Alexander Königswerther

Verlegeort
Pastor-Niemöller-Platz 2
Historischer Name
Bismarckplatz 1
Bezirk/Ortsteil
Niederschönhausen
Verlegedatum
27. November 2018
Geboren
25. Juni 1877 in Leipzig
Beruf
Ingenieur, Direktor bei AEG
Flucht in den Tod
24. August 1942 in Berlin-Pankow

Wilhelm Alexander Königswerther, in der Familie Alex genannt, wurde am 25.Juni 1877 in Leipzig geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Heinrich Königswerther und seine Ehefrau Hermine geborene Bloch. Er hatte eine ältere, 1872 geborene Schwester Elise, in der Familie Elli genannt. Sie war Pianistin und galt als exzentrisch. 1906 heiratete sie Moritz Fanta aus Prag. Seine jüngste Schwester, geboren 1880, war Martha Lucia, in der Familie Lucie genannt. Sie heiratete 1904 den Bankier Paul Salomon aus Hamburg. Alexander besuchte in Berlin eine Internatsschule, das Joachimsthaler Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er Maschinenbau und Elektrotechnik an den Technischen Hochschulen Charlottenburg und Darmstadt. Seine praktische Ausbildung absolvierte er in der Prager Maschinenbauanstalt Ruston & Co. Dort war er in den verschiedensten Zweigen des Maschinenbaus tätig. Nach der Studien- und Ausbildungszeit folgte eine zweijährige Dozententätigkeit. In dieser Zeit schrieb er das Buch »Konstruktion und Prüfung der Elektrizitätszähler. Als dieses Buch entstand, war es das einzige Werk, was sich mit diesem Spezialgebiet der Elektrotechnik befasste.<br />
Im Januar 1931 feierte Alexander Königswerther sein 25jähriges Dienstjubiläum in der AEG. In diesem Zusammenhang erschien in der AEG-Zeitung »Spannung« (Jg.4, Nr.4; S.90) eine ausführliche Würdigung seines Wirkens. Die folgende Ausführung ist diesem Artikel entnommen.<br />
Im Januar 1906 begann Alexander Königswerther bei der AEG. Er übernahm dort die Leitung des Laboratoriums der Zählerfabrik. In der mehrjährigen Tätigkeit als Leiter des Laboratoriums wurden von ihm zahlreiche Neuerungen entwickelt. Anfang 1910 wurde er als Vorstand der Abteilung für den Verkauf von Messinstrumenten in die Zentralverwaltung übernommen. Während des 1. Weltkrieges übernahm er vertretungsweise die Leitung der Abteilung »Kleinste Motoren«. Für den Vertrieb der in diesen beiden Abteilungen bearbeiteten Ausrüstungsgegenstände für Automobile (Messgeräte. Licht- und Anlassermaschinen) wurde die neue Abteilung »Elektrisches Material für Kraftzeuge geschaffen. Diese leitete Alexander Königswerther ebenfalls einige Zeit. Maßgeblich war er auch in der Normenkommission im Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie und der Normenkommission für Messinstrumente beteiligt.<br />
Im Jahre 1919 wurde Alexander Königswerther mit der Leitung der Verkaufsabteilungen für Schaltapparate und Messinstrumente betraut. Im gleichen Jahr erfolgte seine Ernennung zum Prokuristen. 1923 kehrte er in sein ursprüngliches Arbeitsgebiet zurück, in dem er, unter gleichzeitiger Ernennung zum Abteilungsdirektor, in die Direktion der Zählerfabrik eintrat.<br />
Alexander Königswerther verfasste weitere Werke, die in der Fachwelt große Beachtung fanden: »Physikalische Grundlagen der Gleich- und Wechselstromtechnik«, »Elektrische Meßkunde« und »Prinzip und Wirkungsweise der Wattmeter und Elektrizitätszähler«. Außerdem war er Mitarbeiter an mehreren Sammelwerken und verfasste in verschiedenen Fachzeitschriften vielbeachtete Aufsätze. <br />
Alexander Königswerther gehörte der Zählerkommission des Verbandes deutscher Elektrotechniker an und war Vorsitzender in der Normenkommission der Elektrizitätszähler im Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie.<br />
Alexander Königswerther wohnte etwa 40 Jahre in zwei Zimmern zur Untermiete bei Gertrud Hedwig Emma Muschner am Bismarckplatz 1 (jetzt Pastor-Niemöller- Platz 2). In seinem Testament setzte er ihre Tochter Charlotte Sentz zur Alleinerbin ein. Wann er in die Florastraße 59 zu Erich Rosenthal gezogen ist, ist nicht bekannt. Im Telefonbuch ist zu Erich Rosenthal angegeben »Fabrikdirektor a.D.«. <br />
Am 30.Juni 1933 wurde Alexander Königswerther mit 56 Jahren in den Ruhestand versetzt.<br />
Sein Neffe Helmut Salomon erwähnt in dem Buch »Heil und Unheil Eine Hamburger Familie 1904 – 1941«, dass sein Onkel Alex ihm zu seinem zehnten Geburtstag (1928) ein damals »neumodisches piezoelektrisches Tischradio« geschenkt habe.<br />
Durch die Heirat seiner Schwester Lucie mit Paul Salomon war Alexander Königswerther mit der Familie Salomon verwandt. Der Arzt Oskar Salomon und seine Ehefrau Martha geborene Heilbrun, sowie deren Sohn Hans, Amtsgerichtsrat außer Dienst, lebten in Gera. Diese Familie nahm sich am 18.September 1941 das Leben. Als letzten Anlass gab Oskar Salomon die Verordnung zum Tragen des »Judensternes« in einem Abschiedsbrief an. Der Arzt Oskar Salomon soll seiner Verwandtschaft in Hamburg, Halle und Berlin das Schlafmittel Veronal zukommen lassen haben, was in Überdosis genommen tödlich wirkte. <br />
Am 22.September 1941 nahmen sich die Schwester Lucie Königswerther und ihr Mann Paul Salomon in Hamburg das Leben. Auf den Sterbeurkunden ist als Todesursache » Selbstmord durch Vergiftung« angegeben. Ihre vier Kinder konnten rechtzeitig emigrieren. Alexander Königswerther hatte die traurige Aufgabe, die Beerdigung zu organisieren und die Verwandten und den ganzen engeren Freundeskreis zu benachrichtigen. Es hatte ihm große Mühe bereitet, eine Reiseerlaubnis für Hamburg zu erhalten. Die Beerdigung fand am 5.Oktober auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf statt. In einem Brief an die Kinder von Lucie Königswerther und Paul Salomon schrieb er: »[...] Ich benachrichtigte den ganzen engeren Freundeskreis und alle kamen. Wie es der Wunsch Eurer lieben Eltern war, fand keinerlei Feier statt. In stillem Gedenken verweilten wir eine kurze Zeit vor den aufgestellten, mit Rosen geschmückten Urnen (von Fr. Paula M und Lotte Sentz, Niederschönhausen), von mir ein großer Kranz und viele, viele Blumen von dem Freundeskreis. Dann kam der letzte Gang, und in tiefster Ergriffenheit fand die Beisetzung statt. Ich hatte an den folgenden Tagen, die ich noch bleiben konnte, mehrere Besprechungen mit dem Testamentsvollstrecker und anderen beteiligten Herren. Je mehr ich in alles eindringe, wird mir immer klarer, wie die Fürsorge für Euch die Guten zu dem letzten Schritt veranlasst hat, wenn auch die Unmöglichkeit. die Wohnung allein zu behalten und gewisse äußere Umstände vielleicht mit den Ausschlag gegeben haben. Ihr werdet, wenn Ihr darüber nachdenkt, sicher Verständnis aufbringen. Später wird es möglich sein, vielleicht Euch alles ausführlicher zu erklären, wenn ich es erlebe.<br />
[...] Schreibt mir wie bisher Euren lieben Eltern. Für heute nur noch herzlichste Grüße Euer alter treuer Onkel Alex«.<br />
Und in einem Geburtstagsbrief an seinen Neffen Helmut Salomon schreibt er: »[...] Ob ich überhaupt dies alles noch mitmache, werde ich mir sehr gut überlegen. Die Eltern haben vieles prophetisch vorausgesehen und der Weg, den sie gegangen sind, steht mir ja offen. Ich habe von O.F. [Ferdinand Bloch-Bauer, Onkel von Lucie Königswerther, der in der Schweiz lebte], mit dem ich laufend korrespondiere und der gern seinen Lebensabend mit mir verbringen möchte, gestern Nachricht gehabt, dass zu ihm zu kommen augenblicklich ausgeschlossen ist. Aber das gehört eigentlich nicht in einen Geburtstagsbrief.«<br />
Am 24. August 1942 nahm sich Alexander Königswerther in der Florastraße 59 in der Wohnung von Erich Rosenthal das Leben. In diese Wohnung war er nicht mehr freiwillig gezogen. Erich Rosenthal benachrichtigte das Jüdische Krankenhaus, wo er in derselben Nacht infolge einer Schlafmittelvergiftung starb.<br />
Alexander Königswerther wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee ohne Grabstein begraben: Bestattungsnummer 109461 im Gräberfeld S 2 in der Reihe 10<br />

Wilhelm Alexander Königswerther, in der Familie Alex genannt, wurde am 25.Juni 1877 in Leipzig geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Heinrich Königswerther und seine Ehefrau Hermine geborene Bloch. Er hatte eine ältere, 1872 geborene Schwester Elise, in der Familie Elli genannt. Sie war Pianistin und galt als exzentrisch. 1906 heiratete sie Moritz Fanta aus Prag. Seine jüngste Schwester, geboren 1880, war Martha Lucia, in der Familie Lucie genannt. Sie heiratete 1904 den Bankier Paul Salomon aus Hamburg. Alexander besuchte in Berlin eine Internatsschule, das Joachimsthaler Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er Maschinenbau und Elektrotechnik an den Technischen Hochschulen Charlottenburg und Darmstadt. Seine praktische Ausbildung absolvierte er in der Prager Maschinenbauanstalt Ruston & Co. Dort war er in den verschiedensten Zweigen des Maschinenbaus tätig. Nach der Studien- und Ausbildungszeit folgte eine zweijährige Dozententätigkeit. In dieser Zeit schrieb er das Buch »Konstruktion und Prüfung der Elektrizitätszähler. Als dieses Buch entstand, war es das einzige Werk, was sich mit diesem Spezialgebiet der Elektrotechnik befasste.
Im Januar 1931 feierte Alexander Königswerther sein 25jähriges Dienstjubiläum in der AEG. In diesem Zusammenhang erschien in der AEG-Zeitung »Spannung« (Jg.4, Nr.4; S.90) eine ausführliche Würdigung seines Wirkens. Die folgende Ausführung ist diesem Artikel entnommen.
Im Januar 1906 begann Alexander Königswerther bei der AEG. Er übernahm dort die Leitung des Laboratoriums der Zählerfabrik. In der mehrjährigen Tätigkeit als Leiter des Laboratoriums wurden von ihm zahlreiche Neuerungen entwickelt. Anfang 1910 wurde er als Vorstand der Abteilung für den Verkauf von Messinstrumenten in die Zentralverwaltung übernommen. Während des 1. Weltkrieges übernahm er vertretungsweise die Leitung der Abteilung »Kleinste Motoren«. Für den Vertrieb der in diesen beiden Abteilungen bearbeiteten Ausrüstungsgegenstände für Automobile (Messgeräte. Licht- und Anlassermaschinen) wurde die neue Abteilung »Elektrisches Material für Kraftzeuge geschaffen. Diese leitete Alexander Königswerther ebenfalls einige Zeit. Maßgeblich war er auch in der Normenkommission im Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie und der Normenkommission für Messinstrumente beteiligt.
Im Jahre 1919 wurde Alexander Königswerther mit der Leitung der Verkaufsabteilungen für Schaltapparate und Messinstrumente betraut. Im gleichen Jahr erfolgte seine Ernennung zum Prokuristen. 1923 kehrte er in sein ursprüngliches Arbeitsgebiet zurück, in dem er, unter gleichzeitiger Ernennung zum Abteilungsdirektor, in die Direktion der Zählerfabrik eintrat.
Alexander Königswerther verfasste weitere Werke, die in der Fachwelt große Beachtung fanden: »Physikalische Grundlagen der Gleich- und Wechselstromtechnik«, »Elektrische Meßkunde« und »Prinzip und Wirkungsweise der Wattmeter und Elektrizitätszähler«. Außerdem war er Mitarbeiter an mehreren Sammelwerken und verfasste in verschiedenen Fachzeitschriften vielbeachtete Aufsätze.
Alexander Königswerther gehörte der Zählerkommission des Verbandes deutscher Elektrotechniker an und war Vorsitzender in der Normenkommission der Elektrizitätszähler im Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie.
Alexander Königswerther wohnte etwa 40 Jahre in zwei Zimmern zur Untermiete bei Gertrud Hedwig Emma Muschner am Bismarckplatz 1 (jetzt Pastor-Niemöller- Platz 2). In seinem Testament setzte er ihre Tochter Charlotte Sentz zur Alleinerbin ein. Wann er in die Florastraße 59 zu Erich Rosenthal gezogen ist, ist nicht bekannt. Im Telefonbuch ist zu Erich Rosenthal angegeben »Fabrikdirektor a.D.«.
Am 30.Juni 1933 wurde Alexander Königswerther mit 56 Jahren in den Ruhestand versetzt.
Sein Neffe Helmut Salomon erwähnt in dem Buch »Heil und Unheil Eine Hamburger Familie 1904 – 1941«, dass sein Onkel Alex ihm zu seinem zehnten Geburtstag (1928) ein damals »neumodisches piezoelektrisches Tischradio« geschenkt habe.
Durch die Heirat seiner Schwester Lucie mit Paul Salomon war Alexander Königswerther mit der Familie Salomon verwandt. Der Arzt Oskar Salomon und seine Ehefrau Martha geborene Heilbrun, sowie deren Sohn Hans, Amtsgerichtsrat außer Dienst, lebten in Gera. Diese Familie nahm sich am 18.September 1941 das Leben. Als letzten Anlass gab Oskar Salomon die Verordnung zum Tragen des »Judensternes« in einem Abschiedsbrief an. Der Arzt Oskar Salomon soll seiner Verwandtschaft in Hamburg, Halle und Berlin das Schlafmittel Veronal zukommen lassen haben, was in Überdosis genommen tödlich wirkte.
Am 22.September 1941 nahmen sich die Schwester Lucie Königswerther und ihr Mann Paul Salomon in Hamburg das Leben. Auf den Sterbeurkunden ist als Todesursache » Selbstmord durch Vergiftung« angegeben. Ihre vier Kinder konnten rechtzeitig emigrieren. Alexander Königswerther hatte die traurige Aufgabe, die Beerdigung zu organisieren und die Verwandten und den ganzen engeren Freundeskreis zu benachrichtigen. Es hatte ihm große Mühe bereitet, eine Reiseerlaubnis für Hamburg zu erhalten. Die Beerdigung fand am 5.Oktober auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf statt. In einem Brief an die Kinder von Lucie Königswerther und Paul Salomon schrieb er: »[...] Ich benachrichtigte den ganzen engeren Freundeskreis und alle kamen. Wie es der Wunsch Eurer lieben Eltern war, fand keinerlei Feier statt. In stillem Gedenken verweilten wir eine kurze Zeit vor den aufgestellten, mit Rosen geschmückten Urnen (von Fr. Paula M und Lotte Sentz, Niederschönhausen), von mir ein großer Kranz und viele, viele Blumen von dem Freundeskreis. Dann kam der letzte Gang, und in tiefster Ergriffenheit fand die Beisetzung statt. Ich hatte an den folgenden Tagen, die ich noch bleiben konnte, mehrere Besprechungen mit dem Testamentsvollstrecker und anderen beteiligten Herren. Je mehr ich in alles eindringe, wird mir immer klarer, wie die Fürsorge für Euch die Guten zu dem letzten Schritt veranlasst hat, wenn auch die Unmöglichkeit. die Wohnung allein zu behalten und gewisse äußere Umstände vielleicht mit den Ausschlag gegeben haben. Ihr werdet, wenn Ihr darüber nachdenkt, sicher Verständnis aufbringen. Später wird es möglich sein, vielleicht Euch alles ausführlicher zu erklären, wenn ich es erlebe.
[...] Schreibt mir wie bisher Euren lieben Eltern. Für heute nur noch herzlichste Grüße Euer alter treuer Onkel Alex«.
Und in einem Geburtstagsbrief an seinen Neffen Helmut Salomon schreibt er: »[...] Ob ich überhaupt dies alles noch mitmache, werde ich mir sehr gut überlegen. Die Eltern haben vieles prophetisch vorausgesehen und der Weg, den sie gegangen sind, steht mir ja offen. Ich habe von O.F. [Ferdinand Bloch-Bauer, Onkel von Lucie Königswerther, der in der Schweiz lebte], mit dem ich laufend korrespondiere und der gern seinen Lebensabend mit mir verbringen möchte, gestern Nachricht gehabt, dass zu ihm zu kommen augenblicklich ausgeschlossen ist. Aber das gehört eigentlich nicht in einen Geburtstagsbrief.«
Am 24. August 1942 nahm sich Alexander Königswerther in der Florastraße 59 in der Wohnung von Erich Rosenthal das Leben. In diese Wohnung war er nicht mehr freiwillig gezogen. Erich Rosenthal benachrichtigte das Jüdische Krankenhaus, wo er in derselben Nacht infolge einer Schlafmittelvergiftung starb.
Alexander Königswerther wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee ohne Grabstein begraben: Bestattungsnummer 109461 im Gräberfeld S 2 in der Reihe 10