Emmi Lichtenstein geb. Saalmann

Verlegeort
Suarezstraße 21
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
10. November 2013
Geboren
03. März 1892 in Stettin (Pommern) / Szczecin
Deportation
am 17. März 1943
Später deportiert
am 06. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Emmi Lichtenstein, geb. Saalmann, verw. Wagner, wurde am 3. März 1892 als Tochter des Fabrikanten Robert Saalmann und dessen Ehefrau Röse, geb. Fröhlich, in Stettin geboren. Sie besuchte das Lyzeum und studierte Musik mit dem Schwerpunkt Gesang. Als Solistin sang sie – begleitet von verschiedenen großen Kirchenorchestern – in Schwerin. Später trat sie an mehreren Opernbühnen Deutschlands auf und bereiste während des Ersten Weltkrieges als Sängerin Feldlazarette an der Westfront. Sie setzte ihre Karriere bis zu ihrer Heirat mit dem Kaufmann Max Wagner fort, der in der Suarezstraße 21 in Charlottenburg wohnte. Danach sang sie öffentlich nur noch bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.<br />
<br />
Das Ehepaar Wagner hatte zwei Kinder, den Sohn Hermann Robert (Geburtsdatum unbekannt) und die Tochter Marianne, die am 22. Januar 1922 geboren wurde. Max Wagner verstarb am 7. September 1939 im Alter von 56 Jahren an einem Gehirnschlag. Seine Ehefrau Emmi führte von den Unternehmungen ihres Mannes lediglich den Lederwarengroßhandel weiter, und zwar in der Wohnung in der Suarezstraße 21.<br />
<br />
Emmi Wagners fünf Jahre älterer Bruder, Walter G. Saalmann, floh am 15. Juni 1938 nach Amerika und holte ein Jahr später auch den Sohn seiner Schwester, Hermann Robert, in die USA. Danach lebte Emmi Wagner bis 1939/40 mit ihrer Tochter Marianne allein in der Suarezstraße 21. Der genaue Zeitpunkt ihres Auszuges war nicht zu klären. Ab dem Jahr 1940 gibt es keine Eintragung der Familie Wagner mehr an dieser Adresse und auch die Namen der weiteren jüdischen Bewohner des Hauses fehlen. Vermutlich wurden sie alle gem. dem „Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 zwangsweise in sog. „Judenwohnungen“ oder „Judenhäuser“ umgesiedelt. Dieses Gesetz hob den Mieterschutz für jüdischen Menschen praktisch auf mit der Begründung, dass es eine „vertrauensvolle Hausgemeinschaft zwischen Deutschen und Juden nicht geben“ könne. Nichtjüdische Vermieter konnten jüdischen Mietern ohne Grund die Wohnung kündigen. Sie wurden dann in Häuser von jüdischen Eigentümern oder Wohnungen jüdischer Mieter zwangsweise eingewiesen – meist als Untermieter in ein einziges Zimmer.<br />
<br />
In diesem Zeitraum heiratete Emmi Wagner den Kaufmann Alfred Lichtenstein, der am 17. Juli 1886 in Meinigen geboren war. Er wohnte am Kurfürstendamm 106-107 und war seit Anfang der vierziger Jahre als Arbeiter – vermutlich zwangsweise – bei der Firma „Feinmechanik Weinrich“ beschäftigt. Emmi Lichtenstein musste in einer anderen Firma Zwangsarbeit leisten. Alfred Lichtenstein gab in seiner Vermögenserklärung – die alle Juden wenige Tage vor der Deportation auszufüllen hatten – 1943 an, dass ihm die Firma den gesamten bisherigen Lohn von 1250 Reichsmark schuldig geblieben sei. Sein Wochenlohn betrug 25 Reichsmark, der seiner Frau 21 Reichsmark.<br />
<br />
Ab März 1942 wohnte Emmi Lichtenstein in der Tauentzienstraße 7 im zweiten Obergeschoss. Dort war sie amtlich nicht gemeldet, was darauf schließen lässt, dass es sich um eine sog. „Judenwohnung“ handelte. Ihr Mann war in demselben Haus, aber im dritten Stock, untergebracht. Auch ihre Tochter Marianne war in das Haus eingewiesen.<br />
<br />
Als erste der Familie wurde Marianne Wagner am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort im April ermordet. Emmi Lichtenstein und ihr Mann Alfred wurden am 17. März 1943 mit dem sog. „4. Großen Alterstransport“ mit weiteren 1342 jüdischen Menschen in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 6. Oktober 1944 wurde das Ehepaar weiter in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.<br />
<br />
Der in Amerika lebende Bruder von Emmi Lichtenstein, Walter Saalmann, hatte bis zum Kriegseintritt der USA Anfang Dezember 1941 regelmäßig mit ihr korrespondiert und erhielt auch noch die Nachricht über die Deportation von Marianne. Als letztes Lebenszeichen seiner Schwester erreichte ihn eine Postkarte aus Theresienstadt mit dem Poststempel 21. September 1944, die vermutlich aus dem Ghetto geschmuggelt worden war.<br />
<br />
Emmi Lichtensteins Sohn aus erster Ehe, Hermann Robert Wagner, trat in die US-Armee ein und fiel während der Invasion der Alliierten in der Normandie.<br />
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Emmi Lichtenstein, geb. Saalmann, verw. Wagner, wurde am 3. März 1892 als Tochter des Fabrikanten Robert Saalmann und dessen Ehefrau Röse, geb. Fröhlich, in Stettin geboren. Sie besuchte das Lyzeum und studierte Musik mit dem Schwerpunkt Gesang. Als Solistin sang sie – begleitet von verschiedenen großen Kirchenorchestern – in Schwerin. Später trat sie an mehreren Opernbühnen Deutschlands auf und bereiste während des Ersten Weltkrieges als Sängerin Feldlazarette an der Westfront. Sie setzte ihre Karriere bis zu ihrer Heirat mit dem Kaufmann Max Wagner fort, der in der Suarezstraße 21 in Charlottenburg wohnte. Danach sang sie öffentlich nur noch bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Das Ehepaar Wagner hatte zwei Kinder, den Sohn Hermann Robert (Geburtsdatum unbekannt) und die Tochter Marianne, die am 22. Januar 1922 geboren wurde. Max Wagner verstarb am 7. September 1939 im Alter von 56 Jahren an einem Gehirnschlag. Seine Ehefrau Emmi führte von den Unternehmungen ihres Mannes lediglich den Lederwarengroßhandel weiter, und zwar in der Wohnung in der Suarezstraße 21.

Emmi Wagners fünf Jahre älterer Bruder, Walter G. Saalmann, floh am 15. Juni 1938 nach Amerika und holte ein Jahr später auch den Sohn seiner Schwester, Hermann Robert, in die USA. Danach lebte Emmi Wagner bis 1939/40 mit ihrer Tochter Marianne allein in der Suarezstraße 21. Der genaue Zeitpunkt ihres Auszuges war nicht zu klären. Ab dem Jahr 1940 gibt es keine Eintragung der Familie Wagner mehr an dieser Adresse und auch die Namen der weiteren jüdischen Bewohner des Hauses fehlen. Vermutlich wurden sie alle gem. dem „Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 zwangsweise in sog. „Judenwohnungen“ oder „Judenhäuser“ umgesiedelt. Dieses Gesetz hob den Mieterschutz für jüdischen Menschen praktisch auf mit der Begründung, dass es eine „vertrauensvolle Hausgemeinschaft zwischen Deutschen und Juden nicht geben“ könne. Nichtjüdische Vermieter konnten jüdischen Mietern ohne Grund die Wohnung kündigen. Sie wurden dann in Häuser von jüdischen Eigentümern oder Wohnungen jüdischer Mieter zwangsweise eingewiesen – meist als Untermieter in ein einziges Zimmer.

In diesem Zeitraum heiratete Emmi Wagner den Kaufmann Alfred Lichtenstein, der am 17. Juli 1886 in Meinigen geboren war. Er wohnte am Kurfürstendamm 106-107 und war seit Anfang der vierziger Jahre als Arbeiter – vermutlich zwangsweise – bei der Firma „Feinmechanik Weinrich“ beschäftigt. Emmi Lichtenstein musste in einer anderen Firma Zwangsarbeit leisten. Alfred Lichtenstein gab in seiner Vermögenserklärung – die alle Juden wenige Tage vor der Deportation auszufüllen hatten – 1943 an, dass ihm die Firma den gesamten bisherigen Lohn von 1250 Reichsmark schuldig geblieben sei. Sein Wochenlohn betrug 25 Reichsmark, der seiner Frau 21 Reichsmark.

Ab März 1942 wohnte Emmi Lichtenstein in der Tauentzienstraße 7 im zweiten Obergeschoss. Dort war sie amtlich nicht gemeldet, was darauf schließen lässt, dass es sich um eine sog. „Judenwohnung“ handelte. Ihr Mann war in demselben Haus, aber im dritten Stock, untergebracht. Auch ihre Tochter Marianne war in das Haus eingewiesen.

Als erste der Familie wurde Marianne Wagner am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort im April ermordet. Emmi Lichtenstein und ihr Mann Alfred wurden am 17. März 1943 mit dem sog. „4. Großen Alterstransport“ mit weiteren 1342 jüdischen Menschen in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 6. Oktober 1944 wurde das Ehepaar weiter in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Der in Amerika lebende Bruder von Emmi Lichtenstein, Walter Saalmann, hatte bis zum Kriegseintritt der USA Anfang Dezember 1941 regelmäßig mit ihr korrespondiert und erhielt auch noch die Nachricht über die Deportation von Marianne. Als letztes Lebenszeichen seiner Schwester erreichte ihn eine Postkarte aus Theresienstadt mit dem Poststempel 21. September 1944, die vermutlich aus dem Ghetto geschmuggelt worden war.

Emmi Lichtensteins Sohn aus erster Ehe, Hermann Robert Wagner, trat in die US-Armee ein und fiel während der Invasion der Alliierten in der Normandie.