Gertrud Grell geb. Thielemann

Verlegeort
Kienhorststraße 34
Bezirk/Ortsteil
Reinickendorf
Verlegedatum
05. Mai 2003
Geboren
24. Oktober 1902 in Dresden
Beruf
Stationsgehilfin
Deportation
am 11. Februar 1944 nach Meseritz-Obrawalde
Ermordet
22. Februar 1944 in Meseritz-Obrawalde

Gertrud Grell, geb. Thielemann, wurde am 24. Oktober 1902 in Dresden geboren und evangelisch getauft. Sie heiratete 1927 mit 25 Jahren und bekam zwei Jahre später eine Tochter. Gertrud Grell besuchte die Volksschule und arbeitete als Stationsgehilfin im Luftwaffenkrankenhaus der Hermann-Göring-Kaserne in Berlin-Reinickendorf. Am 4. September 1943 wurde sie, im Alter von 41 Jahren, durch das Rudolf-Virchow-Krankenhaus in die Wittenauer Heilstätten (heute Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik) eingewiesen und in Haus 4 aufgenommen.<br />
<br />
Sie litt – laut dem Aufnahmebericht – unter Depressionen, außerdem bestand Suizidgefahr. Zudem litt sie seit acht Jahren unter Schwerhörigkeit und Ohrengeräuschen sowie körperlicher Entkräftung. Bereits zum Zeitpunkt der Einweisung in die Klinik stand sie unter Pflegschaft ihres Ehemanns, Walter Grell, der zu diesem Zeitpunkt Soldat war.<br />
<br />
Aus den vorhandenen Unterlagen ist zu entnehmen, dass Gertrud Grell und ihre Angehörigen nicht damit einverstanden waren, dass sie in die Heilstätten überwiesen worden war. Die Ärzte zitieren Gertrud Grell in ihrer Krankenakte: „Sie sei nur, weil sie nicht schlafen konnte, verzagt gewesen; sie sei sehr unglücklich über die Verlegung nach hier.“ (8. September 1943). Der Schwager drängte auf ihre Entlassung. Fünf Tage später wurde sie gegen ärztlichen Rat in die Wohnung des Bruders entlassen.<br />
<br />
Anscheinend ging es Gertrud Grell doch so schlecht, dass es ihren Angehörigen nicht möglich war, sie selber zu versorgen und zu pflegen. Am 1. Oktober 1943, ca. dreieinhalb Wochen später, wurde sie von ihrem Bruder wieder in die Wittenauer Heilstätten gebracht. Die Fliegerangriffe schienen zu einer Verschlechterung ihres Zustandes beigetragen zu haben. Sie wurde in die geschlossene Station aufgenommen.<br />
<br />
Die Dokumentation lässt vermuten, dass Gertrud Grell unter Angstzuständen litt. Die Ärzte beschreiben ihren Krankheitszustand in den Akten unterschiedlich: Häufig scheinen Verschlechterungen Verbesserungen zu folgen, die sie mit ihren Behandlungen in Zusammenhang bringen.<br />
<br />
Das Krankenhausareal wurde teilweise von Fliegerbomben getroffen. Die Angehörigen machten sich um die Sicherheit von Gertrud Grell Sorgen und baten um eine Verlegung der Patientin, weg von Berlin. Ihr Ehemann - zu dieser Zeit im Felde - wünschte wegen der dauernden Luftgefahr eine Verlegung nach auswärts. Diesem Wunsch wurde nachgekommen.<br />
<br />
Am 11. Februar 1944 wurde Gertrud Grell in einem Frauentransport in die Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde bei Meseritz deportiert. Die Nervenklinik Obrawalde war unter den Nationalsozialisten eine Tötungsanstalt in der mehrere tausend psychisch kranke Menschen ermordet wurden.<br />
<br />
Dort starb sie nur elf Tage später, am 22. Februar 1944. Die Umstände ihres Todes lassen darauf schließen, dass Gertrud Grell mithilfe einer Medikamentenüberdosis ermordet wurde.<br />

Gertrud Grell, geb. Thielemann, wurde am 24. Oktober 1902 in Dresden geboren und evangelisch getauft. Sie heiratete 1927 mit 25 Jahren und bekam zwei Jahre später eine Tochter. Gertrud Grell besuchte die Volksschule und arbeitete als Stationsgehilfin im Luftwaffenkrankenhaus der Hermann-Göring-Kaserne in Berlin-Reinickendorf. Am 4. September 1943 wurde sie, im Alter von 41 Jahren, durch das Rudolf-Virchow-Krankenhaus in die Wittenauer Heilstätten (heute Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik) eingewiesen und in Haus 4 aufgenommen.

Sie litt – laut dem Aufnahmebericht – unter Depressionen, außerdem bestand Suizidgefahr. Zudem litt sie seit acht Jahren unter Schwerhörigkeit und Ohrengeräuschen sowie körperlicher Entkräftung. Bereits zum Zeitpunkt der Einweisung in die Klinik stand sie unter Pflegschaft ihres Ehemanns, Walter Grell, der zu diesem Zeitpunkt Soldat war.

Aus den vorhandenen Unterlagen ist zu entnehmen, dass Gertrud Grell und ihre Angehörigen nicht damit einverstanden waren, dass sie in die Heilstätten überwiesen worden war. Die Ärzte zitieren Gertrud Grell in ihrer Krankenakte: „Sie sei nur, weil sie nicht schlafen konnte, verzagt gewesen; sie sei sehr unglücklich über die Verlegung nach hier.“ (8. September 1943). Der Schwager drängte auf ihre Entlassung. Fünf Tage später wurde sie gegen ärztlichen Rat in die Wohnung des Bruders entlassen.

Anscheinend ging es Gertrud Grell doch so schlecht, dass es ihren Angehörigen nicht möglich war, sie selber zu versorgen und zu pflegen. Am 1. Oktober 1943, ca. dreieinhalb Wochen später, wurde sie von ihrem Bruder wieder in die Wittenauer Heilstätten gebracht. Die Fliegerangriffe schienen zu einer Verschlechterung ihres Zustandes beigetragen zu haben. Sie wurde in die geschlossene Station aufgenommen.

Die Dokumentation lässt vermuten, dass Gertrud Grell unter Angstzuständen litt. Die Ärzte beschreiben ihren Krankheitszustand in den Akten unterschiedlich: Häufig scheinen Verschlechterungen Verbesserungen zu folgen, die sie mit ihren Behandlungen in Zusammenhang bringen.

Das Krankenhausareal wurde teilweise von Fliegerbomben getroffen. Die Angehörigen machten sich um die Sicherheit von Gertrud Grell Sorgen und baten um eine Verlegung der Patientin, weg von Berlin. Ihr Ehemann - zu dieser Zeit im Felde - wünschte wegen der dauernden Luftgefahr eine Verlegung nach auswärts. Diesem Wunsch wurde nachgekommen.

Am 11. Februar 1944 wurde Gertrud Grell in einem Frauentransport in die Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde bei Meseritz deportiert. Die Nervenklinik Obrawalde war unter den Nationalsozialisten eine Tötungsanstalt in der mehrere tausend psychisch kranke Menschen ermordet wurden.

Dort starb sie nur elf Tage später, am 22. Februar 1944. Die Umstände ihres Todes lassen darauf schließen, dass Gertrud Grell mithilfe einer Medikamentenüberdosis ermordet wurde.