Max Freystadt

Verlegeort
Pauline-Staegemann-Straße 2
Historischer Name
Barnimstr. 32
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
08. September 2022
Geboren
06. Juli 1866 in Berlin
Beruf
Schneider
Deportation
am 19. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
März 1943 in Theresienstadt

Max Freystadt kam am 6. Juli 1866 in Berlin als Sohn des jüdischen Kaufmanns Daniel Freystadt und dessen Ehefrau Johanna, geb. Quiatowsky, zur Welt. Max hatte mindestens noch sieben Geschwister: Fanny (*1859), Henriette (*1860), Emma (*1862), Hedwig (*1865), Eduard (*1869), Therese (*1872) und Margarete (*1874). Die Familie wohnte in der Gegend nordöstlich des Alexanderplatzes.

Max Freystadt erlernte den Beruf des Schneiders. Er heiratete am 23. Januar 1897 in Berlin Rosa Brasch, geb. am 23. Februar 1871 in Santomischel (Posen). Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das Ehepaar bekam drei Söhne: Dagobert (*23. Dezember 1897), Erich (*25. Februar 1899) und Herbert (*12. September 1900).

Die Familie wohnte zunächst in der Höchsten Straße. Max Freystadt war ca. von 1900 bis 1903 Mitinhaber der Firma „Leopold Cohn & Freystadt, Kurbelstickerei für Konfektion und Dekoration“. Um 1904 zogen die Freystadts in die Barnimstraße 39, etwa 1907 in die Georgenkirchstraße 6. Max Freystadt verdiente den Lebensunterhalt der Familie als Konfektionsschneider, Rosa war Hausfrau.

Seit April 1914 bewohnte die Familie Freystadt eine Drei-Zimmer-Wohnung in der Barnimstraße 32. Das Haus existiert nicht mehr, es befand sich dort, wo heute die Nordostseite des Hauses Pauline-Staegemann-Straße 2 ist.

Alle drei Söhne des Ehepaars Freystadt nahmen als Soldaten am Ersten Weltkrieg teil. Der älteste Sohn Dagobert fiel kurz vor Kriegsende, am 27. September 1918, im Norden Frankreichs im Alter von 20 Jahren.

Max Freystadt betrieb in der Barnimstraße 32 eine Werkstatt für Damenkonfektion: Er erhielt Stoffe, die in der Werkstatt zugeschnitten und anschließend in Heimarbeit genäht wurden. Wenn die Heimarbeiterinnen die Fertigstücke in der Konfektionswerkstatt wieder ablieferten, wurden diese überprüft, gebügelt und Knöpfe angenäht, bevor die Kleidung an die Fabrikanten geliefert wurde. Sohn Erich arbeitete seit 1924 in der Werkstatt als Zuschneider mit, auch Rosa Freystadt war dort tätig.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Freystadt. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Der jüngste Sohn Herbert schildert nach dem Krieg in den Wiedergutmachungsakten, dass die Familie dauernden Belästigungen von SA-Leuten aus der Nachbarschaft ausgesetzt war. Herbert Freystadt hatte sich gerade als Mantelfabrikant selbständig gemacht und bekam nun den Boykott jüdischer Geschäftsleute zu spüren. Er musste seinen Betrieb aufgeben und wanderte 1934 mit seiner Frau Natalie, geb. Jacoby, über Paris nach Barcelona aus. Dort blieb er bis 1937 und emigrierte dann nach Argentinien.

Aus Furcht vor Repressalien verließen bereits 1937 etliche langjährige nicht-jüdische Heimarbeiterinnen die Konfektionswerkstatt von Max Freystadt, 1938 wurde die Familie von der Polizei gezwungen, den Betrieb endgültig zu schließen. Sohn Erich emigrierte im Frühjahr 1939 nach St. Gallen in die Schweiz und hatte eigentlich vor, seine Eltern nachkommen zu lassen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 wurden Max und Rosa Freystadt am 19. August 1942 mit dem 45. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Rosa Freystadt starb am 3. März 1943. Laut ihrer Todesfallanzeige litt sie an Kachexie, war also stark abgemagert und körperlich geschwächt, und starb an Herzversagen. Max Freystadt kam ebenfalls im März 1943 in Theresienstadt ums Leben, das genaue Datum ist unbekannt.

Max' Schwestern Emma und Therese Freystadt, die beide unverheiratet blieben, wurden von ihrem letzten Wohnort in der Barnimstraße 30 am 2. Juli 1942 mit dem 13. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Emma starb bereits nach drei Wochen am 23. Juli, Therese am 13. September 1942. Die Schwester Fanny, verheiratete Lesser, wurde am 10. August 1942 mit dem 40. Alterstransport nach Theresienstadt verschleppt, wo sie am 14. Januar 1943 ums Leben kam.

Max' Schwester Hedwig Freystadt war bereits 1905, die Schwester Henriette, verheiratete Krumbeck, 1926 verstorben. Sein Bruder Eduard starb 1936, die Schwester Margarete Freystadt im Januar 1939.

Herbert Freystadt wanderte 1955 von Argentinien in die USA aus, er verstarb 1979 in Los Angeles. Sein Bruder Erich blieb ledig, er starb 1990 in einem evangelischen Pflegeheim in St. Gallen.