Alexander Epstein

Verlegeort
Markgraf-Albrecht-Str. 3
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
08. Mai 2012
Geboren
27. Januar 1890 in Toer
Beruf
Unternehmer
Deportation
am 11. März 1944 nach Theresienstadt
Ermordet
28. September 1944 in Auschwitz

Alexander Epstein war in den 1920er und -30er Jahren ein bedeutender Unternehmer der Baulandvermarktung. Seit 1926 hatte er in Berlin ein Firmengeflecht aufgebaut, das ihn schließlich zum Großgrundbesitzer machte. Er war alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der 1923 gegründeten Isep Osthandelsgesellschaft mbH, im gleichen Jahr baute er zusammen mit seiner Frau Lisbeth Epstein, geb. Lemke, die Mons Gesellschaft für bergtechnische Bedarfsartikel mbH auf und 1926 trat er als Gesellschafter in den 1906 gegründeten Berliner Bodenverein ein. Firmensitz war die Mittelstraße 58 an der Ecke Friedrichstraße, wo sich heute ein Geschäfts- und Bürokomplex befindet. 1933 ersteigerte die Isep ein riesiges Baugelände in Berlin-Nikolassee, danach ließ Alexander Epstein den Namen des Bodenvereins in Berliner Baulandgesellschaft (BBG) mbH und den der Isep in Berliner Baulandvermittlungsgesellschaft mbH ändern. <br />
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Sein Vater Efim Epstein (1855–1914) stammte aus Ponovesh (Litauen) und ist in Petersburg (Russland) gestorben. Er hatte sich von der jüdischen Religion abgewandt und war Finanzbevollmächtigter der antisemitisch eingestellten Fürstin Naryschkin. Die Mutter Marta (1860–1927) war jüdische Waise und kam aus Warschau, sie ist in Tver gestorben. Das Ehepaar heiratete 1880 und hatte sechs Kinder, das jüngste war Alexander Nathan Epstein, geboren am 27. Januar 1890 in Tver, zwischen Petersburg und Moskau.<br />
<br />
Alexander Epstein ging 1909 nach Berlin und machte einen Hochschulabschluss als Berg-Ingenieur an der Bergakademie Freiberg (Sachsen). In der Kartei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) wurde er als staatenlos und mit dem Kürzel JJJJ als „Volljude“ mit vier jüdischen Großeltern geführt. Nachdem er schon 1924 einen Einbürgerungsantrag gestellt hatte, widersprach er dieser Einstufung, kämpfte um seine Anerkennung als „Nicht-Jude“. Aber er trat erst am 1. Juni 1937, als ihm in der BBG die Unterschriftsvollmacht entzogen werden sollte, aus der Jüdischen Gemeinde aus. Die Religionszugehörigkeit seiner Großeltern väterlicherseits gab er mit „?“ an, mütterlicherseits mit „röm.-kath.“ Er selbst ließ sich als „griechisch-orthodox“ eintragen, was ungewöhnlich ist. Außerdem wurde er in der Sonderkategorie der „privilegierten Mischehe“ geführt, da er mit einer Arierin verheiratet war, Lisbeth („Lona“) Epstein, geb. Lemke, von Beruf Lehrerin.<br />
<br />
Das Ehepaar Epstein hatte eine am 24. November 1920 Berlin geborene Tochter Nora Ursula, die später nach ihrer Hochzeit Gruner hieß. Die Familie wohnte zunächst in der Pallasstraße 24 in Schöneberg und kaufte 1926 das Haus Düsseldorfer Straße 29 in Wilmersdorf, wo sie auch einzog. Daneben besaß Alexander Epstein Landhäuser in Prieros am Langen See (Vorwerk) und in Hohen Neuendorf, und drei weitere Häuser. 1937/38 lief die Scheidung von seiner Frau. Um diese Zeit war Epstein zweimal in Untersuchungshaft im Gefängnis Moabit, weil ihm „Rassenschande“, also ein Verhältnis mit einer arischen Frau, zur Last gelegt wurde, die am Kurfürstendamm 97/98 ein Hutatelier besaß. In diesem Haus mietete er eine Wohnung. Mit der Polin Ludmila Dimitrieff, geb. Pekarski, aus Suwalki bei Augustowo (Polen), die 1930 nach ihrer Scheidung nach Berlin gekommen war, hatte Epstein zwei Töchter, Anastasia (1934–1977)und Tatjana (1938–1940). Zur Sicherung des Unterhalts der Kinder trug er 1938 in sein Testament die Lebensgefährtin als Alleinerbin ein.<br />
<br />
Spätestens Ende 1938 verlor er seine Anteile an der BBG, weil das Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung vom 6. Juli 1938 erlassen wurde, das für alle Juden in der Immobilienwirtschaft ein formelles Berufsverbot bedeutete. Bis zuletzt versuchte er sein Lebenswerk zu retten, indem er einen Arier, Wilhelm Hiller, einstellte. Der übernahm nach der Kaltstellung des Gründers die Firma und zahlte Epstein eine kümmerliche Rente, mit der er immerhin zunächst sein Überleben sichern konnte.<br />
<br />
Nicht nur beruflich, auch privat wurde er auf üble Weise schikaniert. Ihm wurde 1938 ein Kontaktverbot mit der Mutter seiner Kinder auferlegt und er musste sich eine Unterkunft mieten, zunächst in der Levetzowstraße. Danach zog er in ein möbliertes Zimmer bei Michel Jacovici (verschiedentlich als Jacobiti angegeben), um die Ecke von Ludmila in der Markgraf-Albrecht-Straße 3, wo er sich allerdings nur nachts nach der Sperrstunde aufhielt. Sein Vermieter Jacovici, der Mitglied der Jüdischen Gemeinde war und als Spitzel der Nazis galt, verschaffte sich Zutritt zu Epsteins Zimmer und Schreibtisch, um Beweise zu suchen, dass dieser Jude war. Am 8. November 1942 versuchte er sogar, Epsteins Unterschrift auf einem Dokument zu erzwingen, in dem dieser sich als Jude bekannte.<br />
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Seit Mai 1943 musste Alexander Epstein in der Metallwarenfabrik Parchner & Marquard, Roelckestraße 93, Zwangsarbeit verrichten und wurde ab Oktober schwer krank. Wer nicht arbeitsfähig war, war Kandidat für die Deportation.<br />
<br />
Am 12. Januar 1944 wurde er – nach einer Denunziation, vermutlich von Jacovici – festgenommen und inhaftiert. Am 27. Januar, seinem Geburtstag, besuchte ihn seine Tochter Nora im Arrest ein letztes Mal. Er übergab ihr eine Mappe mit seinen Dokumenten, die erhalten sind und archivarisch verwahrt werden.<br />
<br />
Epstein beharrte auf seinem Status als „Geltungsjude“, aber das Reichssippenamt lehnte am 11. Februar 1944, einen Monat nach seiner Verhaftung, den Widerspruch gegen seine Einstufung als Volljude endgültig ab. Am selben Tag erfolgte ein Gerichtsurteil, dass Epstein Jude sei. Sofort danach wurde seine Deportation vorbreitet. Das Haus in der Markgraf-Albrecht-Straße 3 wurde kurz darauf, am 15. Februar 1944, durch Bomben zerstört.<br />
<br />
Epstein musste sich zur Registrierung und Verteilung auf die nach Osten rollenden Züge am 26. Februar 1944 in dem als Sammellager missbrauchten Jüdischen Altersheim an der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Dort gab er wie alle zur Deportation vorgesehenen Juden seine Vermögenserklärung ab, in die er eintrug, dass ihm noch „ca. 1 Woche Lohn“ zustehe.<br />
<br />
Am 10. März 1944 ist er vom Bahnhof Grunewald in einem Waggon, der an einen fahrplanmäßigen Zug angehängt wurde, mit 56 Menschen, überwiegend aus sogenannten „privilegierten Mischehen“, ins Ghetto Theresienstadt gebracht worden.<br />
<br />
Am 26. August 1944 begab sich ein Mitarbeiter des Finanzamts namens Kuffel auf die Suche nach irgendwelchen Hinterlassenschaften Epsteins, musste aber unverrichteter Dinge umkehren. Auf einem „Schätzungsblatt“ trug er mit einem lila Stift in unbeholfener Amtssprache und falschem Deutsch ein: „Das Haus Markgraf Albrechtstr. 3 ist total ausgebombt. Nach Angaben einer Geschäftsfrau auf der Gegenseite der Straße wohnten ob. genannten Juden noch vor der Bombardierung 15.II.44. Polizei-R. 157 ist am 15.II. auch total ausgebombt. Sämtliche Nachweise bis zum 15.II. sind dabei umgekommen. Wo ob. genannten Juden verblieben sind, ist auf dem zuständigen Polizei R. 157 nicht bekannt.“<br />
<br />
So verlieren sich die Spuren des Lebens und des Todes von Alexander Epstein im Vernichtungslager Auschwitz, wohin er am 28. September 1944 aus Theresienstadt weiterdeportiert wurde, und in Berliner Behörden. Im August 1948 wollte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, vermutlich aufgrund einer Anfrage von Epsteins Nachkommen, eine Todeserklärung anfertigen und schrieb an die zuständige Verwaltung: „Wir bitten um Mitteilung der letzten regulären legalen Wohnung des angeblich deportierten Alexander Epstein.“ So formulierte Amtsgerichtsrat Dr. Schubart, der mehr als drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs das Wörtchen „angeblich“ einschob, also die Verbrechen des Massenmords immer noch nicht so recht wahrhaben wollte. Die Antwort vom 1. September 1948: „Am 10.3.1944 wurde er mit dem 103. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Weiteres ist uns über seine Personalien und sein Schicksal nicht bekannt.“<br />
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Die Tochter Nora Gruner, geb. Epstein, wurde zwar später als Opfer des Faschismus in der SBZ (sowjetisch besetzte Zone) anerkannt, aber ebenso wie Lisbeth Lemke und Ludmila Dimitrieff, die in den 1950er Jahren verschiedene Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren führten, mit minimalen Entschädigungen abgespeist. Als symbolischen Akt erhielt Ludmila 1952 nachträglich den Namen Epstein zuerkannt.

Alexander Epstein war in den 1920er und -30er Jahren ein bedeutender Unternehmer der Baulandvermarktung. Seit 1926 hatte er in Berlin ein Firmengeflecht aufgebaut, das ihn schließlich zum Großgrundbesitzer machte. Er war alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der 1923 gegründeten Isep Osthandelsgesellschaft mbH, im gleichen Jahr baute er zusammen mit seiner Frau Lisbeth Epstein, geb. Lemke, die Mons Gesellschaft für bergtechnische Bedarfsartikel mbH auf und 1926 trat er als Gesellschafter in den 1906 gegründeten Berliner Bodenverein ein. Firmensitz war die Mittelstraße 58 an der Ecke Friedrichstraße, wo sich heute ein Geschäfts- und Bürokomplex befindet. 1933 ersteigerte die Isep ein riesiges Baugelände in Berlin-Nikolassee, danach ließ Alexander Epstein den Namen des Bodenvereins in Berliner Baulandgesellschaft (BBG) mbH und den der Isep in Berliner Baulandvermittlungsgesellschaft mbH ändern.

Sein Vater Efim Epstein (1855–1914) stammte aus Ponovesh (Litauen) und ist in Petersburg (Russland) gestorben. Er hatte sich von der jüdischen Religion abgewandt und war Finanzbevollmächtigter der antisemitisch eingestellten Fürstin Naryschkin. Die Mutter Marta (1860–1927) war jüdische Waise und kam aus Warschau, sie ist in Tver gestorben. Das Ehepaar heiratete 1880 und hatte sechs Kinder, das jüngste war Alexander Nathan Epstein, geboren am 27. Januar 1890 in Tver, zwischen Petersburg und Moskau.

Alexander Epstein ging 1909 nach Berlin und machte einen Hochschulabschluss als Berg-Ingenieur an der Bergakademie Freiberg (Sachsen). In der Kartei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) wurde er als staatenlos und mit dem Kürzel JJJJ als „Volljude“ mit vier jüdischen Großeltern geführt. Nachdem er schon 1924 einen Einbürgerungsantrag gestellt hatte, widersprach er dieser Einstufung, kämpfte um seine Anerkennung als „Nicht-Jude“. Aber er trat erst am 1. Juni 1937, als ihm in der BBG die Unterschriftsvollmacht entzogen werden sollte, aus der Jüdischen Gemeinde aus. Die Religionszugehörigkeit seiner Großeltern väterlicherseits gab er mit „?“ an, mütterlicherseits mit „röm.-kath.“ Er selbst ließ sich als „griechisch-orthodox“ eintragen, was ungewöhnlich ist. Außerdem wurde er in der Sonderkategorie der „privilegierten Mischehe“ geführt, da er mit einer Arierin verheiratet war, Lisbeth („Lona“) Epstein, geb. Lemke, von Beruf Lehrerin.

Das Ehepaar Epstein hatte eine am 24. November 1920 Berlin geborene Tochter Nora Ursula, die später nach ihrer Hochzeit Gruner hieß. Die Familie wohnte zunächst in der Pallasstraße 24 in Schöneberg und kaufte 1926 das Haus Düsseldorfer Straße 29 in Wilmersdorf, wo sie auch einzog. Daneben besaß Alexander Epstein Landhäuser in Prieros am Langen See (Vorwerk) und in Hohen Neuendorf, und drei weitere Häuser. 1937/38 lief die Scheidung von seiner Frau. Um diese Zeit war Epstein zweimal in Untersuchungshaft im Gefängnis Moabit, weil ihm „Rassenschande“, also ein Verhältnis mit einer arischen Frau, zur Last gelegt wurde, die am Kurfürstendamm 97/98 ein Hutatelier besaß. In diesem Haus mietete er eine Wohnung. Mit der Polin Ludmila Dimitrieff, geb. Pekarski, aus Suwalki bei Augustowo (Polen), die 1930 nach ihrer Scheidung nach Berlin gekommen war, hatte Epstein zwei Töchter, Anastasia (1934–1977)und Tatjana (1938–1940). Zur Sicherung des Unterhalts der Kinder trug er 1938 in sein Testament die Lebensgefährtin als Alleinerbin ein.

Spätestens Ende 1938 verlor er seine Anteile an der BBG, weil das Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung vom 6. Juli 1938 erlassen wurde, das für alle Juden in der Immobilienwirtschaft ein formelles Berufsverbot bedeutete. Bis zuletzt versuchte er sein Lebenswerk zu retten, indem er einen Arier, Wilhelm Hiller, einstellte. Der übernahm nach der Kaltstellung des Gründers die Firma und zahlte Epstein eine kümmerliche Rente, mit der er immerhin zunächst sein Überleben sichern konnte.

Nicht nur beruflich, auch privat wurde er auf üble Weise schikaniert. Ihm wurde 1938 ein Kontaktverbot mit der Mutter seiner Kinder auferlegt und er musste sich eine Unterkunft mieten, zunächst in der Levetzowstraße. Danach zog er in ein möbliertes Zimmer bei Michel Jacovici (verschiedentlich als Jacobiti angegeben), um die Ecke von Ludmila in der Markgraf-Albrecht-Straße 3, wo er sich allerdings nur nachts nach der Sperrstunde aufhielt. Sein Vermieter Jacovici, der Mitglied der Jüdischen Gemeinde war und als Spitzel der Nazis galt, verschaffte sich Zutritt zu Epsteins Zimmer und Schreibtisch, um Beweise zu suchen, dass dieser Jude war. Am 8. November 1942 versuchte er sogar, Epsteins Unterschrift auf einem Dokument zu erzwingen, in dem dieser sich als Jude bekannte.

Seit Mai 1943 musste Alexander Epstein in der Metallwarenfabrik Parchner & Marquard, Roelckestraße 93, Zwangsarbeit verrichten und wurde ab Oktober schwer krank. Wer nicht arbeitsfähig war, war Kandidat für die Deportation.

Am 12. Januar 1944 wurde er – nach einer Denunziation, vermutlich von Jacovici – festgenommen und inhaftiert. Am 27. Januar, seinem Geburtstag, besuchte ihn seine Tochter Nora im Arrest ein letztes Mal. Er übergab ihr eine Mappe mit seinen Dokumenten, die erhalten sind und archivarisch verwahrt werden.

Epstein beharrte auf seinem Status als „Geltungsjude“, aber das Reichssippenamt lehnte am 11. Februar 1944, einen Monat nach seiner Verhaftung, den Widerspruch gegen seine Einstufung als Volljude endgültig ab. Am selben Tag erfolgte ein Gerichtsurteil, dass Epstein Jude sei. Sofort danach wurde seine Deportation vorbreitet. Das Haus in der Markgraf-Albrecht-Straße 3 wurde kurz darauf, am 15. Februar 1944, durch Bomben zerstört.

Epstein musste sich zur Registrierung und Verteilung auf die nach Osten rollenden Züge am 26. Februar 1944 in dem als Sammellager missbrauchten Jüdischen Altersheim an der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Dort gab er wie alle zur Deportation vorgesehenen Juden seine Vermögenserklärung ab, in die er eintrug, dass ihm noch „ca. 1 Woche Lohn“ zustehe.

Am 10. März 1944 ist er vom Bahnhof Grunewald in einem Waggon, der an einen fahrplanmäßigen Zug angehängt wurde, mit 56 Menschen, überwiegend aus sogenannten „privilegierten Mischehen“, ins Ghetto Theresienstadt gebracht worden.

Am 26. August 1944 begab sich ein Mitarbeiter des Finanzamts namens Kuffel auf die Suche nach irgendwelchen Hinterlassenschaften Epsteins, musste aber unverrichteter Dinge umkehren. Auf einem „Schätzungsblatt“ trug er mit einem lila Stift in unbeholfener Amtssprache und falschem Deutsch ein: „Das Haus Markgraf Albrechtstr. 3 ist total ausgebombt. Nach Angaben einer Geschäftsfrau auf der Gegenseite der Straße wohnten ob. genannten Juden noch vor der Bombardierung 15.II.44. Polizei-R. 157 ist am 15.II. auch total ausgebombt. Sämtliche Nachweise bis zum 15.II. sind dabei umgekommen. Wo ob. genannten Juden verblieben sind, ist auf dem zuständigen Polizei R. 157 nicht bekannt.“

So verlieren sich die Spuren des Lebens und des Todes von Alexander Epstein im Vernichtungslager Auschwitz, wohin er am 28. September 1944 aus Theresienstadt weiterdeportiert wurde, und in Berliner Behörden. Im August 1948 wollte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, vermutlich aufgrund einer Anfrage von Epsteins Nachkommen, eine Todeserklärung anfertigen und schrieb an die zuständige Verwaltung: „Wir bitten um Mitteilung der letzten regulären legalen Wohnung des angeblich deportierten Alexander Epstein.“ So formulierte Amtsgerichtsrat Dr. Schubart, der mehr als drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs das Wörtchen „angeblich“ einschob, also die Verbrechen des Massenmords immer noch nicht so recht wahrhaben wollte. Die Antwort vom 1. September 1948: „Am 10.3.1944 wurde er mit dem 103. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Weiteres ist uns über seine Personalien und sein Schicksal nicht bekannt.“

Die Tochter Nora Gruner, geb. Epstein, wurde zwar später als Opfer des Faschismus in der SBZ (sowjetisch besetzte Zone) anerkannt, aber ebenso wie Lisbeth Lemke und Ludmila Dimitrieff, die in den 1950er Jahren verschiedene Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren führten, mit minimalen Entschädigungen abgespeist. Als symbolischen Akt erhielt Ludmila 1952 nachträglich den Namen Epstein zuerkannt.