Samuel Neumann

Verlegeort
Mommsenstrraße 6
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
20. Mai 2022
Geboren
16. Januar 1864 in Schlochau (Pommern) / Człuchów
Beruf
Börsenmakler
Tot
16. November 1942 in Berlin

Samuel Neumann wurde am 16. Januar 1864 in Schlochau in Pommern (heute Człuchów in der Woiwodschaft Pommern, Województwo Pomorskie) geboren. Seine Frau Anna, geb. Rosenberg, verstarb früh. Er war Börsenmakler und betrieb in der Mommsenstraße 67 ein 1905 gegründetes Bankkommissionsgeschäft, das er 1933 übernommen hatte.

Der angesehene und wohlhabende Börsenmakler zog 1936/37 mit seinem Sohn Peter und dessen Frau Margot in die Mommsenstraße 6 in Charlottenburg. Bis 1938 wurde er hier im Adressbuch als Bewohner mit der Bezeichnung „Bankkommissionär",1939 nur noch als „Kaufmann" und 1940 als „Privatier" geführt. Diese sprachliche Degradierung war Ausdruck der realen, seit 1933 stattfindenden Ausgrenzung der deutschen Jüdinnen und Juden aus der völkischen Gesellschaftsordnung Deutschlands. Bereits 1933 sagte der Börsendirektor einer Bank zu Samuel Neumann: „Nur noch hinter einer Säule des Börsensaales“ wolle er mit ihm sprechen, denn er sei Parteimitglied und könne sich nicht öffentlich mit ihm zeigen. Spätestens aufgrund der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" vom 12.11.1938 hatte Samuel Neumann seine Börsenkarte abgeben müssen und sein Geschäft wurde von den Nationalsozialisten liquidiert.

1939 verlor Samuel Neumann seine Wohnung an die nationalsozialistischen „Arisierungs“-Maßnahmen. Er lebte daraufhin bei seinen Schwestern – der verwitweten Zippora Rosenberg, der ledigen Selma Neumann sowie dem Neffen Curt – in der Badenallee 25. Die Schwestern wurden am 14.9.1942, der Neffe am 13.1.1943 nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet.

Neumanns Sohn Peter, dem die Flucht nach England gelungen war, bemühte sich um die Emigration seines Vaters. Doch spätestens, nachdem die deutschen Grenzen für jüdische Personen ab Oktober 1941 endgültig geschlossen waren, gelang dies nicht. Kurz vor seiner geplanten Deportation starb Samuel am 16. November 1942 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße 2. Das Haus wurde zu diesem Zeitpunkt von den Nationalsozialisten als „Sammellager" für jüdische Menschen, die „nach Osten" deportiert werden sollten, missbraucht. Samuel Neumann wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee, Grab-Nr. 110222, beerdigt.