Margarete Landsberg geb. Schlesinger

Verlegeort
Markgraf-Albrecht-Straße 8
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
10. Mai 2019
Geboren
22. Dezember 1894 in Schweidnitz / Świdnica
Flucht
1942 Italien
Verhaftet
1942 bis 1944 in Ferramonti di Tarsia
Überlebt

Margarete „Grete“ Landsberg, geb.Schlesinger, wurde am 22. Dezember 1894 im schlesischen Schweidnitz (heute Swidnica in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien, województwo dolnośląskie ) als ältestes der fünf Kinder des Ehepaares Julius und Ruscha Schlesinger geboren. Sie war ein nonkonformistischer Freigeist<br />
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1920 heiratete sie den Rechtsanwalt Paul Landsberg, den Sohn einer befreundeten Familie aus Schweidnitz. <br />
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Wann genau die Landsbergs nach Berlin zogen, ist nicht bekannt. Nach der Machtübergabe an Hitler und der folgenden antijüdischen Gesetze wurde das Leben jüdischer Menschen zunehmend gefährlicher und bedrängter. Paul Landsberg verlor seine Zulassung als Rechtsanwalt. Dennoch nahmen sie nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 ihren Neffen Claus Schlesinger – später Claus Shelling – für mehrere Monate bei sich auf.<br />
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Als das Ehepaar Landsberg 1942 von der Jüdischen Reichsvereinigung die Information über ihre bevorstehende Deportation bekam, gelang ihnen mithilfe von Schleusern eine entsetzliche Flucht nach Italien.<br />
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Das von Mussolini faschistisch regierte Land war aber eine für jüdische Menschen sehr zweifelhafte Zuflucht. Die Landsbergs wurden bald nach der Ankunft in das Internierungslager Ferramonti di Tarsia, 35 km von Cosenca, in einem malariaverseuchten Gebiet auf Sizilien gesperrt. Das 1940 eingerichtete Lager war das größte campo di concentramento für jüdische Menschen in Italien. Margarete und Paul Landsberg waren dort von 1942 bis 1944 interniert. Während dieser Zeit wurden Gretes Mutter Ruscha Schlesinger und ihre drei Schwestern Emma, Margarethe und Lucie nach Riga bzw. Theresienstadt deportiert und ermordet. (Für Ruscha Schlesinger liegt ein Stolperstein in der Konstanzer Str. 7)<br />
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Das Lager Ferramonti di Tarsia wurde im September 1943 von britischen Truppen befreit und in ein Lager für displaced persons umgewandelt. Es wurde erst am 6. September 1945 geschlossen.<br />
Die Landsberg blieben in Ferramonti die Tarsia bis sie die Aufnahmegenehmigung für ein Flüchtlingslager in den USA, das „Fort Ontario Refugee Shelter“, im Bundesstaat New York erhielten. Im Juli 1944 wurden sie auf dem USNS Henry Gibbins, einem Truppentransporter, eingeschifft. Mit Kriegsende wurde dieses Flüchtlingslager aufgelöst und Paul und Grete Landsberg zogen in die Nähe der San Francisco-Bay, wo ihre Verwandten Elisabeth Lesser, geb. Schlesinger, (Stolperstein in der Köpenicker Str. 174) und Paul Shelling – möglicherweise ein Angehöriger des Neffen, den sie 1938 in Berlin beherbergt hatten - lebten. <br />
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Paul Landsberg starb 1959, Grete Landsberg 1970 in San Francisco, Kalifornien.<br />
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Margarete „Grete“ Landsberg, geb.Schlesinger, wurde am 22. Dezember 1894 im schlesischen Schweidnitz (heute Swidnica in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien, województwo dolnośląskie ) als ältestes der fünf Kinder des Ehepaares Julius und Ruscha Schlesinger geboren. Sie war ein nonkonformistischer Freigeist

1920 heiratete sie den Rechtsanwalt Paul Landsberg, den Sohn einer befreundeten Familie aus Schweidnitz.

Wann genau die Landsbergs nach Berlin zogen, ist nicht bekannt. Nach der Machtübergabe an Hitler und der folgenden antijüdischen Gesetze wurde das Leben jüdischer Menschen zunehmend gefährlicher und bedrängter. Paul Landsberg verlor seine Zulassung als Rechtsanwalt. Dennoch nahmen sie nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 ihren Neffen Claus Schlesinger – später Claus Shelling – für mehrere Monate bei sich auf.

Als das Ehepaar Landsberg 1942 von der Jüdischen Reichsvereinigung die Information über ihre bevorstehende Deportation bekam, gelang ihnen mithilfe von Schleusern eine entsetzliche Flucht nach Italien.

Das von Mussolini faschistisch regierte Land war aber eine für jüdische Menschen sehr zweifelhafte Zuflucht. Die Landsbergs wurden bald nach der Ankunft in das Internierungslager Ferramonti di Tarsia, 35 km von Cosenca, in einem malariaverseuchten Gebiet auf Sizilien gesperrt. Das 1940 eingerichtete Lager war das größte campo di concentramento für jüdische Menschen in Italien. Margarete und Paul Landsberg waren dort von 1942 bis 1944 interniert. Während dieser Zeit wurden Gretes Mutter Ruscha Schlesinger und ihre drei Schwestern Emma, Margarethe und Lucie nach Riga bzw. Theresienstadt deportiert und ermordet. (Für Ruscha Schlesinger liegt ein Stolperstein in der Konstanzer Str. 7)

Das Lager Ferramonti di Tarsia wurde im September 1943 von britischen Truppen befreit und in ein Lager für displaced persons umgewandelt. Es wurde erst am 6. September 1945 geschlossen.
Die Landsberg blieben in Ferramonti die Tarsia bis sie die Aufnahmegenehmigung für ein Flüchtlingslager in den USA, das „Fort Ontario Refugee Shelter“, im Bundesstaat New York erhielten. Im Juli 1944 wurden sie auf dem USNS Henry Gibbins, einem Truppentransporter, eingeschifft. Mit Kriegsende wurde dieses Flüchtlingslager aufgelöst und Paul und Grete Landsberg zogen in die Nähe der San Francisco-Bay, wo ihre Verwandten Elisabeth Lesser, geb. Schlesinger, (Stolperstein in der Köpenicker Str. 174) und Paul Shelling – möglicherweise ein Angehöriger des Neffen, den sie 1938 in Berlin beherbergt hatten - lebten.

Paul Landsberg starb 1959, Grete Landsberg 1970 in San Francisco, Kalifornien.