Richard Goldberg

Verlegeort
Kissinger Straße 17
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
23. Juni 2023
Geboren
11. März 1888 in Neuhaus an der Elbe
Deportation
am 30. Juni 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 15. Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau
Ermordet
15. Mai 1944 in Auschwitz-Birkenau

Richard Goldberg wird am 11. März 1888 als Sohn des Kaufmanns Bernhard Goldberg und seiner Frau Klara in Neuhaus an der Elbe geboren. Er hat zwei Geschwister, Erna (geb. 16.5.1890) und Walter (geb. 23.3.1893), die später nach Hamburg ziehen. Richard geht nach Berlin. Am 9.1.1913 heiratet er Alice Friedmann, ihre Tochter Gerda kommt am 22.5.1916 zur Welt. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs ist Richard Goldberg als “Reisender in Textilien“ für die Firma Friedlaender unterwegs. Die Familie bewohnt eine „solide eingerichtete“ 3- Zimmer-Wohnung in der Kissinger Str. 17 in Berlin-Steglitz. 

Am 10.4.1937 stirbt Alice Goldberg. Richard Goldberg muss die gutbürgerliche Wohnung am 2. September 1941 verlassen und bezieht als Untermieter ein möbliertes Zimmer in der „Judenwohnung“ Würzburger Str. 7/bei Haymann. Er muss Zwangsarbeit leisten bei der Lack- und Farbenfabrik Warneck&Böhm in Berlin-Weissensee, später als „begleitender jüdischer Ordner“ bei der Speditionsfirma Erich Scheffler in der Grossen Präsidentenstr. 9. 

Am 30. Juni 1943 wird Richard Goldberg mit dem „93. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. In dem Schreiben der Geheimen Staatspolizei an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg vom 5.7.1943 mit dem Betreff „Evakuierte Juden“ heißt es: „In der Anlage übersende ich eine Transportliste derjenigen Juden, deren Vermögen im Rahmen der Abschiebung dem Reiche angefallen ist.“ Das Vermögen von Richard „Israel“ Goldberg beträgt 25 Mark, er ist die Nr. 46 auf der Transportliste. Aus Theresienstadt schickt Richard Goldberg zwischen dem 17.11.1943 und 20.6.1944 vier Postkarten an seine Schwägerin Irma Plänitz in Berlin-Charlottenburg. Seine letzte Karte richtet er an die „Daheim Lieben!“ Der vorgedruckte Text lautet: „Ich bestätige dankend den Empfang Ihres/Deines(unterstrichen) Paketes vom März 1944.“ 

Am 15. Mai 1944 wird Richard Goldberg mit dem Transport Dz 610 von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau „überstellt“. Dort wird er wahrscheinlich am Tag seiner Ankunft ermordet. 

Richards Tochter Gerda tritt 1932 als kaufmännischer Lehrling bei der Firma Goldberg&Sander in Berlin ein. Nach Abschluss ihrer dreijährigen Lehrzeit arbeitet sie dort als Kontoristin. Im Mai 1938 wird Goldmann&Sander “arisiert“, bald darauf verliert Gerda Goldberg ihre Stellung. Am 10.7.1938 heiratet sie Emil Scheidlinger (geb. 18.8.1910). Ihre Tochter Chana wird am 7.11.1938 in Berlin geboren. Emil emigriert 1938 nach Shanghai/China. Gerda folgt ihm 1940 mit ihrer gemeinsamen Tochter. Sie wohnen in der Carter Road 13 im japanischen Distrikt. Am 8.9.1947 reisen sie in die USA ein. Emil Scheidlinger stirbt am 1.11.1949 in einem Krankenhaus in San Francisco an einer „akuten Myocarditis, Virusaetiologie“, als Folge „erlittener Verfolgungsmaßnahmen“. Gerda verdient den Lebensunterhalt für sich und ihre kleine Tochter als Fabrikarbeiterin. Sie stirbt am 30.1.1987. Chana, die sich Hanni nennt, lebt bis zu ihrem Tod am 25.1.2009 in San Carlos, San Mateo, Kalifornien. 

Richards Schwester Schwester Erna wird am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert, dort verliert sich ihre Spur. 

Walter Goldberg wird ins Ghetto nach Lodz deportiert und kommt dort am 1.4.1942 um. 

Für Erna und Walter Goldberg wurden 2013 in Hamburg Stolpersteine verlegt. 

Für Richard Goldberg wurde am 23. Juni 2023  in der Kissinger Str. 17 in Berlin-Steglitz ein Stolperstein verlegt.