Helene Holzer geb. Ullmann

Verlegeort
Singerstraße 8
Historischer Name
Brauner Weg 1
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
05. April 2022
Geboren
14. Juni 1903 in Zakliczyn (Galizien)
Schicksal unbekannt

Hudes Holzer
Hudes wurde am 14. Juni 1903 in Zakliczyn, im heutigen Polen, geboren. Sie war das zweitjüngste von zehn Kindern von Aron Wolf Ullmann aus Kasna Gorna und Sara Ryfka Riegelhaupt aus Jamna und war in der Familie als Helene bekannt. Helene hatte drei Brüder, Jakob (1886), Abraham Isaak (Isy) (1888) und Towia Gutman (David) (1895) und sechs Schwestern Amalia (Manja) (1885), Gitel (1892), Cypora (1893), Blima Ruchel (Bertha) (1897), Pesel (Paula) (1900) und Lieba Scheindla, die 1906 geboren wurde. Leider starben sowohl Gitel als auch Cypora 1894 als Kleinkinder.
Zakliczyn begann als Marktsiedlung, genannt Opatkowice, am rechten Ufer des Flusses Dunajec. Im Jahr 1557 gründete ein Mann namens Spytek Jordan in der Nähe der Siedlung eine Stadt und nannte sie Zakliczyn. Im Jahr 1772 wurde die Stadt vom österreichischen Kaiserreich annektiert und blieb bis 1918 Teil Galiziens. Die jüdische Ansiedlung in der Stadt begann Mitte des 19. Jahrhunderts, und 1921 betrug der Anteil der Juden an der Bevölkerung von etwa 1200 Personen 25 %. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in Zakliczyn zu mehreren antisemitisch motivierten Ausschreitungen, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im November und Dezember 1918 einen Höhepunkt erreichten, als Zakliczyn an Polen abgetreten wurde und zahlreiche jüdische Gemeinden in Westgalizien wiederholt Ziel von Pogromen wurden. Wahrscheinlich als Folge der zunehmenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Benachteiligung und später der Kriegszerstörungen - Zakliczyn wurde durch schwere österreichisch-russische Kämpfe zerstört - begann die Familie ab 1906, ihre Heimat zu verlassen.
Jakob war der erste der Familie, der im Mai 1906 in die USA auswanderte, ihm folgten Isy im Juni 1907, David im Juni 1911 und Bertha im September 1913. Manja war bereits 1911 nach Berlin gezogen, und später folgte ihr Isy, der sich nach seiner Heirat mit Jenny im Jahr 1917 in Berlin niederließ. Der Rest der Familie blieb in Zakliczyn, wo Aron Wolf zunächst als Hilfsarbeiter und später als Religionslehrer tätig war. Leider starb Aron Wolf 1918, und wahrscheinlich zog Helene danach mit ihrer Mutter Sara Ryfka und ihren Schwestern Paula und Lieba nach Berlin.
In Berlin lernte Helene vielleicht ihren Mann Adolf kennen, vielleicht kannten sie sich schon seit ihrer Kindheit, da er in Wesołów, dem Nachbarort von Zacliczyn, geboren wurde. Adolf wurde am 15. März 1890 als Abraham Leib Holzer geboren und war eines von zehn Kindern der Eltern Isaak Holzer und Chaje Flugeizen. Helene und Adolf heirateten am 28. Mai 1929 in Weiport in Bayern. Als sie heirateten, wohnten Helene und Adolf in der Hohenstaufenstraße 63, aber 1931 zogen sie in die Beuthstraße 10 in Berlin SW19. Das Paar zog 1933 in die Neanderstraße 11 und 1936 in ihre letzte gemeinsame Wohnung in der Neuen Friedrichstraße 3.
Helene und Adolf hatten keine Kinder und arbeiteten gemeinsam als Tapezierer, was leider zu Adolfs frühem Tod an einer berufsbedingten Tuberkulose am 1. Juni 1936 im Alter von 46 Jahren führte. Helene lebte weiterhin in Berlin und zog 1938 zunächst in den Braunen Weg 9 und schließlich 1939 in die Weinmeisterstraße 6, ihre letzte Wohnung in Berlin. Leider starb Helenes Mutter, Sara Ryfka, am 15. März 1939, und kurz darauf, am 4. September 1939, kehrte Helene nach Polen zurück; ihr Schicksal bleibt tragischerweise unbekannt.
Am 3. März 1943 wurden Helenes Schwester Lieba zusammen mit ihrem Mann Isaak und einer weiteren Schwester, Pesel Majerowicz (genannt Paula), mit dem Transport 33 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Paulas Ehemann Robert Majerowicz wurde am folgenden Tag ebenfalls nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Helenes Bruder Isy starb im Mai 1943 eines natürlichen Todes und nur dreizehn Tage später wurde seine Frau Jenny nach Theresienstadt deportiert, wo sie im September 1943 ebenfalls in Auschwitz-Birkenau starb.
Helenes Geschwister Jacob, David und Bertha überlebten den Krieg in den USA, und Manja gelang im Mai 1941 die Flucht nach Buenos Aires zu ihrem Sohn. Manjas Tochter entging der Deportation nach Auschwitz-Birkenau am 24. August 1943, indem sie untertauchte. Leider starb sie am 21. Mai 1945 an einer Lungenentzündung, kurz nach Kriegsende.


References
Berlin Address Directories 1799-1970 - Digitale Landesbibliothek Berlin (zlb.de)
Local history | Virtual Shtetl (sztetl.org.pl)
Zakliczyn - Wikipedia
Zakliczyn Jewish Military Cemetery (esjf-surveys.org)
Stumbling Stones in Berlin | Places & Biographies of the Stumbling Stones in Berlin (stolpersteine-berlin.de)
Hudes (Helene) Ullmann - Facts (ancestry.co.uk)
Hudes Holzer née Ullmann (mappingthelives.org)

Helene Hudes wurde am 14. Juni 1903 in Zakliczyn, im heutigen Polen, geboren. Sie war das zweitjüngste der zehn Kinder von Aron Wolf Ullmann aus Kasna Gorna und Sara Ryfka Riegelhaupt aus Jamna und wurde in der Familie nur Helene genannt. Sie hatte drei Brüder, Jakob (1886), Abraham Isaak (Isy) (1888) und Towia Gutman (David) (1895) und sechs Schwestern Amalia (Manja) (1885), Gitel (1892), Cypora (1893), Blima Ruchel (Bertha) (1897), Pesel (Paula) (1900) und Lieba Scheindla, die 1906 geboren wurde. Leider starben sowohl Gitel als auch Cypora bereits 1894 als Kleinkinder.

Die jüdische Ansiedlung in Zakliczyn begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Bereits 1921 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil 25 % bei etwa 1200 Einwohner:innen. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in Zakliczyn zu mehreren antisemitisch motivierten Ausschreitungen, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im November und Dezember 1918 einen Höhepunkt erreichten. Mit der zweiten polnischen Staatsgründung wurde Zakliczyn, wie zahlreiche andere jüdische Gemeinden in Westgalizien, wiederholt Ziel von antisemitischen Pogromen.

Wahrscheinlich als Folge der zunehmenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Benachteiligung und später der Kriegszerstörungen – Zakliczyn wurde durch schwere österreichisch-russische Kämpfe zerstört – begann die Familie ab 1906, ihre Heimat zu verlassen.
Jakob war der erste der Familie, der im Mai 1906 in die USA auswanderte, ihm folgten Isy im Juni 1907, David im Juni 1911 und Bertha im September 1913. Manja war bereits 1911 nach Berlin gezogen, und später folgte ihr Isy, der sich nach seiner Heirat mit Jenny im Jahr 1917 in Berlin niederließ. Der Rest der Familie blieb in Zakliczyn, wo Aron Wolf zunächst als Hilfsarbeiter und später als Religionslehrer tätig war. Leider starb Aron Wolf 1918, und wahrscheinlich zog Helene danach mit ihrer Mutter Sara Ryfka und ihren Schwestern Paula und Lieba nach Berlin.

In Berlin lernte Helene vielleicht ihren Mann Adolf kennen, vielleicht kannten sie sich bereits seit ihrer Kindheit, da er in Wesołów, dem Nachbarort von Zacliczyn, geboren wurde. Adolf wurde am 15. März 1890 als Abraham Leib Holzer geboren und war eines von zehn Kindern der Eltern Isaak Holzer und Chaje Flugeizen. Helene und Adolf heirateten am 28. Mai 1929 in Weiport in Bayern. Als sie heirateten, wohnten Helene und Adolf in der Hohenstaufenstraße 63, aber 1931 zogen sie in die Beuthstraße 10 in Berlin. Das Paar zog 1933 in die Neanderstraße 11 und 1936 in ihre letzte gemeinsame Wohnung in der Neuen Friedrichstraße 3.

Helene und Adolf hatten keine Kinder und arbeiteten gemeinsam als Tapezierer, was leider zu Adolfs frühem Tod an einer berufsbedingten Tuberkulose am 1. Juni 1936 im Alter von nur 46 Jahren führte. Helene lebte weiterhin in Berlin und zog 1938 zunächst in den Braunen Weg 9 und schließlich 1939 in die Weinmeisterstraße 6, ihre letzte Wohnung in Berlin. Helenes Mutter, Sara Ryfka, starb am 15. März 1939, und kurz darauf, am 4. September 1939, kehrte Helene nach Polen zurück. Ihr weiteres Schicksal bleibt unbekannt.

Am 3. März 1943 wurden Helenes Schwester Lieba zusammen mit ihrem Mann Isaak und einer weiteren Schwester, Pesel Majerowicz (genannt Paula), mit dem Transport 33 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Paulas Ehemann Robert Majerowicz wurde am folgenden Tag ebenfalls nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Helenes Bruder Isy starb im Mai 1943 eines natürlichen Todes. Nur dreizehn Tage später wurde seine Frau Jenny nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie im September 1943 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und ermordet.

Helenes Geschwister Jacob, David und Bertha überlebten den Krieg in den USA, und Manja gelang im Mai 1941 die Flucht nach Buenos Aires zu ihrem Sohn. Manjas Tochter entging der Deportation nach Auschwitz-Birkenau am 24. August 1943, indem sie untertauchte. Leider starb sie, kurz nach Kriegsende, am 21. Mai 1945 an einer Lungenentzündung.