeiten. Ab 1. August 1917 begann sie ihre Tätigkeit im öffentlichen Schuldienst in Preußen, und zwar in ihrem Heimatort Trebbin, ihrer ersten Lehrerstelle. Sie unterrichtete also nachweislich in der heutigen Goetheoberschule Trebbin, zu belegen ist diese Arbeit bis mindestens Ende 1921. Mit ihrer Vereidigung auf die Preußische Verfassung am 22. März 1921 wurde sie zur Beamtin ernannt. Allerdings hatte sie wegen ihrer jüdischen Herkunft schon zur Zeit der Weimarer Republik Probleme, an dieser evangelischen Schule zu arbeiten. Während die Stadt ihr vertraute, ihren Einsatz unterstützte und mit ihrer Arbeit zufrieden war, wollte das damalige Kultusministerium ihrem Einsatz nicht zustimmen, woraufhin sich ihr Vater Paul Samuel persönlich an das Ministerium wandte. <br />
<br />
Unter den Nationalsozialisten trat 1933 ein Arbeitsverbot für jüdische Beamte in Kraft, von dem auch Erna Samuel betroffen war.<br />
<br />
Schon vor 1933 muss sie aber in Berlin gearbeitet haben. Das belegt ein Foto, das Erna Samuel auf einem Klassenausflug zeigt. Zu dieser Zeit war sie bereits an der jüdischen Schule in der Rykestraße im Bezirk Prenzlauer Berg tätig.<br />
<br />
Walter Frankenstein, ein Überlebender des Massenmordes, erzählte, dass Erna Samuel in dieser Schule seine Klassenlehrerin war. Als Zögling des Auerbach’schen Waisenhauses, einer Erziehungsanstalt für jüdische Knaben und Mädchen, besuchte er ab Sommer 1936 die Schule in der Rykestraße. Walter Frankenstein beschreibt sie als engagierte Lehrerin, die Deutsch, Mathematik, Physik und Chemie unterrichtete und die ihn nachhaltig geprägt hat. Sie sei eine „wunderbare Pädagogin“ gewesen, sagte er. Und fügte schmunzelnd hinzu: „Es gab drei Frauen in meinem Leben: meine Mutter, meine Frau und Erna Samuel.“<br />
<br />
1939 wohnte Erna Samuel in der Kantstraße 75 in Charlottenburg. Bei der Volkszählung im Mai 1939 jedenfalls war sie dort gemeldet.<br />
<br />
Aus ihrer am 14. September 1942 unterschriebenen Vermögenserklärung, die alle Juden vor der Deportation auszufüllen hatten, ist zu erfahren, dass kein Vermögen vorhanden war, obwohl Erna Samuel ja aus einer ursprünglich wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammte.<br />
<br />
Erna Samuel arbeitete zuletzt ehrenamtlich im Hort Schönhauser Allee 162 (das ist die Adresse des Auerbach´schen Waisenhauses) und bewohnte in Berlin-Schöneberg in der Vorbergstraße 15 ein 16 m² großes Zimmer als Untermieterin. Wann sie aus der Kantstraße in die Vorbergstraße umziehen musste, ist nicht bekannt. Sie war dort Untermieterin bei Anna Hirschberg, einer Studienrätin, die das Angebot ihrer Freundin Elisabeth Abegg, sie zu verstecken, ausgeschlagen hat und am 10. Juli 1942 zunächst nach Threresienstadt und dann am 16. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Zum Gedenken an <a href=http://www.stolpersteine-berlin.de… Hirschberg</a> liegt in Schöneberg ein Stolperstein. Da die beiden Frauen Lehrerinnen waren, haben sie sich vielleicht gut verstanden.<br />
<br />
Am 29. November 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Auf den Transport ging sie mit etlichen Kindern des Waisenhauses, wie berichtet wird, zur Begleitung der Kinder. <br />
<br />
Zum Gedenken an Erna Samuels Bruder <a href=http://www.stolpersteine-berlin.de… Samuel</a>, geboren am 25. Juni 1903 in Trebbin, ermordet am 30. Dezember 1944 im Konzentrationslager Dachau, ist im Oktober 2010 an der Groninger Straße 36 in Berlin-Mitte ein Stolperstein verlegt worden; ein weiterer in Trebbin am 11. Juni 2013.

Erna Samuel stammte aus Trebbin und wurde am 23. Dezember 1895 morgens um 9:00 Uhr am Markt 16 geboren. Ihre Eltern waren Paul und Martha Samuel. Sie waren Juden. Vater Paul betrieb ein Konfektionsgeschäft in der damaligen Marktstraße 16 und war 18 Jahre Stadtverordneter in Trebbin.

Neben vier älteren Halbgeschwistern hatte Erna Samuel einen jüngeren Bruder Günther. An ihn wird seit dem 11. Juni 2013 in Trebbin mit dem ersten Stolperstein der Stadt erinnert.

Über die vier Halbgeschwister ist bisher nur bekannt, dass ihre Schwester Käthe bereits als Säugling starb, ihr Bruder Ernst, Dr. der Philosophie, nur 30 Jahre wurde und im Familiengrab der Samuels in Trebbin begraben ist. Von ihm stammt auch die erste Abhandlung über jüdisches Leben in der Stadt Trebbin im Mittelalter. Außerdem ist, wie sie in ihrer Vermögenserklärung angab, ihr Bruder Walter nach Palästina ausgewandert und die Schwester Gertrud nach Theresienstadt deportiert worden.

Über ihre Schulzeit konnten wir nichts herausfinden, als sicher gilt aber, dass sie zuerst die Volksschule in Trebbin besuchte und am Friedrichgymnasium in Luckenwalde das Abitur ablegte.

Sie studierte ab 1914 in Berlin und legte am 13. März 1917 ihre 2. Staatsprüfung zur Lehrerin in den Naturwissenschaften ab. Damit hatte sie das Recht erworben am Lyzeum und Mittelschulen zu arbeiten. Ab 1. August 1917 begann sie ihre Tätigkeit im öffentlichen Schuldienst in Preußen, und zwar in ihrem Heimatort Trebbin, ihrer ersten Lehrerstelle. Sie unterrichtete also nachweislich in der heutigen Goetheoberschule Trebbin, zu belegen ist diese Arbeit bis mindestens Ende 1921. Mit ihrer Vereidigung auf die Preußische Verfassung am 22. März 1921 wurde sie zur Beamtin ernannt. Allerdings hatte sie wegen ihrer jüdischen Herkunft schon zur Zeit der Weimarer Republik Probleme, an dieser evangelischen Schule zu arbeiten. Während die Stadt ihr vertraute, ihren Einsatz unterstützte und mit ihrer Arbeit zufrieden war, wollte das damalige Kultusministerium ihrem Einsatz nicht zustimmen, woraufhin sich ihr Vater Paul Samuel persönlich an das Ministerium wandte.

Unter den Nationalsozialisten trat 1933 ein Arbeitsverbot für jüdische Beamte in Kraft, von dem auch Erna Samuel betroffen war.

Schon vor 1933 muss sie aber in Berlin gearbeitet haben. Das belegt ein Foto, das Erna Samuel auf einem Klassenausflug zeigt. Zu dieser Zeit war sie bereits an der jüdischen Schule in der Rykestraße im Bezirk Prenzlauer Berg tätig.

Walter Frankenstein, ein Überlebender des Massenmordes, erzählte, dass Erna Samuel in dieser Schule seine Klassenlehrerin war. Als Zögling des Auerbach’schen Waisenhauses, einer Erziehungsanstalt für jüdische Knaben und Mädchen, besuchte er ab Sommer 1936 die Schule in der Rykestraße. Walter Frankenstein beschreibt sie als engagierte Lehrerin, die Deutsch, Mathematik, Physik und Chemie unterrichtete und die ihn nachhaltig geprägt hat. Sie sei eine „wunderbare Pädagogin“ gewesen, sagte er. Und fügte schmunzelnd hinzu: „Es gab drei Frauen in meinem Leben: meine Mutter, meine Frau und Erna Samuel.“

1939 wohnte Erna Samuel in der Kantstraße 75 in Charlottenburg. Bei der Volkszählung im Mai 1939 jedenfalls war sie dort gemeldet.

Aus ihrer am 14. September 1942 unterschriebenen Vermögenserklärung, die alle Juden vor der Deportation auszufüllen hatten, ist zu erfahren, dass kein Vermögen vorhanden war, obwohl Erna Samuel ja aus einer ursprünglich wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammte.

Erna Samuel arbeitete zuletzt ehrenamtlich im Hort Schönhauser Allee 162 (das ist die Adresse des Auerbach´schen Waisenhauses) und bewohnte in Berlin-Schöneberg in der Vorbergstraße 15 ein 16 m² großes Zimmer als Untermieterin. Wann sie aus der Kantstraße in die Vorbergstraße umziehen musste, ist nicht bekannt. Sie war dort Untermieterin bei Anna Hirschberg, einer Studienrätin, die das Angebot ihrer Freundin Elisabeth Abegg, sie zu verstecken, ausgeschlagen hat und am 10. Juli 1942 zunächst nach Threresienstadt und dann am 16. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Zum Gedenken an Anna Hirschberg liegt in Schöneberg ein Stolperstein. Da die beiden Frauen Lehrerinnen waren, haben sie sich vielleicht gut verstanden.

Am 29. November 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Auf den Transport ging sie mit etlichen Kindern des Waisenhauses, wie berichtet wird, zur Begleitung der Kinder.

Zum Gedenken an Erna Samuels Bruder Günther Samuel, geboren am 25. Juni 1903 in Trebbin, ermordet am 30. Dezember 1944 im Konzentrationslager Dachau, ist im Oktober 2010 an der Groninger Straße 36 in Berlin-Mitte ein Stolperstein verlegt worden; ein weiterer in Trebbin am 11. Juni 2013.