Rede von Raymond Fromm (Enkel von Julius Fromm) aus Anlass der Stolpersteinverlegung am 4. September 2010
"Liebe Anwesende!
Wir befinden uns heute, fast genau 71 Jahre nach Ausbruch des 2. Weltkriegs, hier vor der Villa, in der mein Großvater Julius Fromm bis 1938 wohnte. Im Alter von zehn Jahren war er 1893 mit seinen Eltern und sieben Geschwistern als arme Immigrantenfamilie aus Konin im damalig russischen Polen nach Berlin gekommen. Hier in der deutschen Hauptstadt erfand er das erste saumlose Kondom und gründete im Jahre 1919 seine innovative Herstellungsfirma, die er kraft seines Genies, unermüdlichen Fleißes und modernen, erfinderischen Geistes zur höchsten Blüte brachte. Im selben Jahr seiner Firmengründung zog er mit seiner Frau Selma, seinen jungen Söhnen Max und Herbert hierher in die Rolandstraße 4 und alsbald kam mein Vater Edgar am 26. Oktober des gleichen Jahres hier in diesem Hause zur Welt.
Julius’ blühende Firma wurde aber während des Dritten Reiches bald zum Objekt neidischer Raubbegierde, und so musste er sich im Juli 1938 dem Zwangsverkauf und Arisierung von allem, was er allein aufgebaut hatte, bedrängt unterwerfen.
Sozusagen als Entschädigung wurde es ihm von den Nazi Behörden erlaubt, sein Leben zu retten und aus dem Deutschen Reich nach England auszuwandern, wo er dann später, vier Tage nach Kriegsende am 12. Mai 1945, ohne seine Villa wiederzusehen, starb.
Seine drei Söhne befanden sich schon im Ausland, und so gab es niemanden, der sich ums Haus kümmern würde. Julius entschloss, dass Haus nicht zu verkaufen, vielmehr überließ er es Elvira Fromm, der Frau seines älteren Bruders Salomon, sowie seiner Schwester Else (auch Esther genannt) und deren Mann Willy Brandenburg.
Vom Jahre 1939 an nutzten und hüteten diese drei die Villa, und es dauerte nicht lange, bis die städtischen Behörden aus der Villa ein sogenanntes „Judenhaus“ machten, d.h. es wurden andere im hiesigen Viertel lebende Juden zwangsweise hier einquartiert, bis sie entweder in den Freitod gingen oder von diesem Haus aus östlich in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Wir wollen die Namen der drei Personen, die der Fromm/Brandenburg Familie nicht angehörten, und für die es heute nicht möglich war, Stolpersteine zu legen, gedenken: die verwitwete Jenny Steinfeld geb. Blum, in Eylau, Westpreußen 1865 zur Welt gekommen. Sie musste ihre
gutbürgerliche Wohnung in der Freiherr-vom-Stein Straße 6 am 29. September 1941 verlassen und „schweren Herzens“ in ein Zimmer in der Fromm’schen Villa übersiedeln. Am 27. August 1942 nahm sie sich verzweifelt das Leben. Ferner gedenken wir auch Charlotte Malinowski geb. Citron, 1890 in Berlin geboren, sowie ihren Mann Wolf Malinowksi, von Beruf Jurist, 1882 in Pleschen bei Posen geboren. Das Ehepaar Malinowski musste 1942 in das „Judenhaus“ in der Rolandstraße ziehen und musste ihr Zimmer im Haus Ende Februar 1943 räumen. Drei Monate später am 18. Mai 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert.
Nicht nur wurde die höchst rentable Firma meines Großvaters zum Objekt Nazi Raubs, sondern nach der Wannsee Konferenz im Januar 1942, welche das Schicksal europäischen Judentums mit der Schandtat der Endlösung besiegelte, auch seine Rolandstraße Villa. Die Behörden beschlossen Ende 1942, das Haus seiner jüdischen Insassen zu räumen, um es dann einem Günstling des NS-Staates, nämlich dem Kriegshelden und Ritterkreuz mit Eichenlaub tragenden SS Oberst Wolf Hagemann, als ein ansprechendes Domizil zu übergeben. Trotz kriegsbedingten Baustopps ordnete Hagemann Bau- und Ergänzungsarbeiten an, für die er nicht selbst zahlte, sondern die aus dem gesperrten Bankkonto Julius Fromms bezahlt wurden. Im Sommer 1943 zog Oberst Hagemann mit Familie hier ein und blieb bis Ende April 1945, als er vor der anrückenden russischen Armee schnellstens westwärts fliehen musste. Im Gegensatz zu den jüdischen Insassen der Villa lebte Hagemann fast vier Jahrzehnte weiter und starb eines natürlichen Todes in Bayern im hohen Alter im Jahre 1983. Die Bakosten zahlte er der Familie Fromm nie zurück!
Einige Monate vor dem Einzug Oberst Hagemanns hatten die Behörden die Rolandstraße 4 geräumt. In der Frühe des 3. März 1943 holte die Gestapo die drei Bewohner, die im Haus noch lebten:
erstens, Elvira Fromm geb. Silbergleit, Schwägerin Julius Fromms und Mutter der hier anwesenden Ruth Fromm, die 90 Jahre jung die lange Reise aus New York gemacht hat, um in ihre Geburtsstadt wiederzukehren und um heute speziell bei diesen Stolperstein Verlegungen teilzunehmen;
zweitens, Else Brandenburg geb. Fromm und,
drittens, ihr Gatte Willy Brandenburg, der Mitinhaber einer anderen Familienfirma, nämlich Fromms Kosmetik, war. Laut damaligem Bericht einer Portierfrau von nebenan verließen die drei das Haus „nur mit einem Bündelchen und mit einer Reisedecke“ ausgestattet. Das Wenige, das sie mit sich nahmen, wurde ihnen nicht lange nutzen, denn alle drei wurden am 6. März 1943 mit dem 35. Osttransport nach Auschwitz deportiert.
Der Zug traf am Morgen des 7. März 1943 in Auschwitz ein. Es ist dokumentiert, dass von diesem Transport bei Selektion, die in Auschwitz gleich nach Ankunft eines Zuges ausgeführt wurde, 153 Männer und 65 Frauen zur Zwangsarbeit herausgesucht wurden. Die anderen wurden am gleichen Tag vergast, darunter Elvira Fromm, Else und Willy Brandenburg.
Wir legen hier heute auch einen Stolperstein in Erinnerung an Liesbeth Brandenburg, die unverheiratete Schwester Willy Brandenburgs. Im Jahre 1885 in Kohlberg, Pommern geboren, lebte sie in der Rolandstraße Nr. 4 ab November 1941. Am 5. Juli 1942 musste sie das Haus verlassen und wurde dann mit dem 22. Berliner „Alterstransport“ nach Theresienstadt verschleppt, wo sie am 15. April 1943 starb.
Nicht zuletzt gedenken wir heute auch Berthold Fromm, Ruth Fromms Bruder. Sein war ein anderes, fast noch tragischeres Schicksal als Vergasung im Vernichtungslager. Berthold wurde am 20. November 1941 aus unbekannten Gründen verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Ein halbes Jahr später, am 18. Mai 1942, hatte die Widerstandsgruppe um den jüdischen Kommunisten Herbert Baum gegen die Hassausstellung „Das Sowjetparadies“, die im Berliner Lustgarten gezeigt wurde, einen wenig wirksamen Brandanschlag verübt. Bald darauf ordnete Heinrich Himmler persönlich an, dass 250 jüdische Geisel als Vergeltung für diese jüdische Untat erschossen werden sollten. Beim
Mittagsappell im KZ Sachsenhausen am 28. Mai 1942 wurde befohlen, dass alle Juden heraustreten sollten. Berthold Fromm befand sich unter dieser Gruppe Juden und wurde gleich für Hinrichtung selektiert. Für den 28. Mai 1942 vermerkte der beim städtischen Standesamt Oranienburg zuständige Beamte: „Auf Befehl erschossen“, und als Todeszeitpunkt gab
er 19 Uhr an.
Keiner der fünf, die wir hier in Erinnerung bringen, wurde begraben, sondern in bewusstem Verstoß gegen jüdische Sitte, bei der die Toten nicht kremiert werden sollen, wurden ihre sterblichen Überreste den Flammen übergeben. So haben sie kein Grab und somit auch keinen Grabstein, der als Denkmal an ihre einstige Existenz dienen kann. Die Stolpersteine, die wir hier heute legen, sollen daher als ihre Grabsteine dienen.
Die Familie Fromm ist heutzutage in aller Welt verstreut und setzt sich am heutigen Tag zusammen aus meiner schon erwähnten Cousine Ruth aus New York, aus meinem Cousin Henri-Jean und Familie aus Paris und aus meiner eigenen Familie, die in London lebt. Wir alle sind dem Bildhauer Günther Demnig, sowie dem Evangelischen Kirchenkreis Teltow-
Zehlendorf, insbesondere dem Leiter des Stolperstein Projekts, Herrn Michael Rohrmann, für ihre Unterstützung äußerst dankbar. Sie haben es uns ermöglicht, ein kleines, schlichtes aber dennoch wichtiges Denkmal für die fünf Opfer des Holocausts hier vor ihrem letzten Wohnort zu errichten.
Wir danken auch aus tiefstem Herzen die jetzigen Besitzer der Rolandstraße 4, Volker und Saskia Isensee, für ihre stets positive Unterstützung für unser Projekt. Leider sollte Volker die Durchführung dieses Projekts nicht mehr sehen, denn er ist uns vor sechs Wochen durch einen Hirntumor allzu frühzeitig entnommen worden. Mit großer Freude hätte er bestimmt die Stolpersteine vor seinem Haus liegen sehen, und wir gedenken seiner auch am heutigen Tag.
Liebe Anwesende, man kann die Gegenwart nur im Sinne der Vergangenheit verstehen, in der großen Hoffnung, dass es eine bessere Zukunft ohne Hass, ohne Mord, ohne Neid, ohne Raub und ohne jeglichen Rassismus geben wird.
Das Legen dieser Stolpersteine wird bestimmt an die schrecklichen Ereignisse des Dritten Reichs erinnern und als kleines, aber dennoch wichtiges Mahnmal stehen. Denn wer die Ereignisse der Vergangenheit absichtlich übersieht und bewusst vergisst, wird früher oder später dazu verurteilt, sie zu wiederholen.
Vielen Dank. Raymond Fromm"
"Liebe Anwesende!
Wir befinden uns heute, fast genau 71 Jahre nach Ausbruch des 2. Weltkriegs, hier vor der Villa, in der mein Großvater Julius Fromm bis 1938 wohnte. Im Alter von zehn Jahren war er 1893 mit seinen Eltern und sieben Geschwistern als arme Immigrantenfamilie aus Konin im damalig russischen Polen nach Berlin gekommen. Hier in der deutschen Hauptstadt erfand er das erste saumlose Kondom und gründete im Jahre 1919 seine innovative Herstellungsfirma, die er kraft seines Genies, unermüdlichen Fleißes und modernen, erfinderischen Geistes zur höchsten Blüte brachte. Im selben Jahr seiner Firmengründung zog er mit seiner Frau Selma, seinen jungen Söhnen Max und Herbert hierher in die Rolandstraße 4 und alsbald kam mein Vater Edgar am 26. Oktober des gleichen Jahres hier in diesem Hause zur Welt.
Julius’ blühende Firma wurde aber während des Dritten Reiches bald zum Objekt neidischer Raubbegierde, und so musste er sich im Juli 1938 dem Zwangsverkauf und Arisierung von allem, was er allein aufgebaut hatte, bedrängt unterwerfen.
Sozusagen als Entschädigung wurde es ihm von den Nazi Behörden erlaubt, sein Leben zu retten und aus dem Deutschen Reich nach England auszuwandern, wo er dann später, vier Tage nach Kriegsende am 12. Mai 1945, ohne seine Villa wiederzusehen, starb.
Seine drei Söhne befanden sich schon im Ausland, und so gab es niemanden, der sich ums Haus kümmern würde. Julius entschloss, dass Haus nicht zu verkaufen, vielmehr überließ er es Elvira Fromm, der Frau seines älteren Bruders Salomon, sowie seiner Schwester Else (auch Esther genannt) und deren Mann Willy Brandenburg.
Vom Jahre 1939 an nutzten und hüteten diese drei die Villa, und es dauerte nicht lange, bis die städtischen Behörden aus der Villa ein sogenanntes „Judenhaus“ machten, d.h. es wurden andere im hiesigen Viertel lebende Juden zwangsweise hier einquartiert, bis sie entweder in den Freitod gingen oder von diesem Haus aus östlich in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Wir wollen die Namen der drei Personen, die der Fromm/Brandenburg Familie nicht angehörten, und für die es heute nicht möglich war, Stolpersteine zu legen, gedenken: die verwitwete Jenny Steinfeld geb. Blum, in Eylau, Westpreußen 1865 zur Welt gekommen. Sie musste ihre
gutbürgerliche Wohnung in der Freiherr-vom-Stein Straße 6 am 29. September 1941 verlassen und „schweren Herzens“ in ein Zimmer in der Fromm’schen Villa übersiedeln. Am 27. August 1942 nahm sie sich verzweifelt das Leben. Ferner gedenken wir auch Charlotte Malinowski geb. Citron, 1890 in Berlin geboren, sowie ihren Mann Wolf Malinowksi, von Beruf Jurist, 1882 in Pleschen bei Posen geboren. Das Ehepaar Malinowski musste 1942 in das „Judenhaus“ in der Rolandstraße ziehen und musste ihr Zimmer im Haus Ende Februar 1943 räumen. Drei Monate später am 18. Mai 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert.
Nicht nur wurde die höchst rentable Firma meines Großvaters zum Objekt Nazi Raubs, sondern nach der Wannsee Konferenz im Januar 1942, welche das Schicksal europäischen Judentums mit der Schandtat der Endlösung besiegelte, auch seine Rolandstraße Villa. Die Behörden beschlossen Ende 1942, das Haus seiner jüdischen Insassen zu räumen, um es dann einem Günstling des NS-Staates, nämlich dem Kriegshelden und Ritterkreuz mit Eichenlaub tragenden SS Oberst Wolf Hagemann, als ein ansprechendes Domizil zu übergeben. Trotz kriegsbedingten Baustopps ordnete Hagemann Bau- und Ergänzungsarbeiten an, für die er nicht selbst zahlte, sondern die aus dem gesperrten Bankkonto Julius Fromms bezahlt wurden. Im Sommer 1943 zog Oberst Hagemann mit Familie hier ein und blieb bis Ende April 1945, als er vor der anrückenden russischen Armee schnellstens westwärts fliehen musste. Im Gegensatz zu den jüdischen Insassen der Villa lebte Hagemann fast vier Jahrzehnte weiter und starb eines natürlichen Todes in Bayern im hohen Alter im Jahre 1983. Die Bakosten zahlte er der Familie Fromm nie zurück!
Einige Monate vor dem Einzug Oberst Hagemanns hatten die Behörden die Rolandstraße 4 geräumt. In der Frühe des 3. März 1943 holte die Gestapo die drei Bewohner, die im Haus noch lebten:
erstens, Elvira Fromm geb. Silbergleit, Schwägerin Julius Fromms und Mutter der hier anwesenden Ruth Fromm, die 90 Jahre jung die lange Reise aus New York gemacht hat, um in ihre Geburtsstadt wiederzukehren und um heute speziell bei diesen Stolperstein Verlegungen teilzunehmen;
zweitens, Else Brandenburg geb. Fromm und,
drittens, ihr Gatte Willy Brandenburg, der Mitinhaber einer anderen Familienfirma, nämlich Fromms Kosmetik, war. Laut damaligem Bericht einer Portierfrau von nebenan verließen die drei das Haus „nur mit einem Bündelchen und mit einer Reisedecke“ ausgestattet. Das Wenige, das sie mit sich nahmen, wurde ihnen nicht lange nutzen, denn alle drei wurden am 6. März 1943 mit dem 35. Osttransport nach Auschwitz deportiert.
Der Zug traf am Morgen des 7. März 1943 in Auschwitz ein. Es ist dokumentiert, dass von diesem Transport bei Selektion, die in Auschwitz gleich nach Ankunft eines Zuges ausgeführt wurde, 153 Männer und 65 Frauen zur Zwangsarbeit herausgesucht wurden. Die anderen wurden am gleichen Tag vergast, darunter Elvira Fromm, Else und Willy Brandenburg.
Wir legen hier heute auch einen Stolperstein in Erinnerung an Liesbeth Brandenburg, die unverheiratete Schwester Willy Brandenburgs. Im Jahre 1885 in Kohlberg, Pommern geboren, lebte sie in der Rolandstraße Nr. 4 ab November 1941. Am 5. Juli 1942 musste sie das Haus verlassen und wurde dann mit dem 22. Berliner „Alterstransport“ nach Theresienstadt verschleppt, wo sie am 15. April 1943 starb.
Nicht zuletzt gedenken wir heute auch Berthold Fromm, Ruth Fromms Bruder. Sein war ein anderes, fast noch tragischeres Schicksal als Vergasung im Vernichtungslager. Berthold wurde am 20. November 1941 aus unbekannten Gründen verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Ein halbes Jahr später, am 18. Mai 1942, hatte die Widerstandsgruppe um den jüdischen Kommunisten Herbert Baum gegen die Hassausstellung „Das Sowjetparadies“, die im Berliner Lustgarten gezeigt wurde, einen wenig wirksamen Brandanschlag verübt. Bald darauf ordnete Heinrich Himmler persönlich an, dass 250 jüdische Geisel als Vergeltung für diese jüdische Untat erschossen werden sollten. Beim
Mittagsappell im KZ Sachsenhausen am 28. Mai 1942 wurde befohlen, dass alle Juden heraustreten sollten. Berthold Fromm befand sich unter dieser Gruppe Juden und wurde gleich für Hinrichtung selektiert. Für den 28. Mai 1942 vermerkte der beim städtischen Standesamt Oranienburg zuständige Beamte: „Auf Befehl erschossen“, und als Todeszeitpunkt gab
er 19 Uhr an.
Keiner der fünf, die wir hier in Erinnerung bringen, wurde begraben, sondern in bewusstem Verstoß gegen jüdische Sitte, bei der die Toten nicht kremiert werden sollen, wurden ihre sterblichen Überreste den Flammen übergeben. So haben sie kein Grab und somit auch keinen Grabstein, der als Denkmal an ihre einstige Existenz dienen kann. Die Stolpersteine, die wir hier heute legen, sollen daher als ihre Grabsteine dienen.
Die Familie Fromm ist heutzutage in aller Welt verstreut und setzt sich am heutigen Tag zusammen aus meiner schon erwähnten Cousine Ruth aus New York, aus meinem Cousin Henri-Jean und Familie aus Paris und aus meiner eigenen Familie, die in London lebt. Wir alle sind dem Bildhauer Günther Demnig, sowie dem Evangelischen Kirchenkreis Teltow-
Zehlendorf, insbesondere dem Leiter des Stolperstein Projekts, Herrn Michael Rohrmann, für ihre Unterstützung äußerst dankbar. Sie haben es uns ermöglicht, ein kleines, schlichtes aber dennoch wichtiges Denkmal für die fünf Opfer des Holocausts hier vor ihrem letzten Wohnort zu errichten.
Wir danken auch aus tiefstem Herzen die jetzigen Besitzer der Rolandstraße 4, Volker und Saskia Isensee, für ihre stets positive Unterstützung für unser Projekt. Leider sollte Volker die Durchführung dieses Projekts nicht mehr sehen, denn er ist uns vor sechs Wochen durch einen Hirntumor allzu frühzeitig entnommen worden. Mit großer Freude hätte er bestimmt die Stolpersteine vor seinem Haus liegen sehen, und wir gedenken seiner auch am heutigen Tag.
Liebe Anwesende, man kann die Gegenwart nur im Sinne der Vergangenheit verstehen, in der großen Hoffnung, dass es eine bessere Zukunft ohne Hass, ohne Mord, ohne Neid, ohne Raub und ohne jeglichen Rassismus geben wird.
Das Legen dieser Stolpersteine wird bestimmt an die schrecklichen Ereignisse des Dritten Reichs erinnern und als kleines, aber dennoch wichtiges Mahnmal stehen. Denn wer die Ereignisse der Vergangenheit absichtlich übersieht und bewusst vergisst, wird früher oder später dazu verurteilt, sie zu wiederholen.
Vielen Dank. Raymond Fromm"