Elise Moses geb. Portheim

Verlegeort
Konstanzer Str. 3
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
17. Mai 2017
Geboren
02. August 1873 in Fürstenberg (Mecklenburg)
Deportation
am 29. Januar 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Mai 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Elise Portheim kam am 2. August 1873 in Fürstenberg/Mecklenburg als die jüngste von drei Töchtern des Kaufmanns Louis Portheim (1839–1918) und seiner Ehefrau Rikchen (Friederike) geb. Liebenthal (1847–1920) auf die Welt. Die beiden Schwestern Rosa und Agnes waren 1869 und 1870 geboren worden. – Fürstenberg, das heute zu Brandenburg gehört, liegt an der Mecklenburgische Seenplatte. (Während der NS-Diktatur befand sich dort das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.) Die Familie der Mutter von Elise Portheim gehörte zu den alten jüdischen Familien der Stadt. Ihre Eltern lebten – seit wann bleibt unklar – in der Kleinstadt Friedland, ebenfalls in Mecklenburg. <br />
Elise Portheim war mit dem Kaufmann Richard Moses verheiratet, geboren 1872 in Altenwedel, einem Dorf in der Provinz Pommern. Altenwedel (heute Sicko/Polen) liegt ungefähr 60 km von Stettin (heute Szczecin/Polen) entfernt im Kreis Saatzig. Dort und in dem nahen Dorf Ball (heute Biała/Polen) lebten nur sehr wenige Juden. Zu ihnen gehörte die Familie Moses. <br />
Richard und Elise Moses hatten keine Kinder. Bis ungefähr 1914 besaß das Ehepaar ein Manufakturwarengeschäft in Guben an der Neiße, heute als Guben in Brandenburg und Gubin in Polen eine Grenzstadt. Dann zogen sie in das nicht weit entfernte Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzańskie/Polen), wo sie bis zum Herbst 1938 in der Glogauerstraße 5 lebten. <br />
Elise Moses (oder das Ehepaar, dies bleibt unklar) war die Besitzerin von Grundstück und Haus und außerdem Inhaberin eines Textilgeschäftes mit dem Namen „Modebazar“. Der Großneffe Klaus Peter Wagner (Enkel ihrer Schwester Agnes) erinnerte sich später an ein Geschäft im Erdgeschoss des Hauses und an Wohnungen in zwei oder drei Etagen. In einer der Wohnungen lebte das Ehepaar Moses, die anderen waren vermietet. Die Geschäfte gingen gut.<br />
Die Schwestern heirateten ebenfalls: Rosa Portheim lebte später mit ihrem Ehemann Emil Jacob und drei Kindern im nicht weit entfernten Stavenhagen. Sie starb 1928. Die Schwester Agnes blieb in Friedland und heiratete den Kaufmann Siegfried Schlawanski. Sie bekam 1895 ihr einziges Kind, die Tochter Lotte. Ihr Ehemann besaß ein Geschäft für Accessoires wie Hüte und Gürtel. Nach seinem Tod im Dezember 1927 führte Agnes Schlawanski das Geschäft allein weiter. Ihre Tochter Lotte, die den Kaufmann Waldemar Wagner geheiratet hatte, lebte in der Giesebrechtstraße 15 in Berlin.<br />
In Crossen lief das Geschäft von Richard und Elise Moses nach 1933 immer schlechter und wurde (nur noch?) als Etagengeschäft geführt. Während des Pogroms im November 1938 wurde der Laden schließlich zerstört und das Warenlager geplündert. Ehemann Richard Moses, der Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Crossen war, wurde schwer misshandelt. <br />
Elise und Richard Moses schlossen das Geschäft und flohen nach Berlin. Ähnlich erging es Elises Schwester Agnes Schlawanski: Sie hatte ihr Geschäft in Friedland bereits 1933 geschlossen und war in Berlin bei ihrer Tochter Lotte, als 1938 ihre Wohnung in Friedland zerstört und geplündert wurde. Daraufhin verkaufte sie ihren Besitz und zog ganz zur Familie der Tochter in die Giesebrechtstraße.<br />
Nach der Erinnerung des Großneffen wohnte das Ehepaar Moses vom September 1938 bis zur Deportation 1942 in der Konstanzer Straße 3 in Berlin-Wilmersdorf in einer 3-Zimmer-Wohnung im 2. Stock des Gartenhauses. Allerdings wird in der Volkszählung vom Mai 1939 das Dorf Ball als Wohnsitz des Ehepaares angegeben. Hier wohnten Ida Moses, verheiratete/verwitwete Pless und bis 1938 die Geschäftsinhaberin Clara Moses. Das Haus in der Konstanzer Straße 3 in Berlin gehörte Regina Deutsch, einer Schwester von Waldemar Wagner, dem Ehemann der Nichte Lotte. Sie wohnte im 2. Stock des Vorderhauses. – <br />
In dem Haus lebten zuletzt auch Ida Pless und die im Jahr 1900 in Ball geborene Lilly Pless. So blieb die Familie beieinander. <br />
Im frühen Herbst 1942 begann die Deportation der Familienmitglieder: Die Schwägerin Agnes Schlawanski wurde am 2. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, eine Woche später folgte ihr Regina Deutsch und am 14. September 1942 Ida Pless. Alle drei wurden ermordet. Die Nichte Lotte Wagner, ihr Ehemann Waldemar und ihre Tochter Lissy wie auch Lilly Pless starben 1943 in Auschwitz. Es überlebte allein Klaus Peter Wagner (1923–2019), der von seinen Eltern mit einem Kindertransport nach Großbritannien geschickt worden war. Er konnte später vom Leben der Familie berichten. <br />
Elise Moses wurde am 29. Januar 1943 mit ihrem Ehemann nach Theresienstadt deportiert. Richard Moses starb am 11. Januar 1944 in Theresienstadt. Elise Moses wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.<br />

Elise Portheim kam am 2. August 1873 in Fürstenberg/Mecklenburg als die jüngste von drei Töchtern des Kaufmanns Louis Portheim (1839–1918) und seiner Ehefrau Rikchen (Friederike) geb. Liebenthal (1847–1920) auf die Welt. Die beiden Schwestern Rosa und Agnes waren 1869 und 1870 geboren worden. – Fürstenberg, das heute zu Brandenburg gehört, liegt an der Mecklenburgische Seenplatte. (Während der NS-Diktatur befand sich dort das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.) Die Familie der Mutter von Elise Portheim gehörte zu den alten jüdischen Familien der Stadt. Ihre Eltern lebten – seit wann bleibt unklar – in der Kleinstadt Friedland, ebenfalls in Mecklenburg.
Elise Portheim war mit dem Kaufmann Richard Moses verheiratet, geboren 1872 in Altenwedel, einem Dorf in der Provinz Pommern. Altenwedel (heute Sicko/Polen) liegt ungefähr 60 km von Stettin (heute Szczecin/Polen) entfernt im Kreis Saatzig. Dort und in dem nahen Dorf Ball (heute Biała/Polen) lebten nur sehr wenige Juden. Zu ihnen gehörte die Familie Moses.
Richard und Elise Moses hatten keine Kinder. Bis ungefähr 1914 besaß das Ehepaar ein Manufakturwarengeschäft in Guben an der Neiße, heute als Guben in Brandenburg und Gubin in Polen eine Grenzstadt. Dann zogen sie in das nicht weit entfernte Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzańskie/Polen), wo sie bis zum Herbst 1938 in der Glogauerstraße 5 lebten.
Elise Moses (oder das Ehepaar, dies bleibt unklar) war die Besitzerin von Grundstück und Haus und außerdem Inhaberin eines Textilgeschäftes mit dem Namen „Modebazar“. Der Großneffe Klaus Peter Wagner (Enkel ihrer Schwester Agnes) erinnerte sich später an ein Geschäft im Erdgeschoss des Hauses und an Wohnungen in zwei oder drei Etagen. In einer der Wohnungen lebte das Ehepaar Moses, die anderen waren vermietet. Die Geschäfte gingen gut.
Die Schwestern heirateten ebenfalls: Rosa Portheim lebte später mit ihrem Ehemann Emil Jacob und drei Kindern im nicht weit entfernten Stavenhagen. Sie starb 1928. Die Schwester Agnes blieb in Friedland und heiratete den Kaufmann Siegfried Schlawanski. Sie bekam 1895 ihr einziges Kind, die Tochter Lotte. Ihr Ehemann besaß ein Geschäft für Accessoires wie Hüte und Gürtel. Nach seinem Tod im Dezember 1927 führte Agnes Schlawanski das Geschäft allein weiter. Ihre Tochter Lotte, die den Kaufmann Waldemar Wagner geheiratet hatte, lebte in der Giesebrechtstraße 15 in Berlin.
In Crossen lief das Geschäft von Richard und Elise Moses nach 1933 immer schlechter und wurde (nur noch?) als Etagengeschäft geführt. Während des Pogroms im November 1938 wurde der Laden schließlich zerstört und das Warenlager geplündert. Ehemann Richard Moses, der Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Crossen war, wurde schwer misshandelt.
Elise und Richard Moses schlossen das Geschäft und flohen nach Berlin. Ähnlich erging es Elises Schwester Agnes Schlawanski: Sie hatte ihr Geschäft in Friedland bereits 1933 geschlossen und war in Berlin bei ihrer Tochter Lotte, als 1938 ihre Wohnung in Friedland zerstört und geplündert wurde. Daraufhin verkaufte sie ihren Besitz und zog ganz zur Familie der Tochter in die Giesebrechtstraße.
Nach der Erinnerung des Großneffen wohnte das Ehepaar Moses vom September 1938 bis zur Deportation 1942 in der Konstanzer Straße 3 in Berlin-Wilmersdorf in einer 3-Zimmer-Wohnung im 2. Stock des Gartenhauses. Allerdings wird in der Volkszählung vom Mai 1939 das Dorf Ball als Wohnsitz des Ehepaares angegeben. Hier wohnten Ida Moses, verheiratete/verwitwete Pless und bis 1938 die Geschäftsinhaberin Clara Moses. Das Haus in der Konstanzer Straße 3 in Berlin gehörte Regina Deutsch, einer Schwester von Waldemar Wagner, dem Ehemann der Nichte Lotte. Sie wohnte im 2. Stock des Vorderhauses. –
In dem Haus lebten zuletzt auch Ida Pless und die im Jahr 1900 in Ball geborene Lilly Pless. So blieb die Familie beieinander.
Im frühen Herbst 1942 begann die Deportation der Familienmitglieder: Die Schwägerin Agnes Schlawanski wurde am 2. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, eine Woche später folgte ihr Regina Deutsch und am 14. September 1942 Ida Pless. Alle drei wurden ermordet. Die Nichte Lotte Wagner, ihr Ehemann Waldemar und ihre Tochter Lissy wie auch Lilly Pless starben 1943 in Auschwitz. Es überlebte allein Klaus Peter Wagner (1923–2019), der von seinen Eltern mit einem Kindertransport nach Großbritannien geschickt worden war. Er konnte später vom Leben der Familie berichten.
Elise Moses wurde am 29. Januar 1943 mit ihrem Ehemann nach Theresienstadt deportiert. Richard Moses starb am 11. Januar 1944 in Theresienstadt. Elise Moses wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.