Erich Moritz Oppler

Verlegeort
Krefelder Straße 7
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
30. November 2013
Geboren
09. April 1901 in Berlin
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Moritz Erich Oppler, Erich genannt, wurde am 9. April 1901 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Zahnarztes und Kieferorthopäden Dr. Pinkus Heymann Paul Oppler (*1869) und der Margarethe Oppler, geborene Schiffer (1873–1930). Erichs Vater war gebürtiger Berliner; seine Mutter stammte aus dem oberschlesischen Beuthen (dem heutigen Bytom in Polen). 1897 hatten sie geheiratet und sich eine gemeinsame Wohnung in der Badstraße 57 in Gesundbrunnen genommen. An derselben Adresse unterhielt Dr. Oppler seine Zahnarztpraxis – später hatte er seine Praxisräume am Kurfürstendamm 212 –, mit der er den Unterhalt der Familie verdiente.

Im Jahr 1899 kam Erichs ältere Schwester Ruth zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Erich und Ruth Oppler im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt. 1912 wurde die Ehe von Paul und Margarethe Oppler geschieden. Da Erich später an der Adresse seiner Mutter gemeldet war, ist anzunehmen, dass er seit der Scheidung – er war damals elf Jahre alt – bei ihr lebte, auch wenn sich keine konkreten Zeugnisse dazu erhalten haben. Erichs Vater heiratete 1915 in zweiter Ehe Johanna Blum (1884–1947), ließ sich von ihr 1928 scheiden und verheiratete sich 1930 erneut, dieses Mal mit Paula Gutmann, geborene Mittwoch (1882–1942). Die beiden späteren Ehen von Erichs Vater sollten kinderlos bleiben.

Nach der Trennung von Paula 1935, gelang es Dr. Paul Oppler sich durch Flucht nach Belgien vorerst der NS-Verfolgung zu entziehen. Erich Oppler absolvierte nach seinem Schulabschluss eine kaufmännische Ausbildung und war anschließend als kaufmännischer Vertreter in Berlin tätig. Er lebte bis Anfang der 1930er-Jahre in der Mommsenstraße 51 in Charlottenburg. Seine Schwester Ruth hatte 1922 den Berliner Bankbeamten und Effektenmakler Rudolf Walter (*1898) geheiratet, mit ihm 1923 eine Tochter namens Ingeborg bekommen und lebte in der Albrecht-Achilles-Straße 4a in Wilmersdorf. Die Ehe wurde 1928 geschieden.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erich Oppler und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung sowie des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität.

Gesetze und Sondererlasse drängten Erich Oppler zunehmend in die Position eines Rechtlosen. 1938 heiratete Erich Oppler die Köchin Else Oppler, geborene Cahn (auch Kahn geschrieben). Else war als Tochter des Glasermeisters Ludwig Cahn und dessen Ehefrau Hedwig Cahn, geborene Berlowitz, 1907 im saarländischen Hüttersdorf zur Welt gekommen. Das Ehepaar nahm sich eine Wohnung in der Nassauischen Straße 6 in Wilmersdorf. Spätestens Ende der 1930er-Jahre war das Leben für Erich und Else Oppler in Berlin zum reinen Existenzkampf geworden. So konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“vom 29. des Monats an nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Beide Ehepartner wurden außerdem zu Zwangsarbeit herangezogen: Else als Arbeiterin im Kabelwerk von „Siemens & Halske“ in Gartenfeld; Erich als Arbeiter in der „jüdischen Kolonne“ des Holzbearbeitungs- und Bestattungsunternehmens „A. Bauschke & Co“ in Charlottenburg. Er war im Dampfsägewerk der Firma am Nieder-Neuendorfer Weg 6 in Hakenfelde eingesetzt. Im März 1941 musste das Paar seine Wohnung in Wilmersdorf verlassen und zog in eine Wohnung im zweiten Stock der Krefelder Straße 7. Sie mussten sich die Dreizimmerwohnung mit zwei weiteren Untermietparteien teilen, so dass ihnen nur ein Zimmer zum Leben verblieb.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Jüdinnen und Juden beginnen würde. Erich und Else Oppler wurden im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Jüdinnen und Juden deportiert werden sollten, verhaftet. Ende Februar 1943 wurden sie von ihrem Arbeitsplatz durch die Gestapo in das Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt. Von dort aus wurden sie getrennt voneinander deportiert: Erich wurde am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Er war zum Zeitpunkt der Deportation 41 Jahre alt. Seine Ehefrau war bereits einen Tag früher, am 1. März, ebenfalls nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.

Nur wenige von Erichs Verwandten überlebten die NS-Verfolgung: Seine Schwester Ruth wurde am 16. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort am 3. August 1943 ermordet. Erichs Nichte Ingeborg wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Erichs Ex-Schwager Rudolf Walter konnte 1936 aus Deutschland entkommen. Sein weiteres Schicksal geht aus den vorliegenden Quellen nicht hervor. Erichs Vater Dr. Paul Oppler überlebte die Besatzungszeit in Belgien und lebte später in Brüssel. Erichs Stiefmutter Johanna Oppler, geborene Blum, konnte 1938 in die USA emigrieren und lebte später in New York. Erichs Stiefmutter Paula Oppler, geborene Mittwoch, wurde im August 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet. Seine Schwiegermutter Hedwig Cahn, geborene Berlowitz, wurde im Januar 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet. Sein Schwager Kurt Cahn flüchtete mit seiner Ehefrau Resi Cahn, geborene Keil, Ende der 1930er-Jahre nach Belgien, wo sie später verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Resi im August 1942 aus dem SS-Sammellager Mecheln (Malines) und Kurt aus dem Sammel- und Durchgangslager Drancy (Frankreich) im September 1942.