Oskar Korn

Verlegeort
Pariser Str. 24
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
16. September 2009
Geboren
11. März 1876 in Berlin
Beruf
Fabrikant
Deportation
am 02. April 1942 nach Warschau
Ermordet

Oskar (Ascher) Korn kam am 11. März 1876 als ältestes von vier Kindern des jüdischen Kaufmanns Albert Korn und seiner Ehefrau Sara geb. David in Berlin auf die Welt. Seine 1849 und 1852 geborenen Eltern stammten aus der damaligen preußischen Provinz Posen. 1875 wurde sein Vater Albert Korn das erste Mal im Berliner Adressbuch notiert: Er besaß ein Wäschegeschäft. Während der ersten Jahre wohnte die Familie in der Rosenthaler Straße – das erste Zuhause für viele neu angekommene Juden aus den kleinen Städten des Ostens. 1877 wurden die Schwester Paula und 1880 der Bruder Arnold noch in der Rosenthaler Straße geboren, 1885 kam der Bruder Georg in der Großen Frankfurter Straße 99 auf die Welt, wo sich nun die Wohnung der Familie und ein zweites Geschäft befanden. <br />
Oskar Korn war ein Halbwüchsiger, als die Familie innerhalb der Stadt Berlin Richtung Westen zog: 1890 befand sich das Geschäft des Vaters in der Potsdamerstraße 50, die Wohnung in der Kurfürstenstraße 27. Nach der Erinnerung seiner Nichte Gerda Davis (der 1916 geborenen Tochter des Bruders Arnold) besuchte er mindestens bis zur „Mittleren Reife“ das Gymnasium und wurde dann Kaufmann wie sein Vater.<br />
Bis zur Hochzeit scheinen die unverheirateten Kinder bei den Eltern gewohnt zu haben, die um die Jahrhundertwende in Mitte und im heutigen Berlin-Kreuzberg lebten. 1903 heiratete die Schwester Paula den Kaufmann Karl (Carl) Heinrich Blumenthal. Zwei Jahre später, am 14. September 1905, heiratete Oskar Korn (noch bei den Eltern in der Neuenburgerstraße 8 wohnend) die 1874 in Herford/Westfalen geborene jüdische Klavierlehrerin Margarete (Grete, Gretchen) Heilbrun. Ihr bereits verwitweter Vater Felix Heilbrun war ein bekannter Kaufmann in der ostwestfälischen Kleinstadt. <br />
1907 gründete Oskar Korn gemeinsam mit einem Partner die Firma „Lesser & Korn, Damenkonfektion“. Sie hatte ihren Sitz in der Jägerstraße in der Nähe des Hausvogteiplatzes, dem Zentrum des Berliner Konfektionsviertels. <br />
Das Ehepaar sollte ohne Kinder bleiben. Bis zum Ersten Weltkrieg wohnte es in der Körnerstraße 3 im vornehmen Tiergarten, nicht weit entfernt von der Synagoge Lützowstraße. Im Nachbarhaus Nr. 2 wohnte der Schwiegervater Felix Heilbrun als „Privatier“. Er starb 1913. (Oskar Korns Mutter Sara war bereits 1908 gestorben. Seine Eltern hatten zuletzt in der nicht mehr existierenden Blankenfeldestraße in Berlin-Mitte gewohnt, sein Vater zog als Witwer zu seinem Sohn. Er starb 1925, wie Oskar Korns Mutter wurde er in Weißensee begraben.)<br />
Oskar Korn nahm – wiederum nach der Erinnerung seiner Nichte Gerda – als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg übernahm er in/für Berlin die Vertretung von Eisen- und Hüttenwerken. Das Ehepaar wohnte nun in einer ihrem guten Einkommen entsprechend eingerichteten 6-Zimmer-Wohnung in der Pariser Straße 20. Das Büro von Oskar Korn, der eine Sekretärin beschäftigte, befand sich in der großen Wohnung. – Im Haus Pariser Straße Nr. 24 wohnte seine Schwester Paula mit ihrem Ehemann Karl Blumenthal. Es fällt auf, dass die Mitglieder der Familie nahe beieinander wohnten und sich auch sonst nahe waren. <br />
Oskar und Grete Korn reisten viel. 1928 feierten sie ihre silberne Hochzeit noch in der Pariser Straße, danach zogen sie in eine etwas kleinere Wohnung in die Trautenaustraße 17 in Berlin-Wilmersdorf. Dort starb am 21. Dezember 1934 Oskar Korns Ehefrau Grete. Oskar Korn gab nach ihrem Tod die Wohnung auf und zog in die Pariser Straße 24 zu Schwester und Schwager (oder nur in dasselbe Haus?). Im Berliner Adressbuch ist er nicht mehr notiert. 1940 starb sein Schwager Karl Blumenthal, Oskar Korn und seine Schwester Paula Blumenthal mussten die Pariser Straße 24 verlassen. <br />
Die letzte Anschrift von Oskar Korn war die Spichernstraße 19 bei Korn. Dort bewohnte er als Untermieter ein möbliertes Zimmer bei seinem Bruder Arnold Korn, der ebenfalls Kaufmann geworden war und dem eine Fabrik für Herrenbekleidung gehört hatte. <br />
Am 2. April 1942 wurde Oskar Korn mit dem „12. Osttransport“ in das Warschauer Ghetto deportiert. Er kehrte nicht zurück. <br />
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Und seine Geschwister? Seine verwitwete Schwester Paula Blumenthal hatte zuletzt in der Reichsstraße in Berlin-Charlottenburg gewohnt. Sie war kurz vor ihrem Bruder am 19.Januar 1942 in das Ghetto von Riga verschleppt und ermordet worden. Der Bruder Arnold Korn wurde am 12. März 1943 mit seiner Ehefrau Erna geb. Groeger nach Auschwitz deportiert. Beide wurden ermordet. Allein der jüngste Bruder Georg Korn überlebte: Er war 1939 mit seiner Frau und den beiden Kindern Peter Jona und Lilli nach Palästina entkommen, aber schon 1940 in Tel Aviv gestorben. Seine Ehefrau Elisabeth ging 1941 in die USA und starb dort 1950. Peter Jona Korn, der ein bekannter Komponist und Dirigent werden sollte, kehrte 1965 nach Deutschland zurück und starb 1998 in München.<br />
Von den drei Kindern seines Bruders Arnold wurde die älteste Tochter Irene deportiert und ermordet; in den USA lebte die Tochter Gerda, die über das Leben ihres Onkels berichtete; nach Palästina ging 1939 der Sohn Walter und lebte dort als Eliahn Koren. <br />
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Oskar (Ascher) Korn kam am 11. März 1876 als ältestes von vier Kindern des jüdischen Kaufmanns Albert Korn und seiner Ehefrau Sara geb. David in Berlin auf die Welt. Seine 1849 und 1852 geborenen Eltern stammten aus der damaligen preußischen Provinz Posen. 1875 wurde sein Vater Albert Korn das erste Mal im Berliner Adressbuch notiert: Er besaß ein Wäschegeschäft. Während der ersten Jahre wohnte die Familie in der Rosenthaler Straße – das erste Zuhause für viele neu angekommene Juden aus den kleinen Städten des Ostens. 1877 wurden die Schwester Paula und 1880 der Bruder Arnold noch in der Rosenthaler Straße geboren, 1885 kam der Bruder Georg in der Großen Frankfurter Straße 99 auf die Welt, wo sich nun die Wohnung der Familie und ein zweites Geschäft befanden.
Oskar Korn war ein Halbwüchsiger, als die Familie innerhalb der Stadt Berlin Richtung Westen zog: 1890 befand sich das Geschäft des Vaters in der Potsdamerstraße 50, die Wohnung in der Kurfürstenstraße 27. Nach der Erinnerung seiner Nichte Gerda Davis (der 1916 geborenen Tochter des Bruders Arnold) besuchte er mindestens bis zur „Mittleren Reife“ das Gymnasium und wurde dann Kaufmann wie sein Vater.
Bis zur Hochzeit scheinen die unverheirateten Kinder bei den Eltern gewohnt zu haben, die um die Jahrhundertwende in Mitte und im heutigen Berlin-Kreuzberg lebten. 1903 heiratete die Schwester Paula den Kaufmann Karl (Carl) Heinrich Blumenthal. Zwei Jahre später, am 14. September 1905, heiratete Oskar Korn (noch bei den Eltern in der Neuenburgerstraße 8 wohnend) die 1874 in Herford/Westfalen geborene jüdische Klavierlehrerin Margarete (Grete, Gretchen) Heilbrun. Ihr bereits verwitweter Vater Felix Heilbrun war ein bekannter Kaufmann in der ostwestfälischen Kleinstadt.
1907 gründete Oskar Korn gemeinsam mit einem Partner die Firma „Lesser & Korn, Damenkonfektion“. Sie hatte ihren Sitz in der Jägerstraße in der Nähe des Hausvogteiplatzes, dem Zentrum des Berliner Konfektionsviertels.
Das Ehepaar sollte ohne Kinder bleiben. Bis zum Ersten Weltkrieg wohnte es in der Körnerstraße 3 im vornehmen Tiergarten, nicht weit entfernt von der Synagoge Lützowstraße. Im Nachbarhaus Nr. 2 wohnte der Schwiegervater Felix Heilbrun als „Privatier“. Er starb 1913. (Oskar Korns Mutter Sara war bereits 1908 gestorben. Seine Eltern hatten zuletzt in der nicht mehr existierenden Blankenfeldestraße in Berlin-Mitte gewohnt, sein Vater zog als Witwer zu seinem Sohn. Er starb 1925, wie Oskar Korns Mutter wurde er in Weißensee begraben.)
Oskar Korn nahm – wiederum nach der Erinnerung seiner Nichte Gerda – als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg übernahm er in/für Berlin die Vertretung von Eisen- und Hüttenwerken. Das Ehepaar wohnte nun in einer ihrem guten Einkommen entsprechend eingerichteten 6-Zimmer-Wohnung in der Pariser Straße 20. Das Büro von Oskar Korn, der eine Sekretärin beschäftigte, befand sich in der großen Wohnung. – Im Haus Pariser Straße Nr. 24 wohnte seine Schwester Paula mit ihrem Ehemann Karl Blumenthal. Es fällt auf, dass die Mitglieder der Familie nahe beieinander wohnten und sich auch sonst nahe waren.
Oskar und Grete Korn reisten viel. 1928 feierten sie ihre silberne Hochzeit noch in der Pariser Straße, danach zogen sie in eine etwas kleinere Wohnung in die Trautenaustraße 17 in Berlin-Wilmersdorf. Dort starb am 21. Dezember 1934 Oskar Korns Ehefrau Grete. Oskar Korn gab nach ihrem Tod die Wohnung auf und zog in die Pariser Straße 24 zu Schwester und Schwager (oder nur in dasselbe Haus?). Im Berliner Adressbuch ist er nicht mehr notiert. 1940 starb sein Schwager Karl Blumenthal, Oskar Korn und seine Schwester Paula Blumenthal mussten die Pariser Straße 24 verlassen.
Die letzte Anschrift von Oskar Korn war die Spichernstraße 19 bei Korn. Dort bewohnte er als Untermieter ein möbliertes Zimmer bei seinem Bruder Arnold Korn, der ebenfalls Kaufmann geworden war und dem eine Fabrik für Herrenbekleidung gehört hatte.
Am 2. April 1942 wurde Oskar Korn mit dem „12. Osttransport“ in das Warschauer Ghetto deportiert. Er kehrte nicht zurück.

Und seine Geschwister? Seine verwitwete Schwester Paula Blumenthal hatte zuletzt in der Reichsstraße in Berlin-Charlottenburg gewohnt. Sie war kurz vor ihrem Bruder am 19.Januar 1942 in das Ghetto von Riga verschleppt und ermordet worden. Der Bruder Arnold Korn wurde am 12. März 1943 mit seiner Ehefrau Erna geb. Groeger nach Auschwitz deportiert. Beide wurden ermordet. Allein der jüngste Bruder Georg Korn überlebte: Er war 1939 mit seiner Frau und den beiden Kindern Peter Jona und Lilli nach Palästina entkommen, aber schon 1940 in Tel Aviv gestorben. Seine Ehefrau Elisabeth ging 1941 in die USA und starb dort 1950. Peter Jona Korn, der ein bekannter Komponist und Dirigent werden sollte, kehrte 1965 nach Deutschland zurück und starb 1998 in München.
Von den drei Kindern seines Bruders Arnold wurde die älteste Tochter Irene deportiert und ermordet; in den USA lebte die Tochter Gerda, die über das Leben ihres Onkels berichtete; nach Palästina ging 1939 der Sohn Walter und lebte dort als Eliahn Koren.