Manfred Lewin

Verlegeort
Max-Beer-Str. 38
Historischer Name
Dragoner Str. 43
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Mai 2011
Geboren
08. September 1922 in Berlin
Deportation
am 29. November 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Manfred Meir Lewin wurde am 8. September 1922 in Berlin geboren. Er war das zweitälteste Kind der früheren Sekretärin Jenny Lewin (geb. Coeln) und des Friseurs Arthur Lewin. Mit seinen Eltern, seinem zwei Jahre älteren Bruder Siegfried und den jüngeren Geschwistern Rudolf, Cäcilie und Gerd wohnte er in Hohenschönhausen in der Witzenhauser Straße 57b. Etwa 1936 zog die Familie nach Berlin-Mitte in die Dragoner Straße 43 (heute Max-Beer-Straße 38). Dort bewohnten sie in der dritten Etage drei kleine Zimmer. <br />
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Wie sein älterer Bruder Siegfried lebte Manfred Lewin zeitweise im Hachschara-Landwerk Ahrensdorf in Brandenburg, in dem jüdische Jugendliche auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitet wurden. Von der nationalsozialistischen Verfolgung war er in doppelter Hinsicht betroffen: als Jude und als Homosexueller. Zusammen mit seinem Partner Gad Beck, der als Widerstandskämpfer bekannt wurde und nicht weit entfernt von ihm wohnte, war er in einer Jugendgruppe der zionistischen Hechaluz-Bewegung aktiv. In ihrer gemeinsamen Theatergruppe spielten sie im Spätsommer 1941 die Hauptrollen in Schillers Drama „Don Karlos“. Gad Beck gab den Marquis von Posa, Manfred spielte die Titelrolle des Don Karlos. Manfred hielt seine Gedanken damals in einem kleinen Notizbuch fest, das er Gad Beck schenkte. Das 17-seitige, selbstgemachte Heftchen, das vom United States Holocaust Memorial Museum in einer Online-Ausstellung gezeigt wird, trägt den Titel „Erinnerst Du Dich, als“. Manfred schreibt darin über das gemeinsame Theaterstück: „Und enger wurde unser Band, als Karlos überall Gefallen fand“.<br />
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Manfred Lewin musste Zwangsarbeit in einem kleinen Betrieb leisten, der durch Kriegseinwirkungen beschädigte Wohnungen renovierte. Den Besitzer, Lothar Herrmann, beschrieb er Gad Beck gegenüber als ruppig, aber im Grunde warmherzig. Im November 1942 wurde Manfred mit seiner Familie aufgefordert, sich im Sammellager in der Großen Hamburger Straße einzufinden. Gad Beck berichtet in seinen Lebenserinnerungen, dass er am Tag nach Manfreds Verhaftung in einer von Lothar Herrmanns Sohn geliehenen Uniform der Hitlerjugend zum Sammellager ging. Dort behauptete er gegenüber einem SS-Obersturmbannführer, Manfred habe bei einem Arbeitseinsatz mehrere Wohnungsschlüssel entwendet und da sie ohne die Schlüssel nicht weiterarbeiten könnten, müsse er ihn zur Klärung der Sache mitnehmen. Nachdem Gad Beck versprochen hatte, Manfred umgehend zurückzubringen, durfte dieser ihn tatsächlich begleiten. Doch Manfred wollte seine Familie nicht im Stich lassen. Gad Becks Erinnerung zufolge sagte er, kaum dass sie auf der Straße waren: „Gad, ich kann nicht mit dir gehen. Meine Familie braucht mich, wenn ich sie jetzt verlasse, werde ich niemals frei sein.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und kehrte ins Sammellager zurück.<br />
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Am 29. November 1942 wurde der damals 20-jährige Manfred Lewin mit seinen Eltern Jenny und Arthur, seiner 14-jährigen Schwester Cäcilie und seinem zwöfjährigen Bruder Gerd nach Auschwitz deportiert. Seine Brüder Siegfried und Rudolf wurden am 19. Februar 1943 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt. Die gesamte Familie wurde ermordet.<br />
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Manfred Meir Lewin wurde am 8. September 1922 in Berlin geboren. Er war das zweitälteste Kind der früheren Sekretärin Jenny Lewin (geb. Coeln) und des Friseurs Arthur Lewin. Mit seinen Eltern, seinem zwei Jahre älteren Bruder Siegfried und den jüngeren Geschwistern Rudolf, Cäcilie und Gerd wohnte er in Hohenschönhausen in der Witzenhauser Straße 57b. Etwa 1936 zog die Familie nach Berlin-Mitte in die Dragoner Straße 43 (heute Max-Beer-Straße 38). Dort bewohnten sie in der dritten Etage drei kleine Zimmer.

Wie sein älterer Bruder Siegfried lebte Manfred Lewin zeitweise im Hachschara-Landwerk Ahrensdorf in Brandenburg, in dem jüdische Jugendliche auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitet wurden. Von der nationalsozialistischen Verfolgung war er in doppelter Hinsicht betroffen: als Jude und als Homosexueller. Zusammen mit seinem Partner Gad Beck, der als Widerstandskämpfer bekannt wurde und nicht weit entfernt von ihm wohnte, war er in einer Jugendgruppe der zionistischen Hechaluz-Bewegung aktiv. In ihrer gemeinsamen Theatergruppe spielten sie im Spätsommer 1941 die Hauptrollen in Schillers Drama „Don Karlos“. Gad Beck gab den Marquis von Posa, Manfred spielte die Titelrolle des Don Karlos. Manfred hielt seine Gedanken damals in einem kleinen Notizbuch fest, das er Gad Beck schenkte. Das 17-seitige, selbstgemachte Heftchen, das vom United States Holocaust Memorial Museum in einer Online-Ausstellung gezeigt wird, trägt den Titel „Erinnerst Du Dich, als“. Manfred schreibt darin über das gemeinsame Theaterstück: „Und enger wurde unser Band, als Karlos überall Gefallen fand“.

Manfred Lewin musste Zwangsarbeit in einem kleinen Betrieb leisten, der durch Kriegseinwirkungen beschädigte Wohnungen renovierte. Den Besitzer, Lothar Herrmann, beschrieb er Gad Beck gegenüber als ruppig, aber im Grunde warmherzig. Im November 1942 wurde Manfred mit seiner Familie aufgefordert, sich im Sammellager in der Großen Hamburger Straße einzufinden. Gad Beck berichtet in seinen Lebenserinnerungen, dass er am Tag nach Manfreds Verhaftung in einer von Lothar Herrmanns Sohn geliehenen Uniform der Hitlerjugend zum Sammellager ging. Dort behauptete er gegenüber einem SS-Obersturmbannführer, Manfred habe bei einem Arbeitseinsatz mehrere Wohnungsschlüssel entwendet und da sie ohne die Schlüssel nicht weiterarbeiten könnten, müsse er ihn zur Klärung der Sache mitnehmen. Nachdem Gad Beck versprochen hatte, Manfred umgehend zurückzubringen, durfte dieser ihn tatsächlich begleiten. Doch Manfred wollte seine Familie nicht im Stich lassen. Gad Becks Erinnerung zufolge sagte er, kaum dass sie auf der Straße waren: „Gad, ich kann nicht mit dir gehen. Meine Familie braucht mich, wenn ich sie jetzt verlasse, werde ich niemals frei sein.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und kehrte ins Sammellager zurück.

Am 29. November 1942 wurde der damals 20-jährige Manfred Lewin mit seinen Eltern Jenny und Arthur, seiner 14-jährigen Schwester Cäcilie und seinem zwöfjährigen Bruder Gerd nach Auschwitz deportiert. Seine Brüder Siegfried und Rudolf wurden am 19. Februar 1943 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt. Die gesamte Familie wurde ermordet.