Wolfgang Götz Zerban

Verlegeort
Salzbrunner Str. 12
Bezirk/Ortsteil
Schmargendorf
Verlegedatum
04. Juni 2021
Geboren
26. Januar 1941 in Berlin
Ermordet
23. Juli 1944 in Konradsheim (Heilanstalt)

Wolfgang Götz Zerban wurde am 26. Januar 1941 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Max Zerban, geboren 1905, Oberregierungsrat im Reichsarbeitsministerium und Helene Zerban, geboren 1904. Er hatte fünf Geschwister: Marianne (geboren 1940), Werner (ge­boren 1942, gestorben 1944), Heide (geboren 1944), Irene (geboren und gestorben 1945) und Hans-Hartmut (geboren 1953, gestorben 2017).

Wolfgang Götz Zerban wurde mit dem Down Syndrom geboren und wuchs die ersten beiden Lebensjahre im Elternhaus der Familie in der Salzbrunner Str. 12 in Berlin-Schmargendorf auf.

Im Sommer 1941 wurde die Mutter mit ihren damals drei Kindern nach Tolkemit (Landkreis Elbing Westpreussen) evakuiert. Der Vater blieb aufgrund seiner Stellung in Berlin und besuchte nur zeitweilig seine Familie.

Mit dem vierten Kind schwanger, ersuchte Wolfgangs Mutter im Herbst 1943 um seine Aufnahme in einer Anstalt, da sie offenkundig mit der Betreuung des Kindes in der generell prekären Lage und unsicheren Wohnsituation überfordert war und sich um das Wohl des ungeborenen Geschwisterkindes sorgte. Wolfgang kam in die sog. „Kinderfachabteilung“ der Heil- und Pflegeanstalt Konradstein in Preußisch Stargard.

Wolfgang erhielt die Kranken- und Verwaltungsakte mit der Nummer 5981. Der stellvertretende Anstaltsdirektor Hans Arnold Schmidt ist darin als behandelnder Arzt belegt. Die Krankenakte beschreibt das zweijährige Kind als „boshaft“, „widerspenstig“ und „zerstörungswütig“. Das Martyrium des Kindes mit mehreren Infekten wird kühl-sachlich beschrieben, Hinweise auf eine medizinische Behandlung oder Linderung von Beschwerden finden sich hingegen nicht. In einem Bericht an den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ vom 31. März 1944 konstatierte der Anstaltsdirektor Dr. Waldemar Siemens für Wolfgang Zerban eine „Erziehungsunfähigkeit“ und schloß lapidar mit „Diagnose: Mongolismus, Prognose: Aussichtslos.“ ab.

In der Unterabteilung II b der Kanzlei des Führers wurden die Meldebögen von Hans Hefelmann oder seinem Stellvertreter Richard von Hegener bearbeitet und dann an die drei vom Reichsausschuss bestellten Gutachter Professor Hans Heinze, Dr. Ernst Wentzler und Professor Werner Catel weitergegeben, die jeden einzelnen Fall aufgrund der Meldebögen zu entscheiden hatten. Wolfgang Zerban wurde mit dem Merkzeichen „+“ als Euthanasiefall zur „Behandlung“ und damit Ermordung „freigegeben“.

Im Juni 1944 spricht die Krankenakte von „zunehmender Verschlechterung des Gesamtzustandes, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.“ Die Sterbeurkunde weist den 23. Juli 1944 als Todesdatum auf. Als Todesursache findet sich in der Krankenakte Drüsentuberkulose. Wolfgang Zerban wurde mit der laufenden Nummer 7054 auf dem Anstaltsfriedhof im Grab 138 bestattet.

Die über Monate penibel dokumentierten Fieberkurven mit zwei Messungen für jeden einzelnen Tag enden zwei Tage vor dem Todesdatum, als das Blatt voll ist, so als sei man sich einig gewesen, dass es aufgrund des unausweichlichen vorbestimmten grausamen Endes nicht erforderlich sei, ein neues Formblatt in der Akte anzulegen.

An Wolfgang Götz Zerban wird auch im virtuellen „Gedenkort T4“ erinnert: Wolfgang Götz Zerban aus Berlin | Gedenkort T4 (gedenkort-t4.eu) In der Tiergartenstraße 4 in Berlin stand die Villa, in der seit 1940 unter der Bezeichnung „Zentraldienststelle“ verschiedene Tarnorganisationen ihren Sitz hatten, die das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 umsetzten und den sog. „Krankenmord“, das Euthanasie - Pogramm, konkret planten, dem ca. 300 000 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten zum Opfer fielen. Zudem überlebten viele der 400 000 bereits zu Beginn der Aktion zwangssterilisierten Menschen die Operationen nicht.

Hans Arnold Schmidt, der stellvertretende Anstaltsdirektor der „Heil- und Pflegeanstalt Konradstein“ in Preußisch Stargard, in der Wolfgang Götz Zerban ermordet wurde, arbeitete nach dem Krieg in Hamburg als Amtsarzt bis 1963. Einer Bestrafung für die von ihm verübten Gräuel entging er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes. Er starb 1973.


 

Wolfgang Götz Zerban wurde am 26. Januar 1941 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Max Zerban, geboren 1905, Oberregierungsrat im Reichsarbeitsministerium, und Helene Zerban, geboren 1904. Er hatte fünf Geschwister: Marianne (geboren 1940), Werner (ge­boren 1942, gestorben 1944), Heide (geboren 1944), Irene (geboren und gestorben 1945) und Hans-Hartmut (geboren 1953, gestorben 2017).

Wolfgang Götz Zerban wurde mit dem Down-Syndrom geboren und wuchs die ersten beiden Lebensjahre in seinem Elternhaus in der Salzbrunner Straße 12 in Berlin-Schmargendorf auf.

Im Sommer 1941 wurde die Mutter mit ihren damals drei Kindern nach Tolkemit (Landkreis Elbing, Westpreußen) evakuiert. Der Vater blieb aufgrund seiner Stellung in Berlin und besuchte nur zeitweilig seine Familie.

Mit dem vierten Kind schwanger, ersuchte Wolfgangs Mutter im Herbst 1943 um seine Aufnahme in einer Anstalt, da sie offenkundig mit der Betreuung des Kindes in der generell prekären Lage und unsicheren Wohnsituation überfordert war und sich um das Wohl des ungeborenen Geschwisterkindes sorgte. Wolfgang kam in die sogenannte „Kinderfachabteilung“ der Heil- und Pflegeanstalt Konradstein in Preußisch Stargard.

Wolfgang erhielt die Kranken- und Verwaltungsakte mit der Nummer 5981. Der stellvertretende Anstaltsdirektor Hans Arnold Schmidt ist darin als behandelnder Arzt belegt. Die Krankenakte beschreibt das zweijährige Kind als „boshaft“, „widerspenstig“ und „zerstörungswütig“. Das Martyrium des Kindes mit mehreren Infekten wird kühl-sachlich beschrieben, Hinweise auf eine medizinische Behandlung oder Linderung von Beschwerden finden sich hingegen nicht. In einem Bericht an den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ vom 31. März 1944 konstatierte der Anstaltsdirektor Dr. Waldemar Siemens für Wolfgang Zerban eine „Erziehungsunfähigkeit“ und schloss lapidar mit „Diagnose: Mongolismus, Prognose: Aussichtslos“ ab.

In der Unterabteilung II b der Kanzlei des Führers wurden die Meldebögen von Hans Hefelmann oder seinem Stellvertreter Richard von Hegener bearbeitet und dann an die drei vom Reichsausschuss bestellten Gutachter Professor Hans Heinze, Dr. Ernst Wentzler und Professor Werner Catel weitergegeben, die jeden einzelnen Fall aufgrund der Meldebögen zu entscheiden hatten. Wolfgang Zerban wurde mit dem Merkzeichen „+“ als Euthanasiefall zur „Behandlung“ und damit Ermordung „freigegeben“.

Im Juni 1944 spricht die Krankenakte von „zunehmender Verschlechterung des Gesamtzustandes, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.“ Die Sterbeurkunde weist den 23. Juli 1944 als Todesdatum auf. Als Todesursache findet sich in der Krankenakte Drüsentuberkulose. Wolfgang Zerban wurde mit der laufenden Nummer 7054 auf dem Anstaltsfriedhof im Grab 138 bestattet.

Die über Monate penibel dokumentierten Fieberkurven mit zwei Messungen für jeden einzelnen Tag enden zwei Tage vor dem Todesdatum, als das Blatt voll ist, so als sei man sich einig gewesen, dass es aufgrund des unausweichlichen, vorbestimmten grausamen Endes nicht erforderlich sei, ein neues Formblatt in der Akte anzulegen.

An Wolfgang Götz Zerban wird auch im virtuellen „Gedenkort T4“ erinnert: Wolfgang Götz Zerban aus Berlin | Gedenkort T4 (gedenkort-t4.eu). In der Tiergartenstraße 4 in Berlin stand die Villa, in der seit 1940 unter der Bezeichnung „Zentraldienststelle“ verschiedene Tarnorganisationen ihren Sitz hatten, die das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 umsetzten und den sogenannten „Krankenmord“, das „Euthanasie“-Programm, konkret planten, dem ca. 300.000 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten zum Opfer fielen. Zudem überlebten viele der 400.000 bereits zu Beginn der Aktion zwangssterilisierten Menschen die Operationen nicht.

Hans Arnold Schmidt, der stellvertretende Anstaltsdirektor der „Heil- und Pflegeanstalt Konradstein“ in Preußisch Stargard, in der Wolfgang Götz Zerban ermordet wurde, arbeitete nach dem Krieg in Hamburg als Amtsarzt bis 1963. Einer Bestrafung für die von ihm verübten Gräuel entging er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes. Er starb 1973.