Olga Kardos geb. Varadi

Verlegeort
Nürnberger Str. 3
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
31. August 2023
Geboren
23. Oktober 1893 in Újpest
Beruf
Opern- und Konzertsängerin
Flucht
1935 Ungarn
Überlebt

Die Stolpersteine für Istvan und Olga Kardos wurden am 31.8.2023 verlegt und von Martina Wunsch und Josef Westner gespendet.

Olga Váradi wurde am 23. Oktober 1893 in Ujpest geboren und war jüdischer Herkunft. Ab Mitte der 1910er -Jahre arbeitete sie in Budapest als Opern- und Konzertsängerin. Bei Auftritten begleitete sie oft ihr späterer Ehemann, der Pianist und Dirigent István Kardos. Im April 1920 verlobten sich die beiden, am 20. April 1922 heirateten sie. 

Seit September 1925 lebte das Ehepaar in Deutschland und für eine kurze Zeit in der Schweiz, wo 1927 beide Engagements am Stadttheater in Bern hatten, Olga unter ihrem Mädchennamen als Altistin, ihr Mann als Solorepetitor. Ab dem Sommer 1928 lebten die beiden in Berlin. Über eine dortige Tätigkeit von Olga als Sängerin ist bisher leider nichts bekannt. Die beiden lebten zeitweise in der Uhlandstraße 49, ab 1934 in der Nürnberger Straße 3. István Kardos leitete zwei bekannte Gesangsgruppen und hatte mit beiden großen Erfolg.

Im November 1935 musste Olga mit ihrem Mann in aller Heimlichkeit Berlin und das Deutsche Reich verlassen, da er seine jüdische Herkunft nicht mehr länger geheim halten konnte. Wertgegenstände und Möbel mussten sie zurücklassen. Die beiden gingen zurück nach Budapest. Ab ungefähr 1938/39 konnte das Ehepaar sich nur noch mit privatem Musikunterricht über Wasser halten, da die antisemitischen Gesetze in Ungarn die jüdischen Bürger aus dem öffentlichen Leben verdrängen sollten.

Im März 1944 wurde Ungarn von deutschen Truppen besetzt und ab dem 5. April 1944 mussten alle jüdischen Bürger den gelben Stern tragen. Im Juni musste das Ehepaar Kardos aus seiner Wohnung in der Teréz körút 15 in ein Judenhaus in der Andrássy út 21 ziehen. 

Ende Oktober 1944 flohen Olga und István Kardos aus dem Judenhaus und hielten sich den Winter über bis zur Befreiung Budapests im Januar 1945 mit falschen Papieren verborgen. Ihre Rettung verdankten sie einem Netzwerk um einige Verwandte von István Kardos zu dem auch die bekannte ungarische Dichterin Ágnes Nemes Nagy gehörte. Alle Beteiligten wurden in den 90er- Jahren von der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt. 

Nach dem Krieg lebten Olga und István Kardos in der damaligen Lenin körút 73 (heute: Teréz körút 19) in Budapest. Olga Kardos erlitt Anfang der 70er Jahre einen Schlaganfall und wurde danach von ihrem Mann gepflegt. Er starb am 25. Dezember 1975. Olga Kardos - Váradi starb am 4. November 1978 „nach langem Leiden“. Beide sind auf dem Friedhof des Budapester Stadtteils Farkasrét begraben.