Dr. Gerson Elias Feinberg

Verlegeort
Solinger Straße 1
Historischer Name
Solinger Straße/Ecke Levetzowstraße
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
09. November 2021
Geboren
20. August 1876 in Roth b. Nürnberg
Beruf
Rabbiner und Seminarlehrer
Interniert
1938 bis 29. November 1938 in Sachsenhausen
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga / Lettland
Ermordet
18. August 1942 in Riga

Dr. Gerson Elias Feinberg war Rabbiner und Seminarlehrer, er besaß den Titel des Dr. phil. Er stammte aus der Nähe von Nürnberg. Sein Studium absolvierte er an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Sein Examen fand 1895 statt. Anschießend begann er eine Ausbildung zum Rabbiner. Dr. Gerson Elias Feinberg war als Prediger und Rabbiner tätig. Im Jahr 1910 kam er für kurze Zeit nach Berlin und übernahm die Stelle eines rabbinischen Seminarlehrers an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt. Ende 1910 kam er zurück nach Würzburg, gründete eine Familie und sie lebten bis 1922 in Würzburg. Anschließend trat er eine Stelle als Rabbiner in Heilbronn an, wo sie bis 1929 wohnten. In diesem Jahr zog die Familie Feinberg wieder um. Gerson Elias Feinberg bekam die Stelle eines Bezirksrabbiners von zwölf Gemeinden im damaligen Oberschlesien. Bis 1936 lebte die Familie in Groß-Strelitz, dann wurde diese Stelle nicht mehr finanziert. Von 1937 bis 1939 lebte die Familie in Schönlanke, wo Gerson Elias Feinberg mit erheblichen verringerten Bezügen als Rabbiner tätig war. Nach der Pensionierung im Jahr 1939 zogen Gerson und Sara Feinberg nach Berlin. Zuerst lebten sie in Charlottenburg, anschließend in Moabit in der Solinger Straße 1.

Aus der Rede der Familie bei der Stolperstein-Verlegung von
Gerson Elias und Sara Feinberg.

Wir stehen hier bei der Stolperstein-Verlegung, im Andenken an die Menschen die hier wohnten und von hier aus vor 79 Jahren in ihren Tod deportiert wurden.

Ich möchte ihnen erzählen wer die Juden hinter diesen Steinen waren.

Der Rabbiner Dr. Gerson Elias Feinberg war der führende Rabbiner einiger Jüdischen orthodoxen Gemeinden. Er erfüllte diese Aufgabe in Würzburg, später in Heilbronn, Oberschlesien und zuletzt in der Gemeinde in der Münchener Straße, nicht weit von hier.

Seine Frau, Sara Feinberg war Hausfrau und unterstützte ihn in der Gemeindeführung.

Wir stehen hier, ihre Enkel und Urenkel, um ihnen Ehre zu erweisen und zu versuchen, ihre Fortsetzung zu sein, obwohl wir sie nie gesehen haben.

Unser Vater beschrieb in seinen Memoiren die Wohnung seiner Eltern: ,,Er freute sich immer, wenn Besucher kamen, ein Bekannter oder ein Fremder. Es kann jemand sein, der Waren ausliefert oder der Spengler, der die eingefrorene Wasserleitung auftauen kann. Unfehlbar wurde er mit einem Ah! einer freudigen Überraschung begrüßt, mit Ah! Guten Morgen. Oder Ah! Guten Abend. So freigiebig spendete Vater sein Willkommens Ah! Dass die Leute an der Tür mitlächelten oder einen Blick mit dankbarer Erstauntheit zeigten.“

Unser Großvater und unsere Großmutter hatten fünf Kinder. Bei Ausbruch des Krieges waren diese zwischen siebzehn und sechsundzwanzig Jahre alt. Der jüngste, Ezra, war unser Vater.

Unser Großvater Dr. Gerson Feinberg besuchte das Rabbiner-Seminar in Würzburg und Berlin, er erhielt seinen Doktortitel an der Universität in Zürich/Schweiz.

Die Familie Feinberg hatte eine tiefe Zugehörigkeit sowohl zur deutschen Kultur als auch zum Judentum.
Doch bei Ausbruch des Krieges wurden sie ihrer Identität beraubt. Das Deutschland welches sie so liebten, hieß sie nicht mehr willkommen. In seinen Memoiren erzählte unser Vater, dass am 12. August 1942 sein Vater Dr. Feinberg die Listen erhalten hatte mit der Mitteilung dass er und seine Frau in kürzester Zeit zum Transport abgeholt werden. Unsere Großmutter, seine Mutter, überredete unseren Vater schnellstens zu fliehen, um sich selbst zu retten.
So erinnerte sich unser Papa jahrelang an die letzten Minuten mit seinen Eltern: ohne Kuss oder gar ein Händedruck, ohne jegliche Möglichkeit Abschied zu nehmen.

Ich kann mir das Verlustgefühl meiner Großmutter nur vorstellen, dass sie sich von ihrem jüngsten Sohn nicht verabschieden konnte. Als Mutter kann ich nachvollziehen wie viel Kraft sie aufbringen musste. Jedoch rettete sie ihm das Leben dank dieser Entscheidung.

Unsere Großeltern wurden zur Synagoge in der Lewetzowstraße gebracht wo viele Juden versammelt waren und von dort wurden sie nach Riga deportiert und ermordet.

Von den fünf Kindern der Familie Feinberg wurden zwei ermordet: Dora war verheiratet, lebte in Ungarn und wurde mit ihren zwei kleinen Töchtern nach Auschwitz deportiert. Jizchak war Zwangsarbeiter und wurde in Posnen ermordet. Hanna, Mosi und Ezra, unser Vater, waren untergetaucht und überlebten.

Mein Sohn Doron Gershon, ihr Urenkel, der nach unserem Großvater benannt wurde ist heute hier anwesend. Ayala Sara, die Tochter von meinem Bruder, ihre Urenkelin ist heute auch dabei, sie ist nach ihrer Großmutter benannt.

Die Zeremonie heute hier rührt uns sehr. Es ist bedeutsam für uns zu sehen dass es hier in Deutschland Menschen gibt, die unsere Großeltern und deren Gedenken ehrt.

Wir möchten Herrn Gunter Demnig danken unsere Großeltern ins Stolperstein-Projekt eingegliedert zu haben.

Dr. Gerson Elias Feinberg war Rabbiner und Seminarlehrer, er besaß den Titel des Dr. phil. Er stammte aus der Nähe von Nürnberg. Sein Studium absolvierte er an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Sein Examen fand 1895 statt. Anschießend begann er eine Ausbildung zum Rabbiner. Dr. Gerson Elias Feinberg war als Prediger und Rabbiner tätig. Im Jahr 1910 kam er für kurze Zeit nach Berlin und übernahm die Stelle eines rabbinischen Seminarlehrers an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt. Ende 1910 kam er zurück nach Würzburg, gründete eine Familie und sie lebten bis 1922 in Würzburg. Anschließend trat er eine Stelle als Rabbiner in Heilbronn an, wo sie bis 1929 wohnten. In diesem Jahr zog die Familie Feinberg wieder um. Gerson Elias Feinberg bekam die Stelle eines Bezirksrabbiners von zwölf Gemeinden im damaligen Oberschlesien. Bis 1936 lebte die Familie in Groß-Strelitz, dann wurde diese Stelle nicht mehr finanziert. Von 1937 bis 1939 lebte die Familie in Schönlanke, wo Gerson Elias Feinberg mit erheblichen verringerten Bezügen als Rabbiner tätig war. Nach der Pensionierung im Jahr 1939 zogen Gerson und Sara Feinberg nach Berlin. Zuerst lebten sie in Charlottenburg, anschließend in Moabit in der Solinger Straße 1.

Aus der Rede der Familie bei der Stolperstein-Verlegung von
Gerson Elias und Sara Feinberg.

Wir stehen hier bei der Stolperstein-Verlegung, im Andenken an die Menschen die hier wohnten und von hier aus vor 79 Jahren in ihren Tod deportiert wurden.

Ich möchte ihnen erzählen wer die Juden hinter diesen Steinen waren.

Der Rabbiner Dr. Gerson Elias Feinberg war der führende Rabbiner einiger Jüdischen orthodoxen Gemeinden. Er erfüllte diese Aufgabe in Würzburg, später in Heilbronn, Oberschlesien und zuletzt in der Gemeinde in der Münchener Straße, nicht weit von hier.

Seine Frau, Sara Feinberg war Hausfrau und unterstützte ihn in der Gemeindeführung.

Wir stehen hier, ihre Enkel und Urenkel, um ihnen Ehre zu erweisen und zu versuchen, ihre Fortsetzung zu sein, obwohl wir sie nie gesehen haben.

Unser Vater beschrieb in seinen Memoiren die Wohnung seiner Eltern: ,,Er freute sich immer, wenn Besucher kamen, ein Bekannter oder ein Fremder. Es kann jemand sein, der Waren ausliefert oder der Spengler, der die eingefrorene Wasserleitung auftauen kann. Unfehlbar wurde er mit einem Ah! einer freudigen Überraschung begrüßt, mit Ah! Guten Morgen. Oder Ah! Guten Abend. So freigiebig spendete Vater sein Willkommens Ah! Dass die Leute an der Tür mitlächelten oder einen Blick mit dankbarer Erstauntheit zeigten.“

Unser Großvater und unsere Großmutter hatten fünf Kinder. Bei Ausbruch des Krieges waren diese zwischen siebzehn und sechsundzwanzig Jahre alt. Der jüngste, Ezra, war unser Vater.

Unser Großvater Dr. Gerson Feinberg besuchte das Rabbiner-Seminar in Würzburg und Berlin, er erhielt seinen Doktortitel an der Universität in Zürich/Schweiz.

Die Familie Feinberg hatte eine tiefe Zugehörigkeit sowohl zur deutschen Kultur als auch zum Judentum.
Doch bei Ausbruch des Krieges wurden sie ihrer Identität beraubt. Das Deutschland welches sie so liebten, hieß sie nicht mehr willkommen. In seinen Memoiren erzählte unser Vater, dass am 12. August 1942 sein Vater Dr. Feinberg die Listen erhalten hatte mit der Mitteilung dass er und seine Frau in kürzester Zeit zum Transport abgeholt werden. Unsere Großmutter, seine Mutter, überredete unseren Vater schnellstens zu fliehen, um sich selbst zu retten.
So erinnerte sich unser Papa jahrelang an die letzten Minuten mit seinen Eltern: ohne Kuss oder gar ein Händedruck, ohne jegliche Möglichkeit Abschied zu nehmen.

Ich kann mir das Verlustgefühl meiner Großmutter nur vorstellen, dass sie sich von ihrem jüngsten Sohn nicht verabschieden konnte. Als Mutter kann ich nachvollziehen wie viel Kraft sie aufbringen musste. Jedoch rettete sie ihm das Leben dank dieser Entscheidung.

Unsere Großeltern wurden zur Synagoge in der Lewetzowstraße gebracht wo viele Juden versammelt waren und von dort wurden sie nach Riga deportiert und ermordet.

Von den fünf Kindern der Familie Feinberg wurden zwei ermordet: Dora war verheiratet, lebte in Ungarn und wurde mit ihren zwei kleinen Töchtern nach Auschwitz deportiert. Jizchak war Zwangsarbeiter und wurde in Posnen ermordet. Hanna, Mosi und Ezra, unser Vater, waren untergetaucht und überlebten.

Mein Sohn Doron Gershon, ihr Urenkel, der nach unserem Großvater benannt wurde ist heute hier anwesend. Ayala Sara, die Tochter von meinem Bruder, ihre Urenkelin ist heute auch dabei, sie ist nach ihrer Großmutter benannt.

Die Zeremonie heute hier rührt uns sehr. Es ist bedeutsam für uns zu sehen dass es hier in Deutschland Menschen gibt, die unsere Großeltern und deren Gedenken ehrt.

Wir möchten Herrn Gunter Demnig danken unsere Großeltern ins Stolperstein-Projekt eingegliedert zu haben.