Siegfried Lichtenstaedt

Verlegeort
Mainzer Str. 16 A
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
22. Oktober 2009
Geboren
27. Januar 1883 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 14. November 1941 nach Minsk
Ermordet

Siegfried Lichtenstaedt kam am 20. Januar 1883 in Bromberg/Posen (heute Bydgoszcz/Polen) als Sohn des 1838 geborenen Kaufmanns Jakob Lichtenstaedt und dessen 1844 geborenen Ehefrau Franziska, geb. Kirstein, auf die Welt. Die genaue Anzahl seiner Geschwister ist nicht bekannt. Zwei ältere Brüder aber wurden ebenfalls in Bromberg geboren: Max Lichtenstaedt (1870) und Alfred Lichtenstaedt (1875). <br />
Bromberg gehörte seit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 zur Provinz Posen. Die meisten Bromberger Juden waren Handwerker (darunter viele Schneider), erst danach kamen die Händler und Kaufleute. Vater Jakob Lichtenstaedt besaß ein Geschäft für Herrengarderobe – zum Zeitpunkt der Geburt von Sohn Siegfried in bester Lage am Wollmarkt 2. Die Familie wohnte in der Nähe. Siegfried Lichtenstaedt verbrachte hier seine frühe Kindheit und die erste Schulzeit – und bestaunte 1888 sicherlich auch die erste Straßenbahn des Ortes.<br />
Seine Eltern zogen Anfang der 1890er-Jahre nach Berlin, der erste Eintrag für den Kaufmann Jakob Lichtenstaedt findet sich im Adressbuch von 1892. Anfangs wohnte Jakob Lichtenstaedt mit Frau und Kindern in der Georgenkirchstraße in Berlin-Mitte (verkürzt existiert sie heute noch in Berlin-Friedrichshain), dann in der Prinzenstraße im heutigen Kreuzberg und schließlich in der Neanderstraße 12 in Mitte (Heinrich-Heine-Straße). – Wie die weitere Schulbildung und die Ausbildung von Siegfried Lichtenstaedt ausgesehen haben, geht aus den vorliegenden Unterlagen nicht hervor. Er war „Kaufmann“. Am 8. Mai 1913 heiratete er die 1889 in Czempin/Posen (Czempiń/Polen) geborene Natalie Sandberger. Sie war berufstätig und arbeitete als „Lageristin“. Beide lebten damals noch bei den Eltern, Siegfried in der Neanderstraße 12, Natalie Sandberger in der Urbanstraße 6. Der Schwiegervater Adolf Sandberger (1853–1936) war ebenfalls Kaufmann und um 1890 nach Berlin gekommen, die Schwiegermutter Mathilde (geb. Hammel) war Hausfrau. <br />
Natalie Lichtenstaedt hatte drei Schwestern und einen Bruder: Valeska/Wally (1878–1942), Recha (1881–1941), Pera (1885–1942) und den in Berlin geborenen Bruder Siegfried (1891–1981).<br />
Nach der Hochzeit zogen Siegfried und Natalie Lichtenstaedt in eine eigene Wohnung in Tempelhof (bei Berlin). Sie scheinen keine Kinder gehabt zu haben. Während des Ersten Weltkrieges starben die Mutter (1916) und der Vater (1918) von Siegfried Lichtenstaedt – der Vater hatte zuletzt bei Siegfried Lichtenstaedts Bruder Alfred gewohnt. Anfang der 1920er-Jahre lebte das Ehepaar am Rande der Stadt in Berlin-Johannisthal. Zu dieser Zeit war Siegfried Lichtenstaedt Mitbesitzer der Firma „Stiebel & Lichtenstaedt“, einer Großhandlung für Seidenwaren in der Zimmerstraße 70. 1926 wurde die Gesellschaft aufgelöst, und Siegfried Lichtenstaedt handelte weiterhin allein mit Seidenwaren. Zurück in der Innenstadt, wohnte das Ehepaar nun bis ungefähr 1930 in der Kaiserallee 137 (heute Bundesallee) in Berlin-Friedenau, noch immer war Siegfried Lichtenstaedt Kaufmann für Seidenwaren. <br />
Dann begann das gemeinsame Leben der Verwandten Sandberger/Lichtenstaedt: Schwiegervater Adolf Sandberger sowie die die ledigen Geschwister seiner Ehefrau, Pera und Siegfried Sandberger, wohnten am Kaiserkorso in Berlin-Tempelhof. Siegfried Lichtenstaedt zog mit seiner Ehefrau in dieselbe Wohnung bzw. dasselbe Haus. Mitte der 1930er Jahre wurde die Mainzer Straße 16a in Berlin-Wilmersdorf das letzte gemeinsame und selbst gewählte Zuhause. Der verwitwete Schwiegervater Adolf Sandberger starb dort 1936. <br />
Am 14. November 1941 wurden Siegfried und Natalie Lichtenstaedt vom Bahnhof Grunewald aus in das Ghetto von Minsk deportiert. Sie waren zwar vorher im Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße gewesen, hatten aber bis dahin in ihrer Wohnung Mainzer Straße bleiben können. Von den 1000 Verschleppten kehrte kaum jemand zurück. Siegfried Lichtenstaedt und seine Ehefrau Natalie wurden in Minsk ermordet.<br />
Pera Sandberger musste die Mainzer Straße 16a verlassen und wohnte zuletzt zur Untermiete in der Motzstraße im Bezirk Wilmersdorf. Sie wurde am 15. August 1942 nach Riga deportiert und gleich nach der Ankunft am 18. August 1942 ermordet.<br />
In Berlin starben durch Krankheit oder durch Suizid Siegfried Lichtenstaedts Schwägerinnen Recha, verwitwete Rosenbaum, 1941 und Valeska, verwitwete Hammel, 1942. Sein Bruder Max Lichtenstaedt wurde 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort getötet. Es überlebten sein Bruder Alfred Lichtenstaedt und sein Schwager Siegfried Sandberger. <br />

Siegfried Lichtenstaedt kam am 20. Januar 1883 in Bromberg/Posen (heute Bydgoszcz/Polen) als Sohn des 1838 geborenen Kaufmanns Jakob Lichtenstaedt und dessen 1844 geborenen Ehefrau Franziska, geb. Kirstein, auf die Welt. Die genaue Anzahl seiner Geschwister ist nicht bekannt. Zwei ältere Brüder aber wurden ebenfalls in Bromberg geboren: Max Lichtenstaedt (1870) und Alfred Lichtenstaedt (1875).
Bromberg gehörte seit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 zur Provinz Posen. Die meisten Bromberger Juden waren Handwerker (darunter viele Schneider), erst danach kamen die Händler und Kaufleute. Vater Jakob Lichtenstaedt besaß ein Geschäft für Herrengarderobe – zum Zeitpunkt der Geburt von Sohn Siegfried in bester Lage am Wollmarkt 2. Die Familie wohnte in der Nähe. Siegfried Lichtenstaedt verbrachte hier seine frühe Kindheit und die erste Schulzeit – und bestaunte 1888 sicherlich auch die erste Straßenbahn des Ortes.
Seine Eltern zogen Anfang der 1890er-Jahre nach Berlin, der erste Eintrag für den Kaufmann Jakob Lichtenstaedt findet sich im Adressbuch von 1892. Anfangs wohnte Jakob Lichtenstaedt mit Frau und Kindern in der Georgenkirchstraße in Berlin-Mitte (verkürzt existiert sie heute noch in Berlin-Friedrichshain), dann in der Prinzenstraße im heutigen Kreuzberg und schließlich in der Neanderstraße 12 in Mitte (Heinrich-Heine-Straße). – Wie die weitere Schulbildung und die Ausbildung von Siegfried Lichtenstaedt ausgesehen haben, geht aus den vorliegenden Unterlagen nicht hervor. Er war „Kaufmann“. Am 8. Mai 1913 heiratete er die 1889 in Czempin/Posen (Czempiń/Polen) geborene Natalie Sandberger. Sie war berufstätig und arbeitete als „Lageristin“. Beide lebten damals noch bei den Eltern, Siegfried in der Neanderstraße 12, Natalie Sandberger in der Urbanstraße 6. Der Schwiegervater Adolf Sandberger (1853–1936) war ebenfalls Kaufmann und um 1890 nach Berlin gekommen, die Schwiegermutter Mathilde (geb. Hammel) war Hausfrau.
Natalie Lichtenstaedt hatte drei Schwestern und einen Bruder: Valeska/Wally (1878–1942), Recha (1881–1941), Pera (1885–1942) und den in Berlin geborenen Bruder Siegfried (1891–1981).
Nach der Hochzeit zogen Siegfried und Natalie Lichtenstaedt in eine eigene Wohnung in Tempelhof (bei Berlin). Sie scheinen keine Kinder gehabt zu haben. Während des Ersten Weltkrieges starben die Mutter (1916) und der Vater (1918) von Siegfried Lichtenstaedt – der Vater hatte zuletzt bei Siegfried Lichtenstaedts Bruder Alfred gewohnt. Anfang der 1920er-Jahre lebte das Ehepaar am Rande der Stadt in Berlin-Johannisthal. Zu dieser Zeit war Siegfried Lichtenstaedt Mitbesitzer der Firma „Stiebel & Lichtenstaedt“, einer Großhandlung für Seidenwaren in der Zimmerstraße 70. 1926 wurde die Gesellschaft aufgelöst, und Siegfried Lichtenstaedt handelte weiterhin allein mit Seidenwaren. Zurück in der Innenstadt, wohnte das Ehepaar nun bis ungefähr 1930 in der Kaiserallee 137 (heute Bundesallee) in Berlin-Friedenau, noch immer war Siegfried Lichtenstaedt Kaufmann für Seidenwaren.
Dann begann das gemeinsame Leben der Verwandten Sandberger/Lichtenstaedt: Schwiegervater Adolf Sandberger sowie die die ledigen Geschwister seiner Ehefrau, Pera und Siegfried Sandberger, wohnten am Kaiserkorso in Berlin-Tempelhof. Siegfried Lichtenstaedt zog mit seiner Ehefrau in dieselbe Wohnung bzw. dasselbe Haus. Mitte der 1930er Jahre wurde die Mainzer Straße 16a in Berlin-Wilmersdorf das letzte gemeinsame und selbst gewählte Zuhause. Der verwitwete Schwiegervater Adolf Sandberger starb dort 1936.
Am 14. November 1941 wurden Siegfried und Natalie Lichtenstaedt vom Bahnhof Grunewald aus in das Ghetto von Minsk deportiert. Sie waren zwar vorher im Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße gewesen, hatten aber bis dahin in ihrer Wohnung Mainzer Straße bleiben können. Von den 1000 Verschleppten kehrte kaum jemand zurück. Siegfried Lichtenstaedt und seine Ehefrau Natalie wurden in Minsk ermordet.
Pera Sandberger musste die Mainzer Straße 16a verlassen und wohnte zuletzt zur Untermiete in der Motzstraße im Bezirk Wilmersdorf. Sie wurde am 15. August 1942 nach Riga deportiert und gleich nach der Ankunft am 18. August 1942 ermordet.
In Berlin starben durch Krankheit oder durch Suizid Siegfried Lichtenstaedts Schwägerinnen Recha, verwitwete Rosenbaum, 1941 und Valeska, verwitwete Hammel, 1942. Sein Bruder Max Lichtenstaedt wurde 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort getötet. Es überlebten sein Bruder Alfred Lichtenstaedt und sein Schwager Siegfried Sandberger.