Ludwig Italiener

Verlegeort
Klopstockstraße 3
Historischer Name
Klopstockstraße 58
Bezirk/Ortsteil
Hansaviertel
Geboren
18. Oktober 1855 in Danzig (Westpreußen) / Gdańsk
Beruf
Kaufmann
Tot
17. November 1941 in Berlin

Ludwig Italiener wurde am 18. Oktober 1855 in Danzig geboren. Er hatte vier Brüder, der Vater Isidor Italiener (1797 – 1893) war Holzmakler. Die Familie zog von Danzig nach Berlin.

Hier heiratete Ludwig Anna Rothstein (1864 – 1928), sie bekamen drei Kinder. Ernst (1894 – 1916), Karl (1889 – 1943) und Käthe (1896 – 1999).

Musik spielte in der Familie Italiener eine bedeutende Rolle. Karl sang als 4-Jähriger seiner Mutter zum Geburtstag ein Ständchen: „Der kleine Haushalt“, das sein Vater in der Melodie einer Ballade von Carl Loewe verfasst hatte. Ein Jahr später hatte der Vater ein kleines Gedicht geschrieben, das er nach einer anderen Melodie von Loewe zum Geburtstag sang. Schwester Käthe „musste“ dann ein paar Jahre später den Klavierunterricht übernehmen, den Bruder Karl wegen schlechter Schulnoten nicht fortsetzen durfte, der aber bereits bezahlt war.

Über Ludwig ist für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und sein Leben in den 20er Jahren wenig bekannt.

Er war seit 1893 Mitglied der Freimaurerloge Germania zur Einigkeit. Auch sein Sohn Karl wurde dort Logenbruder. Ein Logenverzeichnis von 1929/30 bezeichnet seinen Beruf als Kaufmann, seine Wohnung war am Reichskanzlerplatz 4 – dem heutigen Theodor-Heuß-Platz – in Charlottenburg. Seine Geschäftsadresse war in der Scharrenstraße 16 an der Gertraudenbrücke in Berlin-Mitte. Er war Ehren-Meister vom Stuhl und Mitglied im Ehrenrat seiner Loge.

Er muss auch ein vermögender Mann gewesen sein, denn in einem Kontobuch der Germania, das im Geheimen Staatsarchiv in Dahlem liegt, ist eine „Julius Brodnitz und Ludwig Italiener Stiftung“ mit 100.000 RM verzeichnet.

Sein Enkel Fred Beutler, der 2019 mit 93 Jahren in den USA lebt, bezeichnete den Beruf seines Großvaters als Holzhändler und Immobilienkaufmann. Er erinnert sich an ihn als einen besonders warmherzigen Mann, der gerne mit seinen Enkeln spielte.

Ludwigs Frau Anna war schon 1928 verstorben, sein Sohn Ernst im Ersten Weltkrieg gefallen. Der Sohn Karl lebte im Exil in Holland und seine Tochter Käthe emigrierte mit ihrem Mann und seinen geliebten Enkeln 1935 nach Milwaukee. So blieb Ludwig alleine in Berlin zurück, und sein Enkel erinnert sich noch heute an den weinenden Mann beim Abschied auf dem Bahnhof.

In seinen letzten Lebensjahren lebte er in einem jüdischen Altersheim in der Klopstockstr. 58 im Hansaviertel. Dort besaß die jüdische Gemeinde ein Haus, in dem vor 1933 eine Schule und eine Mittelstandsküche der jüdischen Gemeinde untergebracht war. Nach 1933 wurde es offenbar als Altersheim genutzt.

Ludwig Italiener starb am 17. November 1941 im Jüdischen Krankenhaus im Wedding. Sein Sohn Karl schrieb am 22. November 1941 aus den mittlerweile von Deutschland besetzten Niederlanden an seine Schwester Käthe Beutler in Milwaukee, er habe durch eine entfernte Verwandte vom Tod des Vaters erfahren. Sie habe ihn zunächst noch einige Mal im Altersheim bei „genügender Gesundheit“ angetroffen. Aber durch die mangelnde Ernährung und die schlechte medizinische Versorgung für die jüdische Bevölkerung habe sich sein Gesundheitszustand so sehr verschlechtert, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

„Unter anderen Umständen hätte er sicher noch ein paar Jahre leben können, aber so haben seine Kräfte stets abgenommen, bis die Uhr ganz ablief“, schrieb Karl.

Im darauffolgenden Jahr wurde Karl Italiener in den Niederlanden verhaftet und in das KZ Mauthausen deportiert, wo er am 7. Oktober 1942 ermordet wurde.