Abraham Schäfer kam am 20. März 1883 in Kattowitz als Sohn des jüdischen Kaufmanns Isaac Schäfer und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Steiner, zur Welt. Er war das jüngste von drei Kindern. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Herrenschneiders. Um 1910 übersiedelte er nach Berlin.<br />
Er heiratete am 23. März 1911 in Charlottenburg die am 3. April 1885 in Salzwedel geborene Schneiderin Frieda Rothkegel. Sie konvertierte vom evangelischen zum jüdischen Glauben und nahm zusätzlich den Vornamen „Rachel“ an. Das junge Ehepaar lebte zunächst in der Zimmerstraße 61, 1915 zogen Abraham und Frieda Schäfer in die Markgrafenstraße 19 (heute Nr. 19a), wo sie mehr als zwei Jahrzehnte wohnen bleiben sollten. Sie bekamen zwei Kinder: Gerhard (geb. am 21.12.1913) und Helene (geb. am 23.09.1917), genannt Leni. <br />
Frieda und Abraham Schäfer arbeiteten beide als Herrenschneider, führten ein bürgerliches Leben und ermöglichten ihren Kindern eine gute Ausbildung.<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Schäfer. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Sicherlich hatte auch Abraham Schäfers Herrenschneiderei unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute zu leiden. Nach der Pogromnacht wurde er am 10. November 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Es gelang dem Verlobten seiner Tochter Leni jedoch, ihn mittels Bestechung am 24. Dezember 1938 aus dem KZ herauszuholen.<br />
Am 3. Januar 1939 heiratete Leni ihren Verlobten, den Kürschner Leo Rossbach, den besten Freund ihres Bruders Gerhard. Im Juni 1939 verließen Frieda und Abraham Schäfer, ihre Tochter Leni und ihr Ehemann Leo Rossbach sowie dessen Eltern, Mindel und Josef Baruch Rossbach, Deutschland. Sie fuhren von Triest mit dem italienischen Schiff „Conte Rosso“ über Port Said, Bombay, Singapur und Hongkong nach Shanghai, wo sie am 9. Juli 1939 ankamen. Dort kamen sie zunächst in einem Auffanglager unter.<br />
Mit rund 3,5 Millionen Einwohnern zählte Shanghai bereits in den 1930er Jahren zu den Metropolen der Welt: Im Handelszentrum des fernen Ostens hatten sich längst internationale Firmen niedergelassen. Gleichzeitig wuchs die Armut in der überbevölkerten Stadt, in die die Flüchtlinge strömten. Mehr als 20.000 deutsche und österreichische Juden drängten von 1937 an nach Shanghai – für sie fast der einzige Ausweg, denn die damals unter japanischer Besatzungsmacht stehende Stadt verlangte kein Einreisevisum. Die große Zahl der Einwanderer traf die japanischen Behörden unvorbereitet. Daher trafen die Ankommenden auf desaströse Lebensbedingungen: Es gab wenig Wohnraum, jede Familie hatte nur ein Zimmer, es war unglaublich eng. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, es herrschte immer eine drückende Hitze, eine Brutstätte für Krankheitserreger. Die Bewohner litten Hunger und hatten es schwer, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Abraham und Frieda Schäfer arbeiteten auch hier als Schneider.<br />
Trotz Sprachbarrieren, schlimmer Armut und grassierenden Epidemien blühte das kulturelle Leben: Die Juden bauten ihre eigene Infrastruktur auf, es gab Theater, Schulen, Sportstätten.<br />
Am 18. Februar 1943 erklärten die Japaner, dass bis zum 15. Mai alle Juden, die nach 1937 eingetroffen waren, fortan ihre Wohnungen und Geschäfte in den etwa 2,5 Quadratkilometer großen „ausgewiesenen Bezirk“ im Stadtteil Hongkou zu verlegen hatten. Das Ghetto war zwar nicht hermetisch abgeriegelt, aber zum Verlassen des Ghettos war ein Passierschein notwendig. Obwohl die Japaner vereinzelt das Arbeiten außerhalb des Ghettos erlaubten, verschlechterten sich die Lebensbedingungen weiter. Am 3. September 1945 wurde das Ghetto befreit. Nach der Gründung des Staates Israel 1948 verließen beinahe alle Juden Shanghai, so auch das Ehepaar Schäfer: Am 31. Dezember 1948 wanderten sie zusammen mit ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und dem 1944 geborenen Enkel Josef Rossbach sowie der verwitweten Mindel Rossbach auf der „Castel Bianca“ nach Israel aus, wo sie am 17. Februar 1949 ankamen. <br />
Abraham und Frieda Schäfer, beide im Rentenalter, wurden von ihrem Sohn Gerhard und dessen Frau Odette in Haifa aufgenommen. Gerhard Schäfer hatte in den 1930er Jahren in Frankreich studiert und war dann als Ingenieur nach Palästina gegangen. <br />
Abraham Schäfer ist am 25. Oktober 1973, Frieda Rachel Schäfer am 15. Februar 1974 in Haifa gestorben.
Er heiratete am 23. März 1911 in Charlottenburg die am 3. April 1885 in Salzwedel geborene Schneiderin Frieda Rothkegel. Sie konvertierte vom evangelischen zum jüdischen Glauben und nahm zusätzlich den Vornamen „Rachel“ an. Das junge Ehepaar lebte zunächst in der Zimmerstraße 61, 1915 zogen Abraham und Frieda Schäfer in die Markgrafenstraße 19 (heute Nr. 19a), wo sie mehr als zwei Jahrzehnte wohnen bleiben sollten. Sie bekamen zwei Kinder: Gerhard (geb. am 21.12.1913) und Helene (geb. am 23.09.1917), genannt Leni.
Frieda und Abraham Schäfer arbeiteten beide als Herrenschneider, führten ein bürgerliches Leben und ermöglichten ihren Kindern eine gute Ausbildung.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Schäfer. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Sicherlich hatte auch Abraham Schäfers Herrenschneiderei unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute zu leiden. Nach der Pogromnacht wurde er am 10. November 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Es gelang dem Verlobten seiner Tochter Leni jedoch, ihn mittels Bestechung am 24. Dezember 1938 aus dem KZ herauszuholen.
Am 3. Januar 1939 heiratete Leni ihren Verlobten, den Kürschner Leo Rossbach, den besten Freund ihres Bruders Gerhard. Im Juni 1939 verließen Frieda und Abraham Schäfer, ihre Tochter Leni und ihr Ehemann Leo Rossbach sowie dessen Eltern, Mindel und Josef Baruch Rossbach, Deutschland. Sie fuhren von Triest mit dem italienischen Schiff „Conte Rosso“ über Port Said, Bombay, Singapur und Hongkong nach Shanghai, wo sie am 9. Juli 1939 ankamen. Dort kamen sie zunächst in einem Auffanglager unter.
Mit rund 3,5 Millionen Einwohnern zählte Shanghai bereits in den 1930er Jahren zu den Metropolen der Welt: Im Handelszentrum des fernen Ostens hatten sich längst internationale Firmen niedergelassen. Gleichzeitig wuchs die Armut in der überbevölkerten Stadt, in die die Flüchtlinge strömten. Mehr als 20.000 deutsche und österreichische Juden drängten von 1937 an nach Shanghai – für sie fast der einzige Ausweg, denn die damals unter japanischer Besatzungsmacht stehende Stadt verlangte kein Einreisevisum. Die große Zahl der Einwanderer traf die japanischen Behörden unvorbereitet. Daher trafen die Ankommenden auf desaströse Lebensbedingungen: Es gab wenig Wohnraum, jede Familie hatte nur ein Zimmer, es war unglaublich eng. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, es herrschte immer eine drückende Hitze, eine Brutstätte für Krankheitserreger. Die Bewohner litten Hunger und hatten es schwer, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Abraham und Frieda Schäfer arbeiteten auch hier als Schneider.
Trotz Sprachbarrieren, schlimmer Armut und grassierenden Epidemien blühte das kulturelle Leben: Die Juden bauten ihre eigene Infrastruktur auf, es gab Theater, Schulen, Sportstätten.
Am 18. Februar 1943 erklärten die Japaner, dass bis zum 15. Mai alle Juden, die nach 1937 eingetroffen waren, fortan ihre Wohnungen und Geschäfte in den etwa 2,5 Quadratkilometer großen „ausgewiesenen Bezirk“ im Stadtteil Hongkou zu verlegen hatten. Das Ghetto war zwar nicht hermetisch abgeriegelt, aber zum Verlassen des Ghettos war ein Passierschein notwendig. Obwohl die Japaner vereinzelt das Arbeiten außerhalb des Ghettos erlaubten, verschlechterten sich die Lebensbedingungen weiter. Am 3. September 1945 wurde das Ghetto befreit. Nach der Gründung des Staates Israel 1948 verließen beinahe alle Juden Shanghai, so auch das Ehepaar Schäfer: Am 31. Dezember 1948 wanderten sie zusammen mit ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und dem 1944 geborenen Enkel Josef Rossbach sowie der verwitweten Mindel Rossbach auf der „Castel Bianca“ nach Israel aus, wo sie am 17. Februar 1949 ankamen.
Abraham und Frieda Schäfer, beide im Rentenalter, wurden von ihrem Sohn Gerhard und dessen Frau Odette in Haifa aufgenommen. Gerhard Schäfer hatte in den 1930er Jahren in Frankreich studiert und war dann als Ingenieur nach Palästina gegangen.
Abraham Schäfer ist am 25. Oktober 1973, Frieda Rachel Schäfer am 15. Februar 1974 in Haifa gestorben.